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behelligt zu werden. Wir sind der Meinung, daß dieser Ungezogenheit nanilnllich von den Eltern, Lehrern und Lehrherrn entgengearbeitet werden sollt,. Aber auch die polizeiliche Srraßenaufsicht sollte ihre Aufmerksamkeit auf das Verbot dieses den allgemeinen Unwillen erregenden PfeisiystemS richten, und das würde gewiß am Allermei sten helfen. Als recht wirksam gegen diese Ungezogenheit hat sich eine vom Referenten schon oft angewendcte Maß regel ergeben, welche er hiermit zur Nachahmung empfoh len haben will. Wenn nämlich ein solcher pfeifend daher wandelnder Straßenbengrl in den Bereich seiner Hand kam, so applicirte er ihm ganz still eine sogenannte .But« terbemme" übrr'S Gesicht, das heißt, er fuhr dem Pfeifer mit der Hand von oben nach unten und schnell wieder von unten nach oben über die Physiognomie, bei letzterer Gelegenheit die im Wege stehende Nase etwas schärfer mitnehmend. Natürlich war es gleich aus mit dem Pfei fen, der Junge stand verblüfft, und man hatte doch zu weilen die Grnugthuung, aus dem Bereiche der ominösen Töne zu sein, ehe der Bube, was häufig geschah, sich sammelte und die Musik von Neuem ansing. Stellen weise nahm Referent, wenn Letzteres eintrat, sich auch die Freiheit, demselben seine Unschicklichkeit vorzuhalten, waS in der Regel von Erfolg war. Sollte rin rüder und malitiöser Bengel sich in solchen Fällen Schimpfreden er lauben oder nun erst recht fortpfeifen wollen, so möchte das übrige Publicum so viel Gemeingeist besitzen, dem Angegriffenen zur Seite zu stehen, damit dergleichen Bur schen Respect bekommen und nicht glauben dürfen, unge straft anständige Leute verhöhnen zu können. — Am gestrigen Bußtage erregte ein allerdings an diesem Ta e s<hr unpassendes Schauspiel am Ende der Mariensiraße die Aufmerksamkeit aller Vorübergehenden. Ein anständig gekleideter Herr ließ einen großen Hund daselbst auf offener Straße allerhand Kunststücke machen, einen sor geworfenen Ball apporliren, den Stock zwischen die Zähne nehmen rc., und geschah dies Alles in der un verkennbaren Absicht, mit dem dressirten Thicre Aufsehen zu erregen und sich den Beifall der Umstehenden ru er ringen. Es ist^in der Thar unb grelflich und zeigt von wenig Tact, an einem stillen Bußtage dergleichen öffent liche improvisirte Vorstellungen zu geben, und wir konn ten uns eine hierdurch ausgssprochene Bemerkung nicht versagen. Chronologische llebersicht der seit simo 1500 in Dresden stattgesundcnen öffent lichen Todesstrafen. Zusammengcstellt von C. Handlich. (Fortsetzung.) 1707 den 11 März, 8 April, 15. Mai, 1. August und 28. Novbr. wurden auf dem Neumarkte Deserteure erhängt. 1707 den 18. April wurde der Capitain Knoll, welcher am 22. Novbr. 1705 den Regimentsquartiermeistrr Kropprn erstochen, und 1707 den 15. Mai der Fähnrich Knoll, welcher in Ko- nigstein einen Unteroffizier mit einem Bret erschlagen hatte, erschossen. 1708 den 22. Juni erhängte man auf dem Sande einen Deserteur. 1708 den 17. Oct. wurde auf dem Rabensteinr (setzt Lrödelbuden an der. Stiftsstcaße) eine Kindesmörderin, eine Pfarrerstochter bei Wittenberg, enthauptet und 1709 den 18. Ort. eine Kindesmörderin gesäckt und in die Elbe gestürzt. 1712 den 17. Juni enthauptete man wegen Straßenrau bes einen Soldaten. Der Körper wurde aufs Rad geflochten. 1712 den 26. Juli wurde ein 22jähr.Bauer aus Plauen, Namens Manisch, auf der Kuhhaut zum Richtplatz vor dem Freiberger Schlage geschleift und lebendig ver brannt, weil er seine Nachbarin in Plauen ermordet, beraubt und das Haus derselben angezündet hatte, wo durch 5 Häuser und ein Bauergut abdrannten. 1712 den 2. Der. erhängte man vor dem schwarzen Lhore (auf dem Sande) einen 74jähr. verabschiedeten Trabanten, Peter Psitzner, welcher nach und nach 99 Pferde gestohlen hatte. 1713 den 10. Febr. und 28 April hatten auf dem Neu markte Deserteure dasselbe Schicksal. 1714 den 15. Febr. wurden auf dem Sande 3 Verbre cher, Hirsche!, Nietzelt und Hüther, welche fünf Viertel jahr« zuvor einen Gärtner auf der Hundsgaffe (Palm- straße) ermordet hatten, enthauptet und die Körper aufs Rad geflochten. 1714 den 17. Sept. wurde ein Schinderknecht, welcher auf der Straße einen Bauer vom Pferde geworfen und damit fortgeritten war, enthauptet. 1714 wurde ein Soldat wegen Diebstahls erhängt. (Fortsetzung folgt.) Feuilleton und Vermischter. * Wie sehr der Gebrauch der Streichzündhölzer zur größ ten Vorsicht mahnt, beweisen wiever nachstehende Vorfälle. Der eine, schreibt die »Ostpr. Z / auS Königsberg vom 4. Nov., hat sich dieser Tage im nahen Leschwitz zugetragen. Der Frau de- Käthner Sliebner daselbst war beim Anzünden eine- Küchen- feuerS etwas von dem PhoSpbor eines Zündhölzchens in die of fene Wund« eines Fingers geflogen. Dt»Hand schwoll balv da rauf bedeutend gn, und der Arm gerieth in Brand, der auch den übrigen Körper erfaßte. Aerziltche Hilfe war vergeblich, und so ist denn die Frau am letzten Donnerstage verstorben. Der andere Fall ist in Königsberg vorgekommen, jedoch nicht mit so trauri gen Folgen. Einem Golvarbeitcr fiel vor mehreren Tagen beim Anzündm der Cigarre etwas von dem PhoSphsr deS hierzu ge brauchten Zündhölzchensauf de» Zeigefinger der einenHand und erzeugte eine ganz kleine Brandwunde. Der Finger schwoll je doch bald bedeutend an und erlangte ein bedenkliches Aussehen. Durch schnell angewandte Hilfsmittel gelang eS aber, eine Hei lung hcrbeizuführen, die jedoch jetzt — nach etwa 14 Tagen — noch immer nicht ganz Vollender ist. Die Gefahr scheint indeß beseitigt zu sein. * Bei seinem Aufenthalte im Bade Schandau schrieb Schiller, unangenehm berührt von der damals üblichen Sitte, Jedermann mit Abnehmen de« Hute- zu grüßen, folgende Zeilen: „Ehret die Frauen, grüßt sie mit Beugen, Grüßt sie mit freundlichem, sittigem Ne gen Des bedeckten männlichen Haupt'«; Glaubt dem Srfahr'nen. Jede erlaubt'«. Wollt Ihr, trotz hyppokratischem Schellen, Denn mit Gewalt das Genie Euch erkälten? I Lasset die Hüte, die stattlichen Mützen Fest auf den Locken, den Glatzen sitzen! Grüßt mit dem Munde, grüßt mit der Hand, Ehret die Sitte, schont den Verstand!" Gewiß würden unsere Frauen und Töchter es eben so gern er lauben, ihnen mit Hand Gruß unsre Achtung darzubrtngen, wie die Zeitgenossinnen unseres großcn Dichter-, denen vorstehende Zeilen bekannt geworden, dieses gestattet haben. U rmMm - StachrtMerr. Geboren r Ein Eohn: Hrn. R. Klemm in Dre«de». Hin. A. Sroo« in Großenhain. Hrn. E. Schnetger in Mühlbach. — Eine Tochter: Hrn. Keller in Zwenkau. Hrn. B. Longo in Dresden. Hrn. Pastor öl. Kummer daselbst. Verlobt r Hr. A. Leonhard! in Kötzschenbroda mit Frl. A. Weiß in Dresden. Hr. C. Slauß in Waldenburg mit Frl. S. Bortenrcutir in Lößnitz. Hr. Pfarrer Lrautmann mit Frl. M. v. Doering in Purschwitz. Getränt: Hr. E. Tebler mit Frl. Liddk Heinsius in Pirna. Hr. Hauptm. G. Eppendorf mit Frl. Sophie Haas in Radebers. Hr. «. Nickol mit Frl Minna Staub in Pirna. Ge-orüe«: Frau verw. Morgenstern, geb. Rink in Dom- mitzsch. Frl. I. Flemming in Dre«den. Frl. I. CH. Aumpe das. Frau Mittag daselbst. ^