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Unterhaltung und Geschäftsverkehr. 88«. Donnerstag de» 1». Octobcr " I85S. Lisch, tagt. Morg. 7 U — Inserate die Spaltzeile S Pf. werden bi« Ab. 7 (Sonnt, biö S U.) angenommen. — Abonn. Vierteljahr »0 Ngr. bei «nentgeldl. Lieferung in'« Hau«. Durch die Post. Biertelj^.22 Ngr. Linz. Rummem 1 Ngr. Expeditionr Johanne«-Allee 6 u. WatsenhauSstr. k pt. Dresden, den 13. Oktober. — Oeffentlich« Gerichtsverhandlungen: Am vergangenen Dienstage wurde bei hiesigem Gericht abermals eine Hauptverhandlung gegen einen betrügeri schen Geldmakler und dessen 20jähr. Sohn abgehalten, in kurzer Reihenfolge nach einander die dritte der Art. Ein äußerst zahlreiches Publikum hatte sich dazu auf bei den Tribünen versammelt, welche Frequenz sich aus der weitverzweigten Bekanntschaft der beiden Angeklagten, so wie auS der Wichtigkeit drS Gegenstandes erklärt, um den es sich handelte. Es war der frühere EcharwerkSmaurrr und Hausbesitzer I. G. Körnert, wohnhaft am Freiber- ger Platz allhier, und dessen Sohn E. A. Körnert, von denen der Erste des Betrugs durch Fälschung bez. Crr- ditbetrugs, der Zweite der nahen Beihilfe zu diesem Ver- brcchen angeklagt war. Körnert sen. ist ein Mann, der auf dem schlüpfrigen Felde der Geldmäkelei schon seit Jah ren arbeitet und bei den Leuten, mit denen er sein ein trägliches Geschäft betrieb, bis in die neueste Zeit herab «in fabelhaftes Vertrauen genossen zu haben scheint. Dies hatte er namentlich dadurch gewonnen, daß er zurAer- fallzeit der negocirten Wechsel immer für vünktliche Rück zahlung sorgte, ja bei eintretendem Andrängen der Wech- selkäuftr sie nicht selten einstweilen aus angeblich eigenen Mitteln deckte. So wird es erklärlich, daß man zuletzt seine Wechselanerbletungen blindlings cntgegennahm und einen Zweifel an der Aechtheit der betr. Unterschriften bei dem ehrlichen und pünktlichen Manne für ein Verbrechen gehalten haben würde. Jndeß mochten seine eigenen, wie nach und nach auch die Bedürfnisse seines Heranwachsen den Sohnes immer mehr und mehr in Mißverhältnis zu den Erträgen seines, obschon schwunghaft betriebenen Ge schäfts getreten sein, wozu sich noch eine Calamität ge sellte, welche ihm aus der sich für ihn nöthig machenden licitationsweisen Erstehung einer Glasfabrik bei Camenz erwuchs. Er steckte damals (Anfang dieses Jahres) schon so tief in allerlei Schulden, daß er auch das am Sub- hastalionstermine zu erlegende Drittheil der ErstrhungS- summc nur aus fremden Mitteln herbeizuschaffen ver mochte, was er aber eben nur durch Fabrikation von ei-, uer M^ge Wechselfälschungen zu bewirken im Stande- war. Bekanntlich geht aber der Krug so lange zu Was ser, bis er bricht, und die seine angeblichen Mittel zuletzt i» überschwenglicher Weife aufwiegenden FalfationSbeträge stürzten ihm im Laufe dieses JahreS plötzlich über den Kopf Herrin. Es stellte sich bereits während der Vorun tersuchung heraus und wurde bestätigt durch die Ergeb nisse der vorgestrigen Hauptverhandlung, daß er den Na men des Hrn. Badebesitzer Rückert auf der Pillnitzer Straße gemißbraucht hatte zur Fabrikation von 4 Wech seln in der Höhe von bez. 500 Lhlrn., 300 Lhlrn., 550 Lhlrn. und 1500 Lhlrn., den seines HauSwirthS, des Gemüsehändlers Hrn. Reichel, zur Fälschung von 3 Wech seln im Betrage von 300 Lhlrn., 600 Lhlrn. und 200 Lhlrn., den des Restaurateurs Hrn. G. L. Fischer bei L dergl von 300 Thlrn. und 100 Lhlrn., sowie endlich den des Hausbesitzers Hrn. I. E. Flasche bei 200 Lhlrn. und den d-S Hausbesitzers Hrn. S. « Feller bei 230 Lhlrn:, in Summa mithin 4780 Thlr. an Wechseln gefälscht hatte, für dir er jedoch nach dem in dergleichen Geschäf ten hergebrachten ModuS in Wahrheit nur die Summe von 3280 Lhlrn. in Empfang genommen hatte. Eämmt- liche Wechsel datirten auS den Monaten Februar, März und April dieses Jahres und waren thrils auf kürzere, theils auf längere Fristen gestellt, wobei sich jedoch ergab, daß K. durchaus sich nicht in der Lage befand, den resp. Käufern jener Wechsel jemals Befriedigung gewähren zu können. Wie zu vernehmen war, so hatte er im Vorge fühl des unvermeidlichen Sturzes auch einen Versuch ger macht, mit seinem traurigen Geschäft in einen entfernten Erdtheil überzusiedcln, war aber nur bis Hamburg ge kommen und von da in Mangel der erforderlichen Legi timationspapiere mit Protest zurückgescndet worden. Da Körnert, der vielbeschäftigte Agent, seinem eigenen Ge ständnisse zufolge nicht einmal schreiben konnte (!), so hatte er zur Fabrikation jener Fälschungey sich feines SohneS bedient, den er kein ehrliches Handwerk oder etwas der gleichen erlernen lassen, sondern lediglich zu dem Behuf« im älterlrchen Haus« zurückbehaltrn hatte, damit dieser ihm die Schreibereien besorge. Dies hatte sich denn sogar auf die fraglichen Fälschungen erstreckt und Körnert jrm. die betr. Unterschriften entweder aus freier Hand oder hinter GlaS einigen in des Vaters Händen befindlichen ächtete Unterschriften nachgebildet. Da Beide ihrer Vergehungen ohne Weiteres geständig waren, so lautete das Urtheil ge gen Körnert sen. wegen Betrugs durch Fälschung resp. Ereditbetrugs auf 5 Jahre und 1 Tag Zuchthaus, gegen Körnert jnn. wegen entfernter Beihülfe zu diesem Ver brechen auf 8 Monate Arbeitshaus.- Nach Schluß der Verhandlung ereignete sich bezüglich d«S einstweilen ent lassenen Körnert jun. auf der Lreppenflur eine. rührende Scene. Er wurde dort von verschiedenen Mitgliedern de-