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sterhaste sein, so daß ein jeder Beorderte weiß, was er za thun hat. Wie erklärt man sich aber das, wenn aus verschiedenen Innungen Männer herauögewählt werden, die zu jedem Feuer eilen müssen, um nur beim Feuer ge wesen zu sein, denn die Verpflichtung dazu dauert meist nur ein Jahr. So hören wir von einer Instruction, welche jährlich einigen Kaufleuten eingehändigt wird. „Auf obrigkeitliche Verordnung wird von der hiesigen Handels- Innung Herr N. N. der Reihenfolge nach auf ein Jahr, nämlich vom 11. Drcember 1859 bis 11. Decbr. 18S0 deputirt, bei entstehendem Feuer, auf den ersten Sturm glockenschlag, mit dem ihm anvertrautrn Wassereimer nebst Blechzeichen am betreffenden Orte zu erscheinen, letztere- dem anwesenden Feurrlösch-Director einzuhändigen, die zu erwartende Anordnung zu befolgen, Sich bei Zehn Lha- ler Strafe nicht zu entfernen und am andern Lage kaS Zeichen in der Rathsstube wieder abzuholen.- — Me nun, wenn das Feuer am Tage, und der Kaufmann muß sein Geschäft verlassen und hat keinen Stellvertreter darin? Wird ein Kaufmann gleich einem rüstigen Feuerlöschmann zugreifen können? Wenn er sich nun auch einen Stell vertreter hält, kann er für denselben vollständig garanti« ren? Ist die Sache nicht vielleicht eine bloße Formsache? Woher schreibt sich diese Einrichtung? Scheint sie nicht veraltet zu sein? Dürfte eine solche Einrichtung bei einer guten Feuerlöschordnung und guter Organisation der Glieder nicht cassirt werden? Es sind dies Fragen, die sich aufdrängen, nicht etwa, um Beschwerden auszu weichen, die dem Wöhle der Menschheit gelten, nein, um zu wissen, was man zu thun hat, wenn man krank ist, Geschäfte hat, verreist ist, sich nicht kräftig genug suhlt, daS Unheil vielleicht gar in der Nähe hat. Die Corpo ration muß eine eingeübte sein, dies kann bei einem jähr lichen Wechsel nicht dahin kommen. Kopenhagen, 17. Dec., Nachmittags. (Tel. Dep. des ,Dr. I.') Schloß Fredenksborg steht m Flammen. Der König leitet in Person die Löschanstalten. — Abends. Echlqß Fredenksborg ist ganz niedergebrannt; die sehr werthvolle Gemäldesammlung ist verloren. Man befürchtet, daß mehrere Menschen beim Feuer umgekom- mcn sind. Königliche- Hoftheater. Am 18 Decnnber. Noch find die Klänge der Schiller- feier kaum verklungen, so feiern wir beute den Geburtstag eines großen Meisters der Mufik, Karl Maria von Weber'S, deren Genien sich die Hand reichen, deren Werke in der Weihe hoher Poesie so erhaben nahe zueinanderstehen, daß wir Eine» ohne den Andern kaum zu denken vermögen. Sind fie doch die Heroen, die in unserer spekulativ-materiellen Zeit daS Herz dem Himmel entgegen bringen, und ergreift uns, versunken iu jene Ideale jene selige Empfindung, di« uns weit hinaus über daS Irdische bis In'S Reich der Sterne empsrträgt. Der Alltäglich, kcit, die uns andere gepriesene Meister in trefflichen Farben schildern, begegnen wir im alltäglichen Leben so oft, daß u»S eben nicht sehr darnach verlangt. Die Schöpfung groß-r Tri ster, welche au- dieser Alltäglichkeit empor unser Herz erheben unv uns die Actherlüste höherer Regionen athmen lassen, sie erre- gen die mächtigen Schwingungen im menschlichen Herzen, die zu edlen Thatrn begeistern und dem fühlenden Menschen jene Selig keit erschließen, die ihn bereit macht, daS edelste Tut auf den Altar der Menschenliebe niederzulegen. Zu ihnen zieht eS uns hin I— Zwar brachte die heutige Darstellung auf unserer Hofbübne nur ein Erstlingswerk Weber'- — ein Singspiel »Abu Hassan-, aber schon fühlen wir den mächtigen Odem wehen, der seinen Ursprung in dem Eentral-Organ — dem menschlichen Herzen — hat, und, wie d>r elektrische Strom, der zu seinem An fangspunkt zurückkehrt, auch dorthin zurückkehrt, von wannen er gekommen ist. Der Operette liegt «in im Bagdad'schen spielendes Sujet zu Grunde. Die lieben Vagdader müsse» immer herhal« ten, wenn ein« an'S Reich der Zauberei grenzend» Handlung einen natürlich verständlichen Anstrich gewinnen soll. Trotz der oft unerklärlichen Zusammenstellungen fehlte eS darin doch nicht an komischen Effekten und die darstellenden Künstler, unter ihnen Fräul. Weber, Hr. Marchion und Hr. Müller leisteten ganz LobenSwertheS In Spiel und Gesang. Doch ist namentlich zu wünschen, daß Frl. Weber in ihrem Wesen natürlich bleibt und in ibrenM enen und Geste» nicht an unpassender Stelle effekt voll werden will. Wenn fie Letztere- m-idet, ist fie immer sehr an- genehm und erntet verdienten Beifall. Auch Hr. March ton als Abu Hassan, der sein Tremolo mäßigte, fand Anerkennung seiner Darstellung, und Hr. Müller als Omar, der einen ver schmitzten, aber liebe-trunkenen bagdad'schen Wucherer höchst er-' götzlich ebarakteristrte, entwickelte viel verwendbar komische- Ta lent als Baßbuffo. DaS hübsche Singspiel füllte angemessen den Abend aus, und sei dem Publicum als amüsant anempsthG len. Ueberdie lebenden Bilderde-Hrn.Hoftathv.Pabst ist schon früher gesprochen. Der Text ist voll runder Porst» wie di» Bil der finnig aneinander gereiht. Hervorhrben wollen wir nur da- Bild Nr. 8: Die Apotheose der vier Meister Gluck, Mozart, Beethoven und Weber, welche von der heiligen Eäeilia, von Hän del, Bach und Haydn umgeben, an den Pforten des TempelS de» Nachruhms empfangen werden. Aehnltch im Portrait war Weber durch Hrn. Meister'S Persönlichkeit, im Kostüme der damaligen Zeit dargestellt, in dem die Veteranen unsere» Orche ster- ihren Meister so oft vor fich gesehen haben. Bei der Wie derholung diese- Bilde» auf rauschenden Applaus hatte der Vor- hangSprästdent nicht beobachtet ob die Darstellenden auch für'» Publicum wiederum au Isit wären — leider fehlte die heilige Cäcilia und Weber konnte die Huldigung derselben nicht entge- gennehmen! Wir bedurften auch ihrer nicht unbedingt mehr, denn den Lorbeerkranz reicht ihm sein Jahrhundert, und di« kom menden Aeonen werden ihn preisen, so lange deutsch« Mustk da empfindsame Herz beseligen wird. Ein Intermezzo bildete die Ausführung der Jubel-Ouvertüre, der die Freischütz - Ouver türe und die Aufführung des dritten Act» de- Freischütz folgte. Wir wähnten, der Meister selbst habe den Dirigentenstab ergrif fen, — «ine solche Meisterschaft, - ein solche» Zusammenspiel— solch' ächt Weber'sche Mustkführunq haben w r kaum noch ge hört —, der Geist Weber'» mußte mitten unter ihnen sein, denn auS jedem Tempo, aus jedem Tacie flüsterte Weber'scher Genlu« — eS war eine Jubel-Ouverture in wahrem Sinne des Worte- — ihr Nachhall war endloser Jubel des Publikums. Nicht minder der Feier würdig war die Aufführung des dritten Acte» deS Freischütz. Frau I a un er-Kr a l l (Agathe) trug die herr liche Arb«: „Wie nahte mir d r Schlummer- im Gefühle jung, fräulicher Ahnung banger Gefühle über Maren- Ausbleiben tief empfunden vor und schilderte jenes Seelenleben der Liebe mit warmer Empfindung in Gesang und Spiel, wofür ihr reichlicher Applaus zu Theil ward. Nur möchten wir mit ihr fingen: »sein Auge ewig (nicht ewi ck) rein und klar, nimmt aller We sen liebend wahr re.- Sie wird u»S verzeihen, wenn wir diese« kleinen Fehler auch gewahr worden find. Gerade diese hohe Stell« muß ohne den kleinste» Fehler makelrein zu u«S gelangen, und den tiefsten Eindruck auch nicht im Geringsten stören! Fräul. Weber als Aennchen und insbesondere auch Hr. Tichatscheck leisteten Vortreffliches; in den wenigen Worten, die wir nur bei- spiel-weise hervorheben: — »schwach war ich, obwohl kein Böse- wicht- — .Die Zukunft soll mein Herz bewähien-, entfaltete derselbe mit den, Reiz seiner Stimme ein Scelengemälve, da- ihm kein Anderer nachzeichnen wird. Auch die Ehör« trugen durch Präciston zur vollendeten Gesammtaufsührung wesentlich da« Ihre bei. 8t. Briefkasten In Bezug auf eine in unsrem Blatte enthaltene Notiz über die Payne'sche Lotterie empfingen wir folgendes Schreiben: „Audi» Redaktion der Dretd. Nechr. Al« Zusatz zu Ihrer neulich«» Be merkung, daß die Ziehung der Payn,scheu Lotterie am 30. v. M. geschehen sei, dürfte vielen hiesigen LooS - Inhabern erwünscht sein zu hören, wo man Nachricht über den Erfolg d-r Loose haben kan«, ! da die Payne'schtn Eolporteure kaum (wir auch die hiefigr Hand,