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Tageblatt Unterhaltung und Geschäftsverkehr. (Sonnt, bis L ll) angenommen in der Expedition: Johannes-Allee u. WaisenhauSstr. 6. Mitredactrur: Theodor Dro6isth. Monn, vierteljährlich 20 Ngr. bei unentgeldl. Lieferung in'S Haus. Durch die Kal. Post vierteljährlich 22 Rgr- Einzelne Nummem INgr. ^ 7. Sonnabend, den 7. Januar 188«. Dresden, den 7. Januar. — Um die »Sachs. Schulzeitung", die bekanntlich Eigenthum des sächs. PestalozzivereinS ist, ihrem Inhalte nach immer mehr zu vervollkommnen, war seiten der Redaction Anfang vor. I. ein Preisausschreiben geschehen. Di« Preisaufgabe bestand in der Beantwortung der Frage: »Auf welche Weise kann die Volksschule ihrer Wirksamkeit einen nachhaltigeren Einfluß sichern?- Bor wenig Lagen ist die Verthrilvng der Preise erfolgt und dise Eröffnung der Devisen hat ergeben, daß der erste Preis Herrn Bruno F. I. Ponickau, Kirchenschullehrer in Mülsen Gt. Jakob, der zweite Herrn Gustav Fröhlich, Rector zu Rastenberg bei Buttstädt in Thüringen, der dritte Herrn H. Engelhardt, Hilfslehrer in Nossen, zuer- kannt worden ist. Im Ganzen waren 27 PreiSarbeiten eingegangen. Die Herren, welche der Vorstand des sächs. PestalozzivereinS beauftragt' hatte, ihr Urtheil über die Arbeiten abzugrben, waren : Seminardirector Steglich a«S Dresden, Director Braun aus Kleinstruppen, Cantor Preuß auö Limbach, Director Seeliger aus Bautzen und Schullehrer Wolfram aus Braunsdorf. — Wie wir schon kürzlich erwähnten, wird der jetzige Besitzer des ehemaligen Zuckersiedereigebäudes in der Ostra- Allee dasselbe zu einem Circus und Concertgebäude rin richten und umbauen lassen. Das vorläufige Projekt ist, gutem Bernehmen nach, ohngefähr folgendermaßen: Der Besitzer, welcher einige Reisen zu diesem Zweck unternahm, um eigne Anschauung zu gewinnen, wird den CtrcuS ganz in der Weise Herstellen, wie solche bereits in Paris, Wien und Berlin existiren, und zwar, daß der hiesige ca. 3000 Menschen fassen wird. Es wird die Einrichtung getrof fen, daß aus dem Circus in kurzer Zeit ein Concertsaal gebildet werden kann, indem die Manege theilweise zum Orchester umgeformt wird und das Auditorium sich rings herum auf erhöhten Sitzen befindet. Außerdem werden auch Logen für dxn König!. Höf eingerichtet und die sämmtlichen Zuhörersitze in comfortabelster Weise herge- steyt. Die ganze Localität soll dann auch zu größeren Festlichkeiten, Maskenbällen u. s. w. die ausgedehnteste Räumlichkeit und Verwendbarkeit bieten. Der Besitzer beabsichtigt das Ganze im Laufe des nächsten Sommers soweit bauen und einrichten zu lassen, daß die Eröffnung schon Anfang September 1860 zu «warten ist. Wenn wir recht gehört haben, hat bereits Herr Director Renz sich geneigt gezeigt, mit den Borstellungen seiner ausge zeichneten Gesellschaft dem Etablissement die erste Weihe zu geben. , , — Der im gestrigen Blatte erwähnte Diebstahl, ein braunlrderneS Geldtäschen mit Werthpapieren betreffend, ist nicht in einem Restaurationslokale am Jüdenhof son dern in einer Conditorei daselbst verübt worden. — Am 2. Abends brannten in dem Dorf' Gesau bei Glauchau fünf Güter nieder und hat b»im Hüten , der Gtmcindcvo»stand Brandwunden an G>sicht und Händen davon getragen, von Venen man jtdoch hofft, daß sie nicht gefährliche Folgen haben. — Am 3. wurde in Machern der Auszügler Vieh- weg in seiner Wohnnng ermordet aufgefunden. Mehrere Schläge auf den Kopf und Schnitte in den Hals hatten seinem Leben ein Ende gemacht. Man drrmuthet, daß die Lhat zwischen dem 31. vor. und 1. d. M u. Jahres geschehen sein möge. .. — Am 3. früh brannten in Naundorf bei Großen hain fünf Bauergüter nieder. — Infolge des starken Verkehrs auf der Postexpe dition zu Buchholz hat sich das k. Finanzministerium ver anlaßt gefunden, genannte Expedition zum Postamte H. Klasse zu erheben — Am 3. Nachmittag wurde in Lharand der Ge richtsamtmann Hofrath Richter, der am Morgen des 1. Januar d. I. — 66 Jahr alt — verschieden war, feier lich zur Erde bestattet Die außergewöhnliche Liebe und Verehrung, die ihm in reichster Maße seine Gerichtsunter« thanen, die zu ihm in amtlichen Beziehungen stehenden Behörden und ferne zahlreichen Freunde geweiht haben,! trat in sichtlicher und rührender Weise zu Lage. — Ein weißes Blatt — aber nicht das Schau spiel von Gutzkow — sieht man jetzt auf der Prager- und Lüttichaustraße nebst Umgebung, fast an jedem Haus« kleben, nämlich: Wohnungsvermiethungen. Eine große herrschaftliche Etage, eine zweite, eine dritte und so fort, daß man die schönste Auswahl hat. wenn man «inen jährlichen MiethzinS von 3 biS400Lhaler daran wenden will. Garten, Wagenremise, Salon und acht Zimmer sind da, aber die Herrschaftrn, hier liegt der Haas« im Pfeffer, sie wollen nicht kommen, dieß Geschlecht scheint ausgestorben zu sein wie die Mammuth-Lhiere am Ohio. Die großen leeren Wohnungen starren die Vorübergehen den an wie die Fingalshöhle, ein zweiter Jimmermann könnte hiev abermals ein Buch über di« Einsamkeit schrei-