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Srsch. tägl. Mora. 7 U. Inserate. » Spaltzeile 5 Pp, werden b. Ab. 7 (Tonnt, bis S ll.) angenommen tn der Expedition: Iohannel-Allt» u. WaisenhauSstr. 6. Unterhaltung und Geschäftsverkehr. — Durch die Kgl. Post vierteljährlich _^ ^ 22Ngr- Einzelne Nummem 1 Ngr Mitredactrur: Theodor Drastisch. ..N 36. Sonntug, de» S. Februar 186«. Dresden, dm 5. Februar. — Se. Mai. der König hat genehmigt, daß der or- deutliche Professor der Theologie, Hofrath 0. L- F. C. Tischendorf zu Leipzig, den ihm von Sr. Maj. dem Kai ser von Rußland verliehenen St. Annen-Orden mit der kaiserlichen Krone 2. Ci. annehme und trage. — II. MM. der König und die Königin nebst den königl.' Prinzessinnen, Se. k. H. der Kronprinz und I. kaif. H. die Frau Großherzogin-Wittwe von Toscana be ehrten gestern Mittag baS von Leven und Sohn auf der Brühl'schen Terrasse ausgestellte zooplastische Eabinet mit Ihrem Besuche und gaben zu wiederholten Malen Ihren Beifall hinsichtlich der Naturtreue und Lebenöfrische dieser schönen Truppen zu erkennen. — Oeffentliche Gerichtsverhandlungen: Nachdem am vergangenen Donnerstage ein bisher ganz unbescholtenes und von ihrer Dienstherrschaft durch ein vorzügliches, an öffentlicher Stelle abgelegtes Zeugniß ei nigermaßen gerechtfertigtes Dienstmädchen wegen verschie dener an derselben begangener Gelddiebstähle, sowie wegen einer Fundunterschlagung mit 1 Jahr Arbeitshaus von dem hiesigen Gerichtshöfe bestraft worden war, wurde am Freitag, wie herkömmlich, über mehrere Einsprüche ver handelt. Der erste war in sehr unnöthiger Weise von ei ner gewissen unverehelichten Gottlöber allhier erhoben pnd wurde in geheimer Sitzung abgethan. Sie war vom Ge. richtSamt im Bezirksgericht wegen gewerbmäßiger Unzucht und in Berücksichtigung ihrer großen Jugend (sie zählt erst 17 Sommer (blos zu 7 Lagen Gefängniß verurtheilt worden, welche Strafe ihr jedoch noch zu viel dünken mochte. Das Bezirksgericht bestätigte jedoch daS gefällte Erkenntniß. — Hierauf kam der wegen Diebstahls von dem Gerichtsamt Moritzburg zu 1 Jahr Arbeitshaus ver- urrheilte Joh. Gottl Lraug. Hesselbarth von dort an die Reihe. Cr war überführt, mehrere, einen Werth von S Lhlrn. repräsrntirende Kisten Cigarren gestohlert zu haben, obgleich er vorgab, sie im Walde unter einem Baume herausgegraben zu haben. Leuten, wie er, die schon drti- mal wegen Eigenthumövergehen im Arbeitshaus«: gesessen haben, glaubt man solchen Schwindel nicht gleich, daher war er mit der in Art. SOS gegen rückfällige Arbeit-» häu-ler vorgesehenen geringsten Strafe, 1 Jahr Arbeits haus, belegt worden. Daö war ihm aber immer noch zu viel und er erhob Einspruch, jedoch fruchtlos. Denn da- ^ SeriHt bestätigte nicht nur da- Urtel her ersten Instanz, s sondern erklärte auch in den Entscheidungsgründen, daß Hksstlbarth nach Beschaffenheit des begangenen Verbre chens eigentlich hätte mit 1 Jahr Zuchthaus bestraft wer den müssen, und er es nur der Urtelsabfaffung des er kennenden Richters zu verdanken habe, wenn er besser weggekommen sei, da das Gericht den gesetzlichen Bestim mungen zufolge sich nicht in der Lage befinde, eine Straf erhöhung auszusprechen. — Der dritte Fall betraf einen blinden Mann, I. G. A. Madiger aus Löschwitz, ange klagt der Widersetzlichkeit gegen den Nachtwächter daselbst und von dem Gerichtsamt Dresden deshalb zu 4 Wochen Gefängniß verurtheilt. Da die gegm Mädiger erhobene Anklage in ihrem Haupttheile, der verübten Gewaltthat, lediglich auf dem Zeugnisse des Nachtwächters beruhte, so beantragte der Verlheidiger, Herr v. Schaffrath, man möge über daS frühere Leben und den Wandel diese- Mannes und die daraus zu folgernde Glaubwürdigkeit desselben sich aus den bei den Militair- und Civilgerich- ten gegen ihn (zum Lheil wegen Diebstahls) ergangenen Acten vorerst Gewißheit verschaffen und die Verhandlung vertagen. Obschon Herr Staatsanwalt Held diesem An träge keinen Erfolg versprach, wurde die Vertagung den noch vom Gerichtshöfe ausgesprochen. — Es folgte hier auf «ine Privatanklage, welche der Bevollmächtigte der Bergbaugesellschaft .Unverhofft Glück' gegen Herrn Ta pezierer Müller erhoben hatte. Letzterer hatte theils in einem Briese, theils durch zwei im Dresdner Anzeiger abgedruckte Annoncen, worin er z. B. von .Nasenhrrum- führen' und .Unverhofft Pech", .Verschwendung des BereinSvermögrnS' rc. gesprochen, den GefellschaftSbe- vollmächtigten beleidigt und war deshalb wegen Pasquills zu 10 Lhlrn. Geldstrafe verurtheilt worden, obschon er sich erboten, den Beweis der Wahrheit anzutreten. Herr Advocat Leupold, der als Vertheidiger erschienen war, mo- tivirte diesen Antrag in gründlicher Rede nochmal-, da- Gericht jedoch bestätigte einfach da- erstinstanzliche Er- krnntniß. — Bei der Polizeidirection zu Dresden wurden an gestellt; Karl Ernst Ruhlandt, zeither Hilfsarbeiter im Einwohneramt« der Polizeidirection, als BureauaWent daselbst) Johann Karl Pietzschmann, zeither Sergeant; Michael Buder, zeither Obeisignalist; Karl Heinrich Au gust Grunert und Andrea- Felfe, zeither Sergeanten, und Albert Theodor Kind, zeither Obrrjäger, als Stadtgen-, d'aroittl.