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Unterhaltung und Geschäftsverkehr. M 283 Montag den 10. October 1859. Lisch, tagt. Morg. 7 U — Inserate die Epaltzetle S Pf. werden dt« Ab. 7 (Sonnt, biö S U.) angenommen. — Abonn. Vierteljahr »0 Rgr. bei unentgeldl. Lieferung in'S Hau«. Durch die Post. Biertelj. 22 Ngr. Linz. Nummern 1 Ngr. Expedition: Johanne«»Allee S u. Watsenhautstr. S pt. Dr«sd«n, dm 10. October. — Von der Gasse. Am letzten Freitag bewegte sich von der Mittelgaffe aus ein rührender Leichrnzug. Die einzige Tochter deö Hauses, eine glückliche Braut, ward zum Friedhof geführt. Im zahlreichen Gefolge der Theil- nehmenden und Neugierigen mochten mancherlei Gefühle die Herzen bewegen, die wir hier nicht weiter verfolgen wollen, nur einer einzigen Gefühlsäußerung auS der Menge wollen wir Erwähnung thun und zwar ihrer Eigenthüm- lichkeit halber. Ein Weib, von mehrern ihrer Kinder de, gleitet, ließ sich gegen ihre Nachbarn folgendermaßen ver nehmen: »Ja, in solche Fälle muß man sich schicken; mir sind auch schon drei Kinder gestorben und ich wollte, der liebe Gott nähme mir die sechse, die ich noch habe, auch lieber heute wie morgen weg, denn wegen die Bälger kriegt man hier kein Quartier mehrl Welche Erfahrungen muß dieses Mutterhcrz beim Quartier suchen gemacht haben! Und welche Kälte und Härte ge hört dazu, um die lebendige und immer frische Kraft der Mutterliebe soweit todtzuschlagen, daß eine solche verzwei felte Erklärung dem Munde einer Mutter herausgepreßt wird I l ^ — Herr Restaurateur Franke, der früher die Ge- mcindeschänke in Plauen inne hatte, hat vom 1. October ab Reisewitz in Pacht genommen. Nachdem daselbst schon so mancher Wirth .verunglücke", gehört noch eine respek table Courage dazu, hier auf einen grünen Zweig kommen zu wollen. Jndcß wird es im Schatten der vielen Bäume, die den so herrlich gelegenen Vergnügungsort umkränzen, Herrn Franke wohl möglich werden, da ihm ein getreuer Kunde, sein lustiger Humor, noch immer zur Seite steht und wir annehmrn dürfen, daß er auch in Zukunft zur Bergnüglichkeit seiner Gäste diesen edlen Knappen nicht aus seinem Dienst entlassen werde. — Der Gewinn von 100,000 Lhlrn. hat sich in einzelnen Achteln vielfach zersplittert. Wie wir hören, sind die Glücklichen ein hiesiger Nadler, ein Restaurateur und ein königl. Beamter, auch war die Rede davon, daß ein Paar Marktweiber zusammen ein Achtel davon hätten. Vielleicht schenkt Fortuna heute oder morgen ihrem Schooß- kinde Dresven auch noch die vlelbeliebten 150,0001 — Der diesjährige Herbst zeichnet sich durch zahl reiche Nordlichter laus. Man hat dergleichen -bereits be obachtet am 24., 25., 28. September und 1. October. — Am 6. d. wurde auf dem Kirchhofe zu Strup- pen ein in den Naundorf« Elbsteinbrüchen Verunglückter beerdigt. Demselben hatte ein von einer Steinwand herab- stürzender Stein am Montage die Brust zermalmt und ein Bein vom Rumpfe getrennt und sseinen augenblickli chen Tod herbeigeführt. Der Verunglückte, drt Steinar beiter Krosser, 36 Jahre, auS Naundorf, hinterläßt 5 un erzogene, auch mutterlose Waisen, davon die Jüngste 5 Jahre alt, dazu noch elend und verkrüppelt ist. — Ein anderer schneller Todesfall ist auf der neuen Schenke un terhalb der Festung Königstein vorgrkommrn. Der dor tige Schenkpachtrr Hoffman» steht am 5. d. Vorm, in der neunten Stunde munter und wohlbehalten vom Früh« stückstisch auf, geht in den Hof, um seinen Lagergeschäf ten nachzugehen. Er taumelt, fällt um und ist auf der Stelle todt. Der Schlag hatte seinem rüstigen Leben ein Ende gemacht. — Zwei ähnliche plötzliche Todesfälle sind im Laufe von 14 Tagen in der Nähe von Berggießhübel vorgekommen. — In Friedrichswalde wurde am 5. d. ein Gutsbesitzer beerdigt, der an den Folgen eines Schrek« keS starb. Als sein niedergebranntes Gut vor einiger Zeit im Neubau ziemlich weit vorwärts geschritten war, stürzt ganz plötzlich der gemauerte Giebel, den man als gut scheinend stehen gelassen hatte, zusammen und beschädigte zwei Arbeiter, davon der eine bald darauf starb. Das zweite Opfer dieses Ereignisses war der Wirth selbst, der durch den Schreck ein HalSgeschwür bekam, dessen Auf gehen ihn erstickte. — Aus Roßwein wird als eine Merkwürdigkeit die Thatsache berichtet, daß im Laufe dieses MonatS zwei da- sige Bienenväter aus 9 Stöcken 6 Ctr. 32 Pfo. Wachs honig geschnitten haben. Der eine von ihnen hat auS einem einzigen Stocke 1 Ctr. 17 Pfd., der andere aus 8 Stöcken 5 Ctr. 15 Pfd. gewonnen. Die Hauptursache zu dieser überaus reichen Honigernte soll in der besondo». ren Behandlung der Bienen von Seiten ihrer Pfleger zu suchen sein. — Am 7. Oct. gelangte abermals das Verbrechen der Brandstiftung bei dem Bezirksgericht Pirna zur Haupt verhandlung. Am 13. Jan. d. I. brannten in dem Städt chen Liebstadt die dem Grundstücksbesitzer Richter jim. ge hörige Scheune, sowie das KellerhauS, Wohn- und Lus- zugSgrbäude deS Hausbesitzers Hanke nieder. Noch wa ren die über Entstehung dieses KeuerS angrstellten Erör terungen nicht beendigt, als abermals, 12 Lage darauf, am 25. Jan. in dem den Aeltern genannten Richter s ge hörigen Hause Feuer ausbrach und deren Wohnhaus, so wie das anstoßende, beim ersten Brand« verschont -Me«