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Hunderts. Durch den ganzen Zug hindurch wehten IS Kähnen und Standarten, während etliche Dorfgaffen-Sin« gange und Häuser ebenfalls wehende Flaggen zeigten. Am Schillerpavillon angekommen, theilte sich der Festzuq, in- dem sich rin Lheil auf den v. Gutschmidt'schen Berg, ein Lheil auf den v. Orlando'schen begab, wo die für immer aufgestellte Schillerstatue (ein lebensgroßes Abbild der Rielschel'tchen Schillerstatue am k. Schauspielhause in Dresden) sinnig geschmückt war. Als dies geschehen und die reich versammelte Menge nach der Steve schauete, welche für den Redner bestimmt war, erschien auch solcher aus der Mitte des Festkomitees, und von seiner stattlichen Figur erwartete man große Dinge. Aber der Cicero, der Demosthenes von Loschwitz dachte wie Hamlets Geist: „Ich muß mich kurz fasten!" Er meinte: es wäre nicht seine Absicht, hier die Verdienste Schillers zu preisen, man wolle zum Gcdächtniß zwei Weinstöcke, einen Schwarz- walder und einen Gutedel, pflanzen und — Schiller Vivat hoch! war die Rede fertig. Hierauf Geschützdon ner, Gesang des „LieveS an die Freude" und Rückkehr ins Dorf unter Musik in derselben Ordnung, wie der Auf, gang geschah. Jeglich Schänkloral bis hinauf zum Burg berg war mit Gästen gefüllt; man schlürfte den Kaffe« »n Freien, in der Küche, kurz, wo sich nur ein Plätzchen fand. Der Zudrang nach dem Dampfschiffe von Seiten der Dresdner Gäste um 5 Uhr war außerordentlich. Zarte Frauen und Kinder wagten Blut und Leben, um sich ein Plätzchen in der Kajüte zu erkämpfen, denn oben auf dem Verdeck pfiff der abendliche Novemberwind ganz malitiös. Später wurden in Loschwitz der Schillerpavillon so wie die meisten Gebäude mit brennenden Lichtlein geschmückt, und die Festlichkeit endete mit einem ländlichen Ball, von welchem jedoch, nach dem Programm, Mädchen unter 16 und junge Bursche unter 17 Jahren ausgeschlossen waren. An Ort und Stelle wurde an gedachtem Lage für 2 Ngr. eine kleine Druckschrift verkauft, welche den Titel führt: „Die Schillerfeier in Loschwitz den 11. Nov. 1859. Ein Bütrag zu den Ereignissen unserer Zeit." Der unpartei ische Leser wird gestehen, daß sich viel Unerquickliches da nn vorsindet. Die deutsche Uneinigkeit tritt hier im Klei nen auch wieder zu Tage, und wer zwischen den Zeilen zu lesen versteht, sieht sonnenklar, welch widerstrebende Meinungen sich offenbart, ehe das Ganze zur Halbwegen Ausführung gediehen. Lage-geschichLe. Berlin, 8. Novbr. Ein Prvceß, anziehend durch die streitenden Parteien und wichtig für alle Bühnenan- gehörigen durch seine Principftage, wirb in der nächsten Zeit zur Entscheidung kommen. Hr. Fr. Haase hat näm lich gegen Hrn. v. Hülsen eme »Gefängnißstrafe von län gerer Dauer" beantragt, weil derselbe versucht, ihm seinen Erwerb zu zerstören. Dies ermöglicht Hr. von Hülsen nach der Behauptung des Hrn. Haase dadurch, daß letz terer seit geraumer Zeit in einem stehenden Artikel des „Deutschen Theater-Archivs" als kontraktbrüchig aufgeführt wird, wodurch jedes zum Bühnenverrine gehörige Theater gezwungen ist, genanntem Darsteller seine Pforten zu schließen. Die Bühne (Münchener Hoftheater), gegen welche Hr. Fr. Haase vor fünf Jahren kontraktbrüchig geworden sein soll, stellt, wie verlautet, die Thatsache m dieser Form entschieden in Abrede und ist in Folge dessen aus dem Bühnenverrine geschieden, ein Umstand, der in dessen jenen Bann durchaus nicht von dem Haupte des geachtetenHund auf diese Weise auch geächtete» Künstlers zat nehmen können. Wien, 8. Novbr. Am vergangenen Sonntag hat m Hofburgtheater bei Gelegenheit der Aufführung von !aube's .Karlsschülern' eine Demonstration im national- deutschen Sinne stattgefunden. Es wurde nämlich eine Stelle des beiläufigen Inhalts: „Wir wollen nichts wissen von den Leuten, die mit dem Franzmann halten und den Preußen entgegentreten", von dem ganzen Hause rwt einem lautschallenden anhaltenden Bravo begrüßt und lebhaft beklatscht. Dieselbe Stelle in den oft aufgeführ ten „Karlsschülrrn" ist früher immer spurlos an unserem Theaterpublikum vorübergegangen. — 11. Novbr. Der gestern zur Schillerfeier veranstaltete Fackelzug bot ein imposantes Schauspiel, wie eS die Residenz schon seit lange nicht gesehen. Der Zug zählt« über 5000 Perso nen und währte vom Versammlungsorte am Praterstern bis zum Schiller-Platze über anderthalb Stunden. Stra ßen und Plätze, über welche der Zug kam, sowie die Fen ster der daselbst gelegenen Häuser waren von unzähligen Zuschauern besitzt. Auf dem Festplatze angelangt, nahmen die einzelnen Abtheilungen deS Zuges ihre Aufstellung rings um die kolossale Schillerstatue. Heinrich Laube hielt eine Rede, in welcher er das Wirken Schillers und dessen Charakter in kurzen Zügen schilderte und auf die hohe Lheilnahme hinwies, welche sich in allen deutschre denden Lheilen Oesterreichs für diesen großen Dichter kund- stiebt. Bürgermeister v. Seiler sprach in einigen Worten im Namen der Residenz den Dank für die kaiserl. Ent schließung aus, der zufolge der Ort der Feier den Namen .Schiller-Platz" erhält und so auf daS Andenken an die sen bedeutungsvollen Festtag für ewige Zeiten rege erhal ten wird. Jubelrufe und die Klänge der Musik schlossen die schöne Feier. Chronologische llebersicht der seit snno 1500 in Dresden stattgesun denen öffent lichen Todesstrafe«. Zusammengestellt von C. Handlich. (Fortsetzung.) 1632. 10. Juli wurden fünf Malefikanten auf dem Sande (Antonstadt) gerädert und zwei erhenkt. 1633. 6. Februar wurde der Schloßhauptmann der Plei- ßrnburg in Leipzig, Vopel, auf dem Neumarkte enthauptet, weil er die Festung an die Kaiserlichen übergeben hatte. 1637. 24. März erhenkte man auf dem Neumarkte sechs zum Feinde übergegangene und wieder eingefangene Soldaten. 1641. 29. November wurden sieben Soldaten enthauptet und ein berüchtigter Dieb, Paul Weber, erhenkt. 1700. 7. März enthauptete man einen Schinderknecht, Fcilitz, welcher unter Nickel List's Diebesbande ge wesen. 1700. 8. November erlitt der Meißner Amtsbote, weil er das Amtsfi'egel fälschlich nachgemacht, dieselbe Strafe. 1701. oder 1703. 21. Juni wurde von der Brücke herab in die Elbe eine Kindesmörderin gejäckt. 1703. 30. Juli wurde ein Soldat, welcher auf dem Son nensteine einen Kameraden mit einem Brodmesser erstochen, enthauptet. 1704. 18. Juli sowie den I. August ein Deserteur am Langebrücker Wege erhenkt. VI. Rach «ieu r Xbf. von Reust, «che«. 1»">, v. «ltst. , Xbf. früh 8 Uhr und Nachm, r Uhr Sicht«. 1 (Wien), Mg«. 7 (Prag), v («odenbach), v. Reust. Mitt. nach Schandau, stütz 8 u. Milt. I1«> Uhr nach Riesa, Nachm. 12» y. UM «ttt. 12" (Wien), Rch«. 2, «d. 7 (»odenbach). . Z Uhr nach Meißen. — Lok-: Bor«, geg. v" u. Rach», geg. -An», in Xltft. Mg«. 2«, >«. 8", Mitt. 1, Rch». 2» u. * zso Schandau, Bor». »«> von Meißen, Rach». 1» « Xd. «cht«. »» in Reust. ««». r*>, ««t«. s»b,,vn «lest.