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ihre Zeit zu richten und zu lenken verstehen. Als eine solche Erscheinung wollen wir den kleinen Virtuosen be trachten, der-^die reichen Spenden des Beifalls, so ihm an jenem Abend zt» Thril wutden, als Anerkennung und Ge- leitSdrief tnit hinau-auSnchmen möge in die stürntische Welt. — Was die im Ganrm wackern Gesangsproduc- tionrn anbelangt, so störte im Augenblick aber jedenfalls die willkürliche Veränderung deS ProgramuieS von Seiten Herrn HardtmuthS. Einer solchen Aenderung machte sich auch Fräulei Lits schuldig. Das ist nicht in der Ordnung, solch Schmuggelei darf nicht statisinden, und wenn es geschieht, sollte daS Publicum wenigstens münd lich davon benachrichtigt werden. Tagesgefchichte. Berlin. Die »Pomm. Ztg.' schreibt aus Köslin, 28. Oct.: ,Jedermann wird sich noch der Bekanntma chung des Bütowrr Magistrats, in welcher den Hunden da» Bellen verboten wurde, so wie ihrer Würdigung im »Kladderadatsch' und nicht minder der ebenda veröffent lichten Entgegnung desselben Magistrats erinnern, worin daS Bestehen einer solchen Verordnung aus daS Aller be stimmteste abgeleugnet wurde. Die hiesige Regierung hat indeß Kenntniß von dem Vorfall genommen, sich die Ac ten aus Bütow rinsrnden lassen und hat (man denke sich!) jene Bekanntmachung wörtlich darin vorgefunden; nur daS Datum war ein anderes, wie daS im .Kladde- radqtsL" angegebene.' — In derselben No^ der „Pomm. Ztg.' finden wir folgende Notiz: »In einer kleinen Stabr Hinte,Pommerns höi.te vor ein-ger Zeit rin Küster in der Kirche während des Gottesdienstes den Hahn eines Nachbarn auf dessen Hofe krähen. Der Küster geht so gleich in seinem Dienstanzuge zu dem betreff nden Nach barn und befiehlt ihm von Amts wegen: »er möge doch seinem Hahne befehlen, nicht mehr zu krähen, denn er störe die andächtige Gemeine durch seinen unmelodischen Gesang' Wien, 1. Nov. Die »Wiener Ztg " bringt in ih rem amtlichen Lheile eine Reihe von Ordensverleihungen, Ernennungen, Beförderungen und Pensionirungen in der Armee (unter letzteren ganz kurz angezeigt den Feldzeug- meister Grafen Giulay ohne das übliche »in Gnaden' oder „auf Ansuchen'). London, 19. October. Nachdem es den verschie densten Bemühungen der Israeliten nicht gelungen ist, den Knaben Mortara seinen Eltern wieder zuzuführen, und nachdem zuletzt Sir MoseS Montesiore die zu diesem Zwecke nach Rom gemachte Resse vergebens unternommen hatte, war in der City ein Ausschuß christlicher Gentlemen zusammeugetreten, um einen Protest gegen den Act römi scher Behörden zu erlassen. Dieser Protest ist nun ver öffentlicht und eine Abschrift davon dem französischen Ge sandten übergeben worden. Er lautet: »Wir, die Unter zeichneten britischen Christen, protestiren hiermit und erklä ren, daß das Verfahren des Papstes von Rom, das Ju denkind Edgar Mortara seinen Eltern wegzunehmen und dasselbe gegen der Eltern Willen im römisch-katholischen Glauben zu erziehen, den Gefühlen der Menschlichkeit wi- verstrebt, die von den Gesetzen und Gebräuchen aller ci- v lisirten Nationen anerkannten elterlichen Rechte und Be fugnisse verletzt und vor Allem dem Geiste und den Leh ren des ChristenthumS entschieden zuwiderläufr.' Der Protest ist von vielen der angesehensten Personen deS Lan des unterzeichnet worden: von den Erzbischöfen von Can- terbury, York und Dublin, von 18 Bischöfen, vielen Pairs und Unterhausmitgliedern, den Lord-Mayors von London und Dublin, den Lord-ProvostS von Perth und Edinburg, von einer langen Reihe Magistratspersonen, Friedensrichtern, Offizieren des Heeres und der Flotte, , endlich von Hunderten von Pastoren, Lehrern, Kaufleu- t«n und Handwerkern. . ... Peta, 21. Oct. Die Vermählung--Feierlichkeiten «..'»"«a mit dem Sohn Mustapha Pasch-'s sind «merkt vorübergrgangen. Der junge HuSni .. seine Htirash Mitglied d,S StaatSraths und gensinnt «inest bedeutenden Einfluß, doch hat er drnselbm um elntn so hohen Preis erworben, daß selbst unter den Türken nur wenige sind, welche danach strebe», sich auf diese Weise emporzuarbeiten. Die Ehen mit einer Sul- tasta sisid als die unglückseligsten bekannt, und daS grau- same Gesetz, welches den kaiserlichen Prinzessinnen verbie tet, Söhne zu haben, kann gewiß nicht dazu dienen, sie glücklicher zu machen. Daß dieses Gesetz noch immer wirksam ist, geht aus dem Factum hervor, daß weder von den Schwestern noch Töchtern des Kaisers ein Sohn am Leben ist. Von den vier verbriratheten Töchtern gebar die Frau Mahmud Pascha'S vor kurzem einen Sohn, doch starb das Kind bald nach der Geburt. - « Neullleton rmd Vermischte«. * (Lin Wettrennen.) In den Vereinigten Staaten war'-, der Lrpreßzug war in Indiana «»gekommen, uni nach Osten weiter zu reisen, die Locomotive wurde mit Wasser und Holz ge speist und rin Passagier stieg au« und probirl» seine eingeschlafe- ne» Beine. Die Pfeife ertönte, die Maschine fing an zu arbeiten und der Zug brauste weiter, d-r Alte schritt noch auf und ab.— „He da! was wollen Sie noch?' fragte ein Beamter. „WaS ich will?" subr der Fremde aus und rieb sich die Augen; denn er war im Gehen tingeschlafen; »fort will ichl Wo ist der Zug, mit dem ich kam?" „Vor zehn Minuten abgefahren!" »Vor zehn Minuten? und ließ mich zurück? Ich muß ihn «inholen, ich muß; mein Leben, alle« hängt daran. Wo ist der Inspektor?" Der Jnspector kam. „Mein Herr, 250 Dollar« ertra, wenn Sie den Z»g mit mir einholen!" »Hm, e« wird gehen." DaS Feuer in der Maschine, die den Zug gebracht hatte, brannte noch, der Handel ward abgeschlossen, in zehn Minuten brauste die Lo comotive fort, dem Zuge nach. Vierzig bi« fünfzig Meilen flog die Maschine dahin, knack! brach etwa«. Die Locomotive hielt, der Schaden ward bald entdeckt und durch einen rasch geschnitzten Holzbolzen geheilt. Weiler flogen stc, aber der Ertrazug war weit voran, drüben fährt man wie der Sturmwind, vollend- ein Lrpreßzug! Der Locomotivführer spannte den Dampf trotz deS Hvlzbolzen« und trieb di« Maschine mit rasender Eile durch« Land. 30 Wege» wurden in 27 Minuten zurückgelegt; fi« muß ten den Zug einholen und sie holten ihn ein, aber erst nach 100 zurückgelegten Meilen, in der Näh« von Toledo. Der Zug hielt an, der Fremde stürzte auf einen Wagen zu, riß den Schlag auf und nahm »ine Reisetasche heran«. Gottlob, da ist'«! WaS? — Ein Paquet mit 275,000 Dollar«, sein ganze» Vermögen. »Adi-u, Courier", sagte der Alte und drückte ihm die Hand und 500 Dollar- hinein. * Nach einer Mitihcilung der wissenschaftlichen Beilage der «Lpz. Ztg." haben wir gegenwärtig auf der Lro» ein« Telegra- phenauSvehnung von mindesten« 60,000 deutschen Wegstunde» Länge, und e« wird nicht gar lange dauern, bi« dieselbe fich um ein Drittel vermehrt hat. Alle« drängt darauf hin, mit den Drähten die ganze Erde zu umspannen. In Europa, mit Ein schluß der Inseln de« Mittelmeere« und der Stränge nach der afrikanischen Küste, haben wir nahe an 20,000 Wegstunden oder weit über 40,000 englische Meilen Telegraphenleitung. E« wird nun in genannter Beilage sehr ausführlich nachgewiesen, daß binnen heute und 5 bis 8 Jahren wohl die ganze Erde mit dem Telegraphen umzogen sein werde. Sollte, was di« Sach kenner jetzt nicht mehr befürchten, der transatlantische Draht im nächsten Jahre abermals dm Dienst versagen, dann würde der Plan eines Nordamerika»«-, Namens Schaffner, von deutscher Abstammung, auSgeführt werden. Dieser unternehmende Mann will nämlich seine Drähte zunächst der Küste von Labrador ent lang spannen, fie unterseeisch »ach Grönland, von dort über IS-