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Unterhaltung und Geschäftsverkehr. 279. Donnerstag de» 8. Oktober 185S. Lisch, täal. Morg. 7 U. — Inserate die Evaltzeile 5 Pf. werden bi« Ab unentgeldl. Lieferunfl in'« stau«. Durch die Post. Viertels. >ü Ngr. Linz. 7 (Sonnt, bis » N s angenommen. — «bonn. Vierteljahr »0 Rgr. bei Nummern t Ngr. Expedition, Johanne». Alle« S u. Waisenhautstr. 6 pt. Dresden, den 6. Oktober. — Testern Mittag gegen 2 Uhr geruhten I. k. H. die Frau Kronprinzessin, hohe Protrctorin des sächsischen PrstalozzivereinS, die zu Gunsten desselben jetzt auf dem Gewandhause statlsindende Ausstellung mit ihrer Gegen wart zu beehren, woselbst sie, von den Vorstandsmitglie dern ehrfurchtsvoll empfangen, längere Zeit verweilten und über die ungemein große Anzahl der Gaben und deren Arrangement ihre freudige Lheilnahme auösprachen. Der Vorstand hatte dabei die Ehre, der hohen Protertvrin di« ersten Exemplare der von ihm zum Zweck der bevorstehend den Verloosung eigens edirten Bücher zu überreichen. Vorgestern beehrten bereits I. Maj. die Königin Marie die Ausstellung mit ihrer Gegenwart. — I. k. H. die Prinzessin Augusta widmete vorge stern dem Thiergarten des Vereins für Hühnerzucht Nach mittags einen Besuch, um die verschiedenen neu angekom menen Tbiere in Augenschein zu nehmen. — Heute Vorm. 9 Uhr findet beim hiesigen Bezirks gericht Hauptverhandlung statt gegen den Handarbeiter I. L. Angermann aus Naundorf wegen Diebstahls. — Nächste Woche wird ein früherer Schüler unseres vorzüglichen Kammervirtuosen Kummer sen. Hr. Arweed Poorten aus Riga, im „Hotel de Saxe" ein Concrrt ver anstalten. Zur Aufführung gelangt unter Anderem ein von Hrn. Poorten selbst componirtes Concertstück für Cello mit Orchesterbegleitung. — Der GeschäftSfiihrer der berühmten Renz'schen Kunstreitergesellschaft ist vorgestern hier angekommen, um zur Errichtung einer Arena die nöthigen Anordnungen zu treffen, da eS in der Absicht unseres Mitbürgers Renz liegt, vom 1. Nov. ab seine Vorstellungen hier beginnen zu lassen. 40 Arbeitslmte sind seit gestern beschäftigt, auf dem Platze des JüdenteicheS da§ durchweg mit GaS zu beleuchtende Gebäude zu errichten. — Ein eifriger Leser der »Dresdner Nachrichten* theilt uns als Neuigkeit mit, daß vor einigen Monaten die Gebeine des Magisters Hermann Joachim Hahn,» Archidiaconus der Kirche zum heil. Kreuz (welcher am 2l. Juni 1726, wegen eifriger Vertheihigung der evan gelischen Wahrheit, als Religions-Märtyrer von einem katholischen Trabanten auf Anstiften der Jesuiten geopfert ward) auf Hiesigem säcularisirten JohanniSkirchhof ausge graben und dem Lrinitatiskirchhof übergeben worden sind. Der alte Leichenstein ist erneuert und trägt dieselbe Auf- schüft wieder, wie früher. Die Ermordung machte zur r , damaligen Zelt in Dresden großes Aufsehen, «S brach Re volution aus, die Katholiken wurden aus der Stadt ver trieben. — Infolge dieses Vorfalls wurde auch das Wai senhaus des Altmarkts gebaut und zwar ursprünglich al- Wachhaus für Militär, welches wegen au-gebrochener Re volution nach Dresden in großer Menge rrquirirt wurde,' da auch di« Hinrichtung des Mörders (er wurde gerädert) auf hiesigem Allmarkt geschah. — Das Weißeritz-Wrhr an der Brücke zunächst d«ü Löbtauer Chattffeehause ist nun vollendet und die rbenfastk von der Hochfluth am Anfänge der Monats August b. I. zerstörten Ufer sind nun ziemlich vollendet, so daß eine neue Fluch Nicht mehr in dortiger Gegend "solchen bedeu tenden Schaden anrichten könnte. Will es auch Laien bg- dünken, als ob die Fluthmauern oberhalb des Wehres und unmittelbar an der Brücke nicht die Höhe der vorjähri- ^ gen Fluch erreichten, so daß bei einer gleich hoch gehen den dgö Ufer immer noch Gefahr laufe, dort von oben herab ausgewaschen und zerstört zu werden, und e- sehr leicht gewesen wäre, durch Aussetzung von ein oder zwei Schichten Quadersteinen diese Gefahr gründlich zu beseiti gen, so ist doch von den, den Bau entworfen habenden und ihn beaufsichtigenden Technikern zu erwarten, daß sie auch diesen Punkt beachtet und der etwa noch möglichen Gefahr die genügendsten Schranken geboten haben wer den. (Dp. I.) —o— Das zur Zeit in Wachwitz im Gasthofe »Zur Presse- ausgestellte Puppentheater des Herrn MechqnikuS Karl Dietnch aus Neustadt zählte unter seine Vorstellun gen auch ein Klingemann'sches historisches Machwerk, be titelt: »Doctor Martin Luther oder der Reichstag zu Worms", welches sogar eine Wiederholung erlebt«. Wir haben die Aufführung derartiger Stücke auf einem soge nannten Kasperle-Theater ganz entschieden zu mißbilligen, weil sie wehr oder weniger an dem ehrwürdigen Haupt« de- Reformators eine Krevrlthat verüben. Die OrtSobrig- keit zu Wachwitz müßte mindestens gegen eine Wiederho lung solcher Aufführungen, die unwillkürlich in die Jugend dm Keim einer falschen Auffassung religiöser Lhatsachey pflanzen, selbstverständlich einschreiten und nicht zugebm, daß daS Heiligste entweiht rpird durch derartige Mißgriff« in der Unterhaltung für Kinder. Wir halten dip Vor führung elnrö solchen StückeS für verderdllch, unpassend und süadhgst und^müssen darum dagegen eisern, well Lu ther- Leben und Wirken für viel zu ernsthaft zu gelten hat, als rS nur ekttn Augenblick zurrt Gegenstand« immer- IN