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Tageblatt stk Ersch. tägl. Mora. 7 U. Inserate, Pr.Unterhaltung «nd Geschäftsverkehr. LWttWL'rL (Donnt. bis 2 u.) angenommen Durch die Kal. Post vierteljährlich Mtt»--,«.,- rs-°d°r DroSisch. --.«„.m Hgr ^ 4«. Donnerstag, den S. Februar 18««. Dresden, den 9. Februar. — Se. Maj. der König hat dem S^atseisenbahn- director Freih. v. Weber die Erlaubniß erHllt, den ihm von Tr. Maj. dem Kaiser von Rußland verliehenen St. Annenorden 2. Cl. anzunehmen und zu tragen. — Oeffentliche Ger icht-vttLandlungen: Heute Vorm. 9 Uhr gegen den hiesigen Schänkwirth I. Tr. Vollsack wegen Unterschlagung und Betrugs. — Am vorigen Dienstage sigueirte wieder einmal eines jener unverbesserlichen Subjerte auf der Anklagebank des hiesigen Bezirksgerichts, die nach Entlassung aus einem der Strafhäuser das frühere Geschäft des Raubes und Diebstahls nur mit größerer Vorsicht fortzusetzen pflegen, und für einzelne Distrikte eine wahre Landplage sind. Es war dies der angebliche Handarbeiter C. G. Andrä auS Niederweisa, 36 Jahr alt, seit vorigem Sommer zum zweiten Male verhrirathet und zur Zeit in Meißen wohn haft, wegen Diebstahls bereits mit beziehentlich 10, 6 und 12 Monaten Arbeitshaus, sowie 17 und 16 Monaten Zuchthaus bestraft, jetzt abermals des ausgezeichneten Dieb- stahlS angeklagt. Die in der Hauptverhandlung anwesen den Gendarmen au» Meißen, sowie einige andere Zeugen — «S waren deren überhaupt 11 gegenwärtig — gaben an, daß er während deö vorigen Sommers so gut wie gar nichts gearbeitet und verdient hätte, und doch waren von ihm namentlich im Laufe der Monate Juli und Au gust Ausgaben gemacht worden, welche mit seiner Beschäf tigung und seinem geringen Erwerb im schreiendsten Miß verhältnisse standen. Die Betten, die Kleidungsstücke, Uhren, Stoffe und HauSgeräthschaften, die er während einer Zeit von ca. 4 Wochen sich da und dort erkauft, repräsentirten die fabelhafte Tesammtsumme von 40 bis 50 Thlr., was schon rin fleißiger Arbeiter, vielmehr ein stadtkundiger Bummler wohl unterwegs lassen möchte, wenn er das Geld dazu sich nicht auf unredliche Weis« erwarb. Zu eben derselben Zeit erscholl in der Meißner Gegend ein allgemeines Wehe über verschiedene mit un gemeiner Frechheit auögeübte Einbruchsdiebstähle, bei wel chen immer die den Spitzbuben von Profession eigene Vorsicht beobachtet worden war, nur das Vorgefundene baare Geld mitgehen zu heißen, andere Werthrffectrn aber, wie Uhren und Kleinodien, die vielleicht unmittelbar da neben lagen, unberührt liegen zu lassen. Was Wunder, daß die Polizeiorgane ihre Aufsicht gegen Andrä verdop pelten, in dessen zu seinem Verdienste in gar keinem Ver hältnisse stehenden Aufwande hinreichende Ursache fanden, in ihm Denjenigen zu vermuthen, der entweder bei Ver- Übung jener Diebstähle betheiligt gewesen war, oder auch sie allein ausgeführt hatte. ES erfolgte daher am 22. August v. I. dessen Arretur durch den Gendarm Dum mer und den Polizeidiener Helbig, als Andrä eben im Begriff war, einen Schiebebock zu dem Schmiedemeister Lohse zu fahren, und, wie sich ergab, einen Handwagen abzuholen, den er am Lage zuvor von diesem für IS Thlr. erhandelt hatte unter der Bedingung, daraus bei der Abholung eine abschlägliche Zahlung von 10 Lhlrn. zu leisten. Man gestattete ihm nicht, dieses Geschäft zu vollführen, vielmehr mußte er den Schtebebock wieder nach seiner Wohnung zurück bringen. Dort stellte er denselben im Hofe an die Wand, nachdem er zuvor daS Rad ab genommen und letzteres in einen kleinen Seitenhof nieder- gelegt hatte, woselbst sich hinter einer Vermachung die Düngerstätte und die Aschengrube befand. Die Polizei organe waren ihm aber in dieses Verließ nicht gefolgt, sondern hatten an der Hofthüre seine Rückkunft abgewar tet. Es erfolgte nun behufige Auösuchung, aber auch kein Schimmer zeigte sich von irgend welchem gestohlenen Gute. Da kam der zweite Gendarm, Namens Striegler, der sich die Vorgänge bei der Arretur hatte erzählen las sen, auf den gescheidten Gedanken, in jenem Seitenhofe, wo Andrä einige Augenblicke unbeobachtet gewesen war, Nachforschungen anzustellen, und siehe da, er fand in der Aschengrube einen Beutel von Leinwand mit 22 Thlr. 27 Ngr. 5 Pf. Silbergrld, unter denen sich namentlich 8 alte sächsische Zweigroschenstücke und «in holländisches Biergrö- schenstückchen bemerkbar machten. Aber keiner der in der Umgegend Bestohlenen hatte einen solchen Beutel beschrie ben oder solche Münzsorten unter den entwendeten bezeich net. Hierzu kam nun noch, daß eine von demselben Gendarm nochmals vorgenommene Auösuchung in den WohnungSräumen ihn 12 Lhaler finden ließ, die in dem geheimen Fache einer auf dem Boden stehenden Lade zum Vorschein kamen, nachdem derselbe bei fruchtloser Ausräu mung des wrrthlosrn Inhalt-auf die glückliche Idee gekommen war, die Lade umzustürzen. Der Bergmann spricht von einem »Silberblick" des edlen ErzeS, der Polizist aber von einem »Sil- bertone", denn beim Umstürzen hatte es ihm hell wie Sil- i berglockengeläute in die Ohren geklungen. ES wurde nun weiter untersucht, und auf dem Boden der Lade entdeckte er das geheime Fach, aus dem ihm di« 12 Thlr. sehr