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Polizeidirection ein« Bekanntmachung, nach welcher der DiehtranSport durch die Stadt so viel als möglich zu vermeiden und von Altstadt nach Neustadt oder umge kehrt nur über die Marienb'äcke gestattet ist. Rindvieh ist, dasrrn nicht mehrere Stücke aneinander gekoppelt find, nur mittelst am Kopfe, dem Leibe und den Füßen dergestalt befestigten Stricken, daß e» nicht entspringen oder Schaden anrichten kann, von zwei tüchtigen Leu ten zu führen; kleine- Lieh aber, sowie Schweine, in der Regel lediglich mittelst Fuhrwerk- zu tran-portiren, im Fstrhrwerk aber nicht übereinander zu legen und nicht anders als mit Strohsrilrn auf einer Strohunterlag« von mindesten- einer Hand Höhe zu binden. Eontravew'eitten «erden mit SO Lhalrr Geld- oder verhältnißmäßigrr Gr- fängnißstrafr belegt. — Der hiesige pädagogische Verein, nunmehr seit 27 Jahren bestehend, beging gestern unter zahlreicher Lheilnahme in dem sreundlichst überlassenen Schulsaale de- Berlin- zu Rath und Thal sein Stiftung-fest. — Am SO. Januar beschloß Herr Pros. v. Wollen seinen CpcluS von 20 Vorlesungen über englische Sprache und Literatur. Unter den Neueren war es namentlich der auch bei uns hoch geschätzte phantasiereiche Dichter Eolr- ridge, welcher den Hauptgegenstand der Besprechung bil dete. — Die rühmenSwerthe Gründlichkeit im Sammeln und Methode im Beherrschen de- Materials, verbunden mit Klarheit des BortrageS, vermochten die Zuhörerschaft de- Herrn Professor- vom Anfang bis zum Schluß de- ganzen EycluS zu fesseln. — Seit einigen Lagen sehen wir schon wieder Dampf schiffe auf der Elbe. Wie wir hören, soll die Eröffnung der Dampfschifffahrten in den nächsten Lagen staufinden. — AuS der Ammon'schen Stiftung ist der Preis sür die vorjährige theologische Ausgabe H,n Reclor Oertel in KönigSbrück verliehen worden. Hinsichtlich der pädago, gischen Aufgabe wurde den Herren Rector Kellner zu Srbnitz, Oberlehrer Krüger zu Trithain, Hilfslehrer Rich ter zu Höckendorf und Hilfslehrer Kaden zu ?ti«derhäS« lich der Preis, und außerdem brr Arbeit drS Sk. llrhrerS Haupt in Sayda eine Belobung zuerkannt. Alt- päda gogische Ausgabe sür nächstes Jahr ist da- Lbema: Wie wird der Unterricht der Jugend eine Seelsorge? bestimmt. — Vergangenen Sonnabend Nachmittags 4 Uhr rS- cortirten zwei Schulknaben «inen dritten, der wie gelähmt an Händen und Füßen zu sein schien und zwischen seinen jugendlichen Begleitern wie rin schwankendes Rohr herüber und hinüber sich bewegte. Außerdem gewahrte man an seinen Kleidern große Echmutzstreifen und man mußte auf den Gedanken kommen, eS sei der Knabe überfahren und beschädigt worden. So wird der Leser auch vermuthen, dem war jedoch nicht so. Der jung« Unglückliche war vielmehr ein junger Trunkenbold, er hatte sich »n großen Quantitäten Branntwein berauscht und an der Wiese nahe dem großen Garten in den Schmutz sich gelegt, um seinen Rausch auSzuschlafen, zwei andere Knaben fanden ihn daselbst halb ohnmächtig und transportirten ihn wach gerüttelt in da- AelternhauS, wo er hoffentlich der gerech ten Strafe nicht entgangen sein wird. — AuS Colditz wird dem .Leipz. Journ." Folgendes übcr eine Mordthat, der jedoch die Entdeckung auf dem Fuße folgte, da sie auch, wenn der Sachverhalt sich be stätigt, zu unschlau ausgeführt worden ist, mitgetheilt: Vor einigen Lagen kam eine alte Botenfrau in ein nahe dem Walde bei Eolditz gelegene- WirthShauS und bat den Wirth, ihr einen Mann mitzugebrn, da sie einen nicht unbedeutenden Geldbrief über Land zu tragen hätte. Der Wirth schickte den Hausknecht mit, der sie bis durch den Wald begleitete, wo er sie mit der Bemerkung verließ, daß sie nun nicht- mehr zu befürchten habe. Einige Zeit dar aus hSltx des sn her Nähr befindliche Gen-d'arm einen Hilfeschrei, eilt« herbei, fand die Frau tobt und ein bluti ge- Messer daneben. Er nahm dasselbe an sich und ging, von einem ungewissen Verdacht getrieben, in obenbenann- teS WirthShauS. Der Wirth war au-gegangen, wie seine Frau sagte. Der Gen-d'arm gab vor, ein Messer vor der Hau-thür gesunden zu hqben, zeigte dasselbe und fragte, ob sie mcht wüßte, wem e- gehöre. Die Frau er kannte «S sofort als da- ihre- Manne-, der nach seiner Zurückkunft von dem ihn erwartenden GenSd'armrn na türlich sofort arrettrt wurde und nun seiner gerechten Strafe entgegensieht. — Am 1. Februar 1510 starb Zedana oder Sido- nia, die Gemahlin Albrecht- de- Beherzten, welcher der Stifter der Albertintschen Linie war. Sie war ein« Toch ter de- böhmischen Königs Georg und wurde mit Herzog Albert schon in ihrem zehnten Jahre vermählt. Nach dem Lode ihres Gemahl», mit welchem sie fast 40 Jahre in glücklicher Ehe lebte, zog sie sich auf daS einsame Schloß zu Lharand zurück. Sie ist un- sehr verehrungswürdig/ weil fie die Stammmutter unsrer jetzigen geliebten Königs familie ist. So »ft wir den heutigen Lag noch erleben, oder so oft wir die einsirmen, letzten Ueberreste drS Schlos se- zu Lharand zu betrachten Gelegenheit haben, wollen wir der ehrwürdigen Didonia dankbar gedenken. — AuS Meißen. Zur Vervollständigung unseres früheren Berichte- über die Huldigungen, die man gegen wärtig bei un- dem Bacchus bringt, mögen noch folgende Beobachtungen und Bemerkungen dienen. Unser Elbwein ist mit Unrecht in den entfernteren Gegenden Sachsen», besonders aber außerhalb desselben als gering, sauer und herbe verschrieen und diese- schlimm« Urtheil sogar in Lie dern gefriert. Wie aber einige gute Jahrgänge unseres Rebensäfte- den besten Weinen anderer Gegenden Deutsch land- ziemlich gleich stehen, so sind auch die gewöhnlichen Erzeugnisse un erer Rrbenhügel bei Weitem besser, als ihr Ruf; ja einige Berglagen geben stet- einen vortrefflichen Wein. Es gereicht dem richtigen Meißner zu einer mchi geringen Grnugthuung, solche Leute bekehrt zu sehen, welche, dem schlimmen Rufe Glauben schenkend, hierher kommen und nicht- von unserem Weine wissen wollen, und so Mancher, der mit dem verbreiteten Borurtheile kam, um sich längere Zeit in Meißen aufzuhalten, ist spä ter zu einem eifrigen Verehrer unsere- Weine- geworden. Man sage, was man will, unser Rebensaft ist durch schnittlich nicht nur reiner, kräftiger, wohlschmeckender, sondern auch zuträglicher, als viele jener fremden Pro dukte mit pomphaften und vielversprechenden Etiketten auf den Flaschen, deren GeburtSzeugniß und HeimathSschein keine strenge Prüfung vertragen würden. Unser ausge zeichneter 1848er, der so lange Jahre das Entzücken der Weintrinker war und bei dessen Erwähnung noch Man chem voc Sehnsucht der Mund wässert, ist so ziemlich vergriffen oder vielmehr vertrunken. WaS noch davon vorhanden, ist tiefer im Keller und höher im Preise ge stellt worden. Selbst der 48er und 52er leben nur noch in der Erinnerung. Dafür haben unö die drei letzten Jahre so ziemlich schadlos gehalten. Der 57er ist wegen seiner besonderen Güte bekannt, der 58er kräftig und wohlschmeckend, und daS Kind von 5S, was meist nur zum Naschen mit dem Heber auS seinem Bett oder Faß geholt wird, ist, nne alle Kinder, lieblich, macht aber dumme Streiche, daS beißt, eS berauscht sehr, verspricht jedoch ein achtbarer Mann zu werden. Der reichliche und billige 58«r wird am meisten getrunken; haben aber die Trinker ihr« Zahl gefüllter Gläser wohlgefällig die Kehle hinabfließen lassen, in manchen Fällen hinabgegos- sen, so wird der Abend mit einem Glas 57«r beschlossen und gekrönt, oder der Wißbegier, was wir im nächsten Jahre aufgetischt erhalten werdeu, durch. daS Schlürfen süßen Syerö grfröhnt, Die Sage, daß die ächten M»>ß'