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Tageblatt f«r M 57. — Mit Rücksicht auf die im Laufe deS gen Jahres bevorstehend« Einberufung der Stände des Landes zu einem ordentlichen Landtage hat St. Maj. der König beschlossen, die erforderlichen Ergänzungswahlen vor nehmen zu lassen, und verordnet daher an alle verfassungs mäßig damit beauftragten Behörden, sofort die hierzu nö- thigen Einleitungen zu treffen. — Nach einer Bekanntmachung des Stadtraths sind dem Fond zu Begründung eines Bürger-Hospitals, wel cher Ende 1858 die Höhe von 39,224 Thlr. erreicht hatte, im Laufe de- verflossenen Jahres an Einnahmen 13.984 Lhlr. zugefloffen (darunter 10 603 Thlr. an Ber- mächtniffen und Bekehrungen, 688 Lhlr. freiwillige Bei- träge, 423 Lhlr. von Bürgerrechtsertheilungen, 100 Thlr. jährlicher Beitrag aus der Stadtkasse und 2018 Lhlr. Zinsen von außenstehenden Capitalien), während die AuS- gaben 723 Lhlr. betrugen. ES ist mithin dem Vermö- gen deS Bürgerhospitals ein Zuwachs von 13,261 Lhlr. zu Lheil geworden, durch welchen dasselbe am Schluffe de- Jahres 1859 bis auf 52,486 Thlr. angestiegen war. — In der »Weißeritz-Zeitung* schreibt Hr. II. Lheile in Lungwitz Folgendes: „War es meine Absicht, des von hier aus mitgetheiltrn Ereignisses (die bekannte Scheintod- angelegenheit betr.) nicht eher wieder zu erwähnen, als blS die bereits im Gange befindlichen gerichtlichen Erör terungen zu einem klaren Resultate geführt haben würden, so ist doch diese Angelegenheit gegenwärtig durch zwei öf fentliche Widerlegungen jener Mittheilung in ein solches Stadium «ingetreten, daß es eineStheilS als eine unmänn liche Feigheit erscheinen würde, wenn ich, ganz abgesehen von persönlichen Angriffen, die ich aus Grundsatz und aus Hochachtung vor dem Publikum unerwidert lasse, da schweigen wollte, wo eS gilt, ein öffentlich ausgesproche nes Urtheil über ein unbescholtenes Mädchen zu berichti- gen, welches, wenn cs unberichtigt bliebe, leicht für deren zukünftiges Lebensglück nachtheilig werden könnte. Andero- theils aber halte ich mich verpflichtet, einem hochgeachte ten Arzte gegenüber, der sich große Verdienste um das Dresdner SladtkrankenhauS erworben und dessen mit sel tener Humanität gepaartem segensreichen Wirken Hunderte, ja Tausende, die in jenem Krankenhause behandelt und verpflegt wurden, Gesundheit und Leben verdanken, einen von mir unbewußt begangenen Jrrthum zu berichtigen. Endlich denke ich aber auch, eS wird Manchem der Leser erwünscht sein, unerwartet der Resultate, die sich durch die gerichtlichen Erörterungen Herausstellen werden, einigerma ßen den Schleier, der auf diesem geheimnißvollen Ewig- niffe jetzt noch ruht, gelüftet zu sehen; dürften doch auch die mancherlei praktischen und wissenschaftlichen Fragen, die sich an dasselbe anknüpfen, schon an und für sich ein so großes Interesse erregen, daß eine nochmalige Besprech ung dieser Angelegenheit gewiß Nachsicht, und Enschuldig, ung finden wlrd. Die sich die Leser erinnern, batte dn Corre'pondrnzartikel aus Lungwitz einzig und allein die wohlmeinende Absicht, dem Begraben und einer rücksichts losen Behandlung Scheintobter vozubeugen. Ich ver schwieg bei dem dabei m tgttheilten Ereignisse Namen und Ort, es dürfte daher, selbst wenn die ganze Mittheilung auf einer absichtslosen Täuschung beruht hätte, sehr unge rechtfertigt und unpassend sein, wenn dieselbe in einem ver<e ösfentlichten Aufsatze «in« .leichtsinnige Denunciation" ge nannt wird. DaS Dresdner SladtkrankenhauS hatte ich aber allerdings im Sinne, und die Schrintodte war dir seitdem wiederholt genannte Emilie Bretschneider, die Toch ter deS im vorigen Jahre verstorbenen GchmiedemeisterS Bretschneider von Sayda/ , Der Verfasser bestreitet nun in längerer Auseinandersetzung den gestörten Geisteszustand deS Mädchens urch erwähnt unter Anderem, daß man sie sogar einmal nach Pirna gebracht und dem Arzte der Ir- renanstalt auf dem Sonnenstein vorgestellt habe, der aber natürlich als guter Psycholog den wahren Sachverhalt so gleich richtig erkannte und den Bescheid gah, daß bei die sem Mädchen von einer wirklichen geistigen Störung nicht im Entferntesten di« Rede sein könnt«, und daß st« bei ländlicher Ruhe und Erholung in kurzer Zeit vollständig genesen werde. .Um der Wahrbeit aber vollständig dir Ehre zu geben*, fährt der Verfasser weiter fort, .so wol len wir eS nicht verschweigen^ daß Emilie Bretschneider von einer — wir wollen es einmal mit einem allerdings nicht so ganz paffenden Worte bezeichnen — von einer fixen Idee beherrscht ist. ES ist dies der feste Glaube an «ine in jener Nacht in der Leichenkammer gehabte Engelö- erscheinung. Als sie nämlich, so ganz von aller Welt ver lassen, neben der Leiche eines alten Mannes auf ihrem Brete saß, da übermannte sie ein unaussprechlich schmerz liches Gefühl, und sie wußte nicht, ob sie sich wirklich noch unter den Lebenden befände. Da nahm sie im stil len, inbrünstigen Gebet ihre Zuflucht zu Gott und bat ihn um Erlösung aus ihrer schrecklichen Lag« und um ein Zeichen, daß sie wirklich noch lebe, und bald darauf glaubte