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Tageblatt für LK.kLLL'L'7 Unterhaltung und Geschäftsverkehr. (Sonnt, bis 2 ll.) angenommen - in der Expedition: Johannes-Allee u. Waisenhausstr. 6. Mitredactcur: Theodor DrobislH. Abonn. vierteljährlich 20 Ngr. btt unentgeldl. Lieferung in's Haus. Durch die Kgl. Post vierteljährlich 22 Ngr- Einielne Nummern IRgr. M 324. Sonntag» dm 20. November 18S». Gedanken am Todtenfeste. -E- Beöffnet ist de» Himmels lichte« Thor, Auroren« Blick durchlebt da« weite All; Au« süßem Traum erwacht, blick ich empor Und lausche nach der Engel Liederschall. Der Lraumgott hielt, vereint im schönen Bunde, Mich, sonder Harm, im «reis verklärter Lieben. Doch acht Schon längst schlug ihre Toberstunde, Rur Schmerz und Thränen find mir noch geblieben O Himmel-traum, du bist dir Snadensülle, Die den Gntschlafnen oft un« nahe führt. Ob auch die Lieb' in schwarzer Trauerhülle, Da« theure Grab noch mit Eypreffen ziert. Du labst den Sterblichen im nächt'gen Schlummer An Himmrltlust und ew'grm Wiedersehn, , Doch, im lLwachen muß, gebeugt von Kummer, Sr trostlos noch zum stillen Friedhof gehn. Doch — heil'ger Schauer meiner bangen Brust, Du machst, wenn ich an kalter Srabe«stätte Um meine theuern Lieben wein' und bete, Mich eine« Frieden« höh'rer Welt bewußt. Der Glaube schließt allein den Himmel offen, Der, wenn da« Herz im Busen nicht mehr schlägi. Die fromme Seel' im Denken, Lieben, Hoffen, Verklärt hinauf in'« Land de« Schauen« trägt. „O weine nicht!" Ruft dann in meiner Klage Der Tod al« Engel mir, dem Fremdling, zu, Auch du gehst einst am Allerseelentage Durch'« dunkle Grab der bessern Heimath zu. Still' alle Thränen, die dein Aug' bethauen, Blick' fromm hinauf zu jenen licht»» HLH'n, Dort wirst auch du in Jenseits lichten Auen Mit deinen Liebe» jauchzen: „Mederseh'n!" Ja, übrr'n Sternen wird dies große Wort Don Millionen Engeln laut verkündet. Dort schweigt die Klag' am sichern Friedensbord, Wo, wa« getrennt, sich freundlich wieder findet, äum Sarg wiid nun der kleine Lebensnachen, Darinnen ruht die müde Hülle au«; Doch ach; der Geist im schöneren Erwachen. Eilt froh hinauf in'« groß« Baterhau«. Drum bleibe, bi« auch un« die Welt entschwindet, Wo unsre Lieben weinend un« umsteh'n. Die süße Hoffnung in un« fest begründet: „Rur Trennung bringt ein frohe« Wiederseh'n!" Dann trocknet Gott in jenen lichten Sphären Berlaff'ner Liebe sttllgeweinte Zähren, Und nach de« Leben« dunkle« Pilgerlauf, Geht un- die Sonne der Verklärung auf! 8t. Dreöde«, den 20. November. — Der „A. A. Z." schreibt man aus Dresden vom 15. Nov.: Der Ersatz für den Verlust, welchen unsne Hofkopelle durch ReißigerS Scheiden erlitten hat, beschäf tigt die kunstfreundlichen Kreise. Der altbewährte Ruf des musikalischen Institute, welcher unter Webers Takt- stab zum Ruhm sich erhoben hatte, macht, dir- fühlt pian allgemein, die Berufung des Nachfolgers zu einer schwie rigen Aufgabe. Die deutschen Musiker jener klassischen Richtung, welcher auch Reißiger angehörte, hervorgegan- grn aus einer Schule ernster Arbeit und tiefgreifender Studien, ebenbürtig geworden einem Kreise musikalischer Notabilitäten, wie er auch in unserer Kapelle sich verei nigt findet, lasten sich unschwer überzählen. Man hört diesen und jenen Namen nennen, Abt. Rieh; man gedenkt LachnerS in München, Ferdinand HillerS in Köln, besten Berufung schon 1849, nach Richard WagnerS Weggang, in Frage kam. ^ — Das Haupt-Eomite für die Tchillerfeier veröf fentlicht Folgendes: »Freude hat uns Gott gegeben!" Das war die Empfindung, welche das Unterzeichnete Schil- lerfestcomite beseelte, als es gestern — nach Erledigung der einzelnen Geschäfte — zu einer Schlußsitzung wieder zusammentrat. Und dieser Freude einige Wort« zu geben.: daS erkannte man allseitig als ein Herzens - Bedürfniß. Denn was war das Programm, das wir am 26. v. M. unfern Mitbürgern vorlegten, waö war es andres, als ein bloßes Gerippe, dem noch Fleisch, Blut und Seele fehlte? Was war »s andres, als ein roh behauener Stein, der erst bearbeitet und — selbst als Bildsäule doch immer erst noch lebendig gewacht werden mußte? Und wahrlich! nicht wir hatten es. in der Hand, daß — »des Leben- heil'geS Feuer in den Stein PhidiaS sich gvß"; wir konn ten nur bitten, daß Jeder, so viel an ihm ist, dazu bei tragen möge, daö Fest zu beleben, zu beseelen, zu vrrgei-