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Tageblatt >«- KLAW Unterhalümg und Geschäftsverkehr. L U.) angenommen Mitrrdactrur: Theodor DrositslH. Erich. tagt. Mor. üSpaltzeileS (Sonnt, bis in der Expedition: äohanne«-Alltt u. WaisenhauSstr. S. O «bann, vierteljährlich 20 Ngr. bei unentgeldl. Liefemng in'< Haus. Durch die Kgl. Post vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummern 1 Ngr ^ 28- Sonnabend, de« 28. Januar 18SV. Dresden, den 28. Januar. —7 Se. Maj. der König hat dem Präsidenten des Appellcmonsgerichks zu Budissin, F. LH. v. Criegern, seit herigem Inhaber des Ritterkreuzes vom Civilverdirnstordrn, das Comrhurkreuz 2. Cl. desselben Ordens verliehen. — Zu Ehren des TeburtSfesteS I. Maj. der Köni gin Marie fand gestern früh große Reveille Seiten deS MilitairS statt und Abends, wäre« die öffentlichen Plätze mittelst Pyramidensiammen der GaScandelciber erleuchtet. — Das Ministerium des Innern findet sich veran laßt, zu denjenigen Gegenständen, deren Einbringung auS dem Königreiche Böhmen über die diesseitige Grenze mit Rücksicht auf die in einigen Gegenden de« festeren Landes herrschende Rinderpest bis auf Weiteres gänzlich untersagt worden ist, auch Knochen aller Art hinzuzusügen. — Nach der nunmehr zusammengesteüten letzten Volkszählung zählte das Königreich Sachsen 2,122,148 Köpfe, 82,912 mehr als bei der Volkszählung von 1855. Es kommen sonach auf die Quadratmeile durchschnittlich 7495 Bewohner. — Oeffentliche Gerichtsverhandlungen: 5Aef verhüllten Hauptes und dadurch einer Matrone ähn lich staud an der Mittwoch die 27jähr. »Näherin* Marie Elis. Scheibe allhier vor den Schränken der Oeffmtlich- keit, die wohl zu mancher anderen Zeit «in ansprechende res Kostüm gewählt haben und-die Reize ihrer Gesichtö- züge weniger verborgen halten mag. Ein großes Kopf tuch machte es unmöglich, auch nur ihre Nasenspitze ins Auge zu fassen, zumal da sie ununterbrochen ihr« Rückseite dem Publikum zukehrte. Daß ein Jncul- pat sich in eine solche Verhüllung stecken und eine derar tige Stellung einmhmen darf, entspricht jedenfalls eben so wenig dem Principe der Oeffentlichkeit, wie dem Gebote dcs Anstandes. Sie war de- ausgezeichneten Diebstahls angeklagt, Nüchdem sie bereit« siebenmal wegen allerlei Ei- genthumSvergehen Gefängnißstraf« erlitten hatte. Im Herbst v. I. war sie zu einer gewissen Frau Blume in dasjenige Qüartier gezogen, welches vor ihr die zu jener Zeit auf S Monate im städtischen Arbeitshause unterge- brachte verw. Brümmer innegehabt hatte, nachdem jedoch kurz vor ihr, wie e« in dergleichen vksmbrvs gsrnis zu gehen pflegt, dasselbe Quartier von einer gewissen Albtne Hering auf 14 Lage bewohnt gewesen war. Dl« verw. Brümmer hatte nun auf Rechnung ihrer baldigen Wie derkehr ihre verschlossene Kommode, in welcher sich ihre besten Habseligkeiten befanden, in jenem Zimmer zurück gelassen. Mit Schrecken gewahrte sie aber bei ihrer am 2. December erfolgten Rückkunft au« der städti schen Arbeitsanstalt sogleich, daß ihre Kommode, wie sie meinte, sich »in anderen Umständen" befinde; das Schild des oberen Faches war abgerissen, das Schloß entzwei, und eS fehlten ihr ein Kleid, eine Mantille, 2 Hemden und 2 weiße Röcke. Die Diebin entdeckte sie bald in der Person der Scheibe; dieselbe hatte jene Effecten theilS' versetzt, theils selbst in Gebrauch genommen, wollte aber bloS ein Hemd gestohlen und daS Schloß nicht selbst er brochen, sondern es in dem bezeichnet«» Zustande vorge- funden Haber». Da der Beweis de« GegentheilS nicht z« führen war, indem sie nicht unmittelbar nach Entfernung der Ei'genthümerin das Quartier bezogen hatte, daö feh lende Hemd auch nirgends gefunden worden war, so liest der Gerichtshof im Einverständniß mit der k. Staatsan waltschaft die Anklage auf ausgezeichneten Diebstahl fal len und verurtheilte sie blos wegen einfachen Diebstahls unter Berücksichtigung ihrer mehrfachen Rückfälligkeit zu 4 Monaten Arbeitshaus. —- Unmittelbar auf diese Ver handlung folgte eine zweite gegen den18jähr. Dienstknecht Joh. Jac. Hadam aus Wittichenau. Er hatte 3 Jahre lang bei dem Gutsbesitzer Lohrmann in Coschütz gedient, daS Vertrauen seiner Herrschaft aber schlecht belohnt; denn er war am 18. Dec. v. I. durch Anlegung einer Leiter und nach Erbrechung einer Fensterscheibe in die erste Etage des GutShauses eingestiegen und hatte aus einem dort befindlichen Schranke nach Aneignung deS dazu ge hörigen Schlüssels 27 Thlr. an Geld, eine silberne Cy« linderuhr, ein Paar gute Beinkleider und noch einige Ge- genstände gestohlen. Schon vorher hatte er der Herrin einmal 1 Lhlr. au- dem unverschlossenen Nähtisch« ent wendet, wie denn auch zu Lage gekommen war, daß er mit einem gesegneten Appetite versehen sein mußte; denn er hatte bei Gelegenheit der letzten Kirmeß, wo rS be kanntlich auf dem Lande doch viel zu essen giebt und es den Dienstboten nicht zu fehlen pflegt, an zwei Lagen hinter einander jedesmal einen ganzen Kuchen gestohlen und den einen sofort, den anderen, welcher von besser« Qualität war — sogenannter Herrenkuchen —, in Zwi schenräumen verzehrt. Sein Lertheidiger, Hr. v. Echaff- rath, vermochte bei den offenen Zugeständnissen de« In- rulpaten nur auf di« vorhandenen Milberungögründe hin- -uweisen, die fr in dem vollständig geleisteten Ersätze (ng-j