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str Erfch. tagt. Mora. 7 U. Inserat«, s Spaltzeile 5 Pf, werden b. Ab. 7 (Sonn«. biö LU.)angenommen tn der Expedition: Johanne«-Allee u. WaisenhauSstr. 6. Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Droütsch. Abonn. vierteljährlich 20 Ngr. bet unenigeldl. Lieferung in'« Hau«. Durch die Kgl. Post vierteljährlich 2» Ngr. Einzelne Nummern 1 Ngr. M68- Donnerstag, den 8. März 1860. Dresden, dm 8. März. — Se, Maj. der König hat dem emerirten Cantor und zweiten Knabeulehrer an der Schule zu Borna, W. Ä. Muster, die zum Verdienstorden gehörige Medaille in Gold verliehen. — Oeffentlich« Gerichtsverhandlungen: Am vorigen Donnerstage befand sich der hiesige Lithograph Heinrich August Haber auf der öffentlichen Anklagebank, bezüchtigt der Unterschlagung negocirter Wechselgelder. Wie er selbst zugab, so hatte er schon während seiner Mi- litairdienstzeit sogenannte Geldgeschäfte gemacht und es nach seiner im Jahre 1858 erfolgten Verabschiedung vor- gezogen, anstatt von der erlernten Kunst sich durch di« zweifelhaften Erträge einer Winkclagcnturschaft zu ernäh ren. Auf diesem schlüpfrigen Boden war er mehrfach ge strauchelt und z. B. in die Untersuchung verwickelt wor ben, in Folge deren ein gewisser Philipp (damals wohn haft Königsstraße 15) bei dem Bezirksgericht Meißen zu dritthalbjährigcm Zuchthaus vcrurtheilt wurde; man hatte jedoch damals in Mangel ausreichenden Beweises die Un tersuchung gegen ihn eingestellt. Philipp aber war jetzt als Zeuge gegen ihn aus Waldheim anher Wirt worden. Er hatte den Herrn Organisten E. in Neustadt zu zwei verschiedenen Malen m höchst unverantwortlicher Weise betrogen. Zuerst hatte er in Gemeinschaft mit demselben einen Wechsel von 100 Thlrn. negocirt, unter der Be dingung, daß Jeder die Hälfte deS Betrags empfange und zur Verfallzcit zurückbezahle. Häber hatte aber nur 35 Thlr. zurückgezahlt, und in Folge der solidarischen Ver bindlichkeit war Herr E. genöchigt worden, für die fehlen den 15 Thlr. sammt den durch die angestellte Wcchsel- klage entstandenen und 11 Thlr. betragenden Kosten aus zukommen. Schlimmeren Verlaus nahm ein zweites, un ter gleichen Bedingungen über eine Summe von ebenfalls 100 Thlrn. am 10. Der. 1856 abgeschlossenes Geschäft Denn Häber hatte nicht nur die ganze dafür empfangene Valuta für sich behalten, sondern auch zur Verfallzcit nicht Zahlung leisten können. Als Herr E. bei dem Aus bleiben des Geldes ihn ernstlich entweder um Valuta oder um Rückgabe des Wechsels anging, hatte er vor dessen Augen aus seiner Brieftasche einen Wechsel hervorgezogen, diesen für den fraglichen ausgegrben und sofort zerrissen. Hierdurch glaubte Herr E. vor Unannehmlichkeiten ge sichert zu sein. Wer beschreibt aber sein Entsetzen, als »hm zur Verfallzcit (März 1857) der auf 100 Thlr. lau tende Wechsel, für den er nicht einen Dreier besehen hatte, producirt wird und er erfährt, daß Häber den Wechsel wirklich negocirt und die Valuta in Empfang genommen habe. Natürlich hatte er die Zahlung verweigert, war aber nun in Wechselhaft gekommen, hatte 22 Thlr. Kosten bezahlen und sich mit dem Inhaber des Wechsels verglei chen müssen. In der Thal ein Pech von der einen und rin Schwindel von der anderen Seite ohne Gleichen! Die resp. 11 Thlr. und 22 Thlr. Kosten hatte er später durch Inhibition eines Häbern zugefallenen Elbschafts quantums bis auf H Thlr. wieder erhalten, er wird sich aber wohl aus dem Erfahrenen eine weise Lehre ziehen. Sein Zcugniß gegen den Angeklagten war im höchsten Grade bestimmt, klar und überzeugungStreu; einen vor züglich günstigen Eindruck aber machte dasjenige seiner Tochter, welche in jenen Tagen der Calamität sich des schwer geprüften Vaters energisch angenommen hatte und mit einer Festigkeit und detrrminirten Haltung gegen den Angeklagten auftrat, die dessen Frechheit mehrfach zum Schweigen brachte und das Lügensystem vollständig auf- deckte, hinter dessen Bollwerk er sich verstecken wollte. Die Schlußvorträge des Herrn Staatsanwalt Metzler und des zum Vertheidiger berufenen Herrn Advocat Ger« lach konnte Referent wegen Behinderung mcht mit anhö ren. Das Urtel lautete auf 6 Monate Arbeitshaus. — In einer von uns referirten Gerichtsverhand lung, welche am 24. Februar wegen einer Streitsache der Herren Maschinenbauer Rost und Eisengießereibesitzer Wachsmuth stattsand, ist Letzterer als Abmiether des Er- stcren angeführt. Nachträglich haben wir nun zu berich tigen, daß das Abmiether-Verhältniß gerade umgekehrt, also Herr Rost der Abmiether des Herrn WachSmuth ist. — Bei Gelegenheit der vorgestern allyier stattgefun« denen Hauptverhandlung wurde von dem diensthabenden Gerichtsdiener ein Act der Saalpvlizei auSgeführt, der sich im höchsten Grade gerechtfertigt darstellte. Es erscheinen bekanntlich zuweilen Subjekte auf der obern Tribüne, die besser thäten, wenn sie sich irgend einer nützlichen Lhätig« keit hingäbcn, anstatt ihre Zeit dort nutzlos zu vergaffen. Dem erwähnten Executivbeamten waren nun mehrfache Klagen darüber zu Ohren gekommen, daß ein gewisser B. sich dort oben immer sibr anstößig betrage, namentlich Frauenzimmer geflissentlich haranguire rc. Er nahm da her Gelegenheit, als er an dem erwähnten Lage seiner abermals dort ansichtig wurde, ihn noch vor Beginn der