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Lisch, tägl. Mora. 7 U. Inserate, s Spaltzeile 5 Ps7, werde» b. Ab. 7 (Sonnt, bi- L Ä ) angenommen in der Expedition: JohanneS-Allee u. Waisenhausstr. 6. Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Dro 6lsch. ^ 318 Montag» den 14. November Abonn. vierteljährlich 20 Ngr. bei unentgeldl. Lieferung in's Haus. Durch die Kgl. Post vierteljährlich 22 Ngr. Einzelne Nummern 1 Ngr. 1856 Dresden, den 14. November. — Nachträglich 'st noch zu berichten, daß am 10. November auch in der israelitischen Gemeindeschule der Lag de-großen Dichter-begangen wurde. Hr. Oberrabbiner V. Landau hielt einen sehr sachgemäßen Bortraa über die hohe Bedeutung Schiller- als Mensch, Schriftsteller und Dichter für die deutsche Nation und für alle das sittlich höhere erstrebende Menschen. Hr. Lehrer v. Hahn schil derte da- Leben Schiller- in ausführlichem Bortragr, worauf «ine Schülerin da- Gedicht .die drei Worte de- GlaubenS- recitirte. Der Gemeindevorsteher Hr. v. Beer richtete alsdann noch einige Worte an die Kinder, sie er mahnend, der heutigen bedeutsamen Feier stets eingedenk zu sein, durch Erwählung eines nützlichen Lebensberufs das Andenken Schillers zu ehren, wie dieser sang; »Ehrt den König seine Würde, ehret uns der Hände Fleiß-, und schloß mit einem Hoch auf unsre Jugend, auf Deutsch land und auf die gesetzliche Freiheit! — Bon noch größe rer Bedeutung war die Feier in unfern höhern Lehranstal ten, und namentlich halte sich zu dem ActuS der Kreuz schule (im Stadtverordnetensaale) ein sehr zahlreiches theil- nrhmendes Publicum eingesunden. Hr. Musikdirektor Otto führte mit einem Sängerchor eine Motette von Schicht auf. Dann feierten die Primaner Köhler, Wünsche, Riet- schel und Suchanek in Gedichten, Kohlschütter in einer Rede den Dichter. Dara«f wurde vom Chore ein Stück aus Rombergs Glocke vorgetragen. Im Namen der Col« legen hielt Hr. Gymnasiallehrer Schöne einen auögezeich. neten Vortrag, der sofort im Druck erscheinen wird. Zum Schluß sang der Sängerchor unter Leitung des Hrn. Otto einige Strophen aus dem Liede .an die Freude.- — In den beiden Realschulen und der Handelsschule (in welch' letzterer Hr. 0. Keferstein Festredner war) wurden eben falls enllprechende Acte abgehalten, wie denn auch um 10 Uhr «in Frstact in der königl. chirurgischen Akademie statt fand, wobei Hr. Prof. Löwe die Festrede hielt. — Der Festact am Mittag im Saale der Harmonie wurde durch die K Kapelle mit Wrber's Jubelouvertüre eröffnet. Hier auf folgte eine entsprechende Compositlon de- Schiller- schen Gedichtes .der Abend-, von Arnim Früh für Chor- und Solostimmen mit Orchesterbegleitung. Frau Bürde- Ney und Hr. Mitterwurzrr führten die Soli darin aus. In wahrhaft begeisterter und tief ergreifender Ansprache begann sodann Hr. 0. Wolffohn seinen Feflvortrag mit eingestreuftn Srenrn au- Vchillrr'schrn Dramen, gelesen von Frau Bayer-Bürck und den Herren Hofschauspielern Bürde, Porth und Winger. Es war der Glanzpunkt der ganzen Feier. Mit dem vollen Feuer seiner bewundernS- werthrn Beredtsamkeit, mit poetischer Inspiration und im- provisatorischem Gedankenschwung, selbst innerlichst bewegt von der Bedeutung des Lage- und des Augenblicks, wie der Redner in weihevoller Stimmung auf Friedrich Schi!- ler als ein Gnadengeschenk des Himmels für die grsammte Menschheit hin. Da- Ende der Feier bildet« eine Fest- cäntme, mit Benutzung Schlller'scher Worte von Hrn. 1). Julius Pabst gedichtet, und vom Hrn. Kapellmeister KrebS in Musik gesetzt. Die Composition, die für diese Veran lassung in kürzester Frist vollendet werden mußte, ist mit Aufgebot aller Kunstmittel geschrieben und effectrrich zu nennen. Mit Auszeichnung sind die Damen Bürde-Ney und KrebS-Michalksi, sowie die Herren Rudolph und Mit. terwurzer zu erwähnen, welche sich der Ausführung der Solopartien in dankenswerthester Weise unterzogen hatten. Eine ebenso angenehme als werthvolle ileberraschung wurde übrigens allen Festtheilnehmern gleich bei ihrem Eintritt in den Saal durch Empfang einer höchst geschmackvoll auSgestattreen Schillerkarte zu Lbeil. Dieselbe ist von dem berühmten Meister Hrn. Prof. Jul. Hübner erfunden und gezeichnet, von Hrn. E. Mohn (einem Schüler de- Hrn. Dir. Grüner) geschickt radirt und dann in den verschieden sten Karbentönen mit mehr oder minder reichem Golddruck (durch die lithogr. Anstalt von Rau u Sohn) ausgeführt, der Kupferdruck aber von der Meinhold'jchen Kupfer- drückerei bewirkt worden. Da- darauf ersichtliche Tableau zeigt unS die Schillerglocke, geschmückt mit dem reichen Re lief der in königlichen Gewändern thronenden, mit der Eichenkrone bekränzten Germania, die mit der Rechten das symbolische Pfeilbündrl der Macht und Einheit umschlingt, welches ein geflügelter Genius hoch empor hält. Mit der Linken deutet sie, ihr Antlitz ernst empor wendend, nach Oben, wo der Glockenname Eoncordia strahlt. Zu Füßen de- LhroneS liest man die Inschrift: .Seid einig, einig, einig. — Ein auf der linken Seite de- Throne- ruhender Genius aber hält, sinnig nach Oben schauend, di« alte deutsche Kaiserkrone. — Auf dem Gipfel der Glocke end lich umarmen sich zwei geflügelte Kmdergestalten und auf flatternden Spruchbändern stehen die Worte: .Schillerfrier am 10. November 185S, Vormittags 12 Uhr, Dresden- und .Seid umschlungen Millionen!- Tanz oben aber liest man in Tvldschrist die Wörter