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blikum deren Imposanten Anblick gewährt. DaS schöne aloe- oder vielmehr agaveartige Gewächs ist in Carolina und Virginien einheimisch und wird bereits seit 1596 in den Berichten über die in London einqeführten Pflanzen erwähnt. Sein englischer Name ist ^«Isms-neestiv und bezieht sich auf die stechenden Spitzen der langen Blätter. Die große Blülhenrispe trägt Hunderte von grünlich-wei ßen Glockenblüthen in Foim und Größe deren der Tul pen. Das kleine Eintrittsgeld von 1 Ngr. ist, wie wir hören, großcntheils dem jetzt jedes menschliche Gemüth hier in Anspruch nehmenden Wvhllhäligkcitszwccke bestimmt. — Da man von allen Seiten bemüht ist, die Noth der Abgebrannten i» Oelsnitz nach Kräften zu lindern, so wollen wir auch nicht »nterlass.n, wiederholt auf den zu obengenanntem wohlthäkigcn Zwecke heule im Saale des Lincke'schen Bades arrangirten „heitern Abend- Hinzuwelsen, drr gewiß recht gemüthlich und wahrhaft heiter werden wird, da die durch ihren Humor in den feineren Kreisen des Dresdner Publikums rühmlichst bekannten Herren Gebrü der R. die eigentliche Seele dieses Festes sein werden. Schon am Jubelfeste des O'pheuS zeichnete einer der ge nannten Herren sich so vorzüglich aus, daß cs der Wunsch von Hunderten geworden ist, etwas Achnliches wieder zu hören. Der heutige Abend wird dazu gewiß Gelegenheit bieten, und mit Freuden machen wir ganz besonders darauf aufmerksam, da die Veranstalter nur den edlen Zweck im Auge haben, und wir sonst diesen Genuß wohl schwerlich haben würden. Die BilletS sind nur durch Privatbe kanntschaft zu erhalten; es wird jedoch, wir eö zu wün schen ist, im Saale des Lincke'schen Bades kein Plätzchen leer bleiben, und den armen Oelönitzern eine wesentlich« Unterstützung zufließen können. — Für die Abgebrannten in Oelsnitz wird im Laufe der nächsten Woche ein großes Vocal- und Instrumental. Concert, gegeben vom Hm. Musikdirektor H. Mannsfeldt und den Gesangvereinen »Liedertafel- und .Orpheus-, im Saale des Lincke'schen Bades stattsinden, wobei unter Anderem mehrere Festcompositionen, welche für die 25jäh- rige Jubelfeier des Orpheus bestimmt waren, zur Auf führung kommen werden. — Wir machen hiermit darauf aufmerksam, daß die heute im zweiten Theater vom Hm. Direktor Nesmüller veranstaltete Aufführung von »Berlin, wie es lebt und liebt", zum Besten der Abgebrannten in OelSnitz statlsindet. — Man besucht unzählige Schaustellungen, zahltZ5 und 10 Ngr. Entiö und wenn man herausgekommcn ist, hat man gewöhnlich etwas schon Alltägliches oder oft Da gewesenes gesehen. Gewöhnlich hält man von dem, wel ches man umsonst sehen kann, nicht viel und versäumt solche Gelegenheiten in der Regel. Auf der Vogelwiese war eine Bude, in welcher Stereoskopen ausgestellt waren, der Besitzer war mit seiner Einnahme sehr zufrieden, die Bude war stets voll Zuschauer — und was sah man? Ganz gewöhnliche Bilder von nur geringem Werthe. Welch einen Eindruck machen jedoch die herrlichen Stereoskopen, welche Herr Mechaniker Löbel auf der Schloßstraße be sitzt und sie mit liebenswürdiger Gefälligkeit jedem ihn Besuchenden zeigt I Die Ansichten von Paris,'vorzüglich die Säle in den Tuillerien, in St. Cloud re. sind wahre Meisterwerke und erreichen den höchsten Gipfel künstlicher Vollkommenheit. Neu sind ferner die Zimmer des Pap stes im Vatikan zu Nom, weiche in ihrer Pracht und Herrlichkeit mit den Sälen der Tuillerien wetteifern. Auch ist von unserer Erde aus der Mond ausgenommen wor den und sieht man denselben auf Glas als transparentes Bild von origineller Wirkung Ueber andere Stereosko pen uns noch ferner auszusprechen, gestattet der Raum nicht und empfehlen wir schließlich jedem Kunstfreunde die Ansicht dieser schönen Sammlung, die erst, wie wir aus dm Annoncen gesehen haben, eine reiche Zusendung von Paris und London erhalten hat. — Auf der Löbtauer Straße Nr. 2 ist eine Wasch anstalt und daneben ein zweckmäßiges und doch geschmack voll eingerichtetes Lrockenhaüs erbaut worden. — AuS einem Garten der Neustadt «urd dem »Dr. I.- ein Zweig eines AepfelbaumeS mit vollkommen aus gebildeten Blüthen zugesandt. — Gestern Nachmittag wurden in der Seevorstadt interessante Proben des Röhrwasserdruckes in Verbindung mit Feuerlöschapparaten veranstaltet. — Der virtuose Harmonika-Künstler Hr. Stäglich aus Breslau, welcher sich in diesen Lagen mit vielem Beifall im hiesigen zweiten Theater producirte, wird in nächster Zeit, und zwar zuerst Sonntag den 25. d. im Saale des Bergkellers, in einigen Concerten des Hrn. Musikdirektor Berger auftreten. Die ausgezeichneten Lei stungen dieses Phänomens in der Blasmusik veranlassen uns, das größere Publikum auf vorgenannte Concerte be sonders aufmerksam zu machen. — Der seiner 10 jährigen Haft entlassene, bis jetzt in Mühltroff im Boigtlande sich aushaltende Heubner fie delt in der nächsten Woche nach Dresden über, wo er eine ehrende Privatanstellung erhalten hat. — Aus einem dem .Chemn. Lagebl." mitgethrilten Privatbriefe und einer direkten Zuschrift aus Plauen er- giebt sich, daß der oder die Mörder der Schreiter'schen Familie in WrtzelSgrün entdeckt und festgenommen find. Ein aus Treuen gebürtiger Weber, Namens Wunderlich, welcher im Verdacht des bewußten Mordes in Plauen in Untersuchung saß, log so geschickt, daß man keinen Jndi- lienbeweis gegen ihn würde haben führen können, als ihn das Gewissen zu einem vollständigen Geständnisse drängte. Er erklärte, in Gemeinschaft mit seinem Bruder, ebenfalls einem Weber aus Treuen, den Mord vollbracht zu haben. Dieser Bruder, muthmaßlich der Hauptthäter, ging in Treuen ganz frei herum, weil auf «hm gar kein Verdacht lastete, wurde aber durch den Staatsanwalt, der sich so fort nach abgelegtem Geständnisse nach Treuen verfügt hatte, noch am gleichen Lage festgenommen und nach Plauen gebracht. Seit langer Zeit hat kein Criminalfall eine so allgemeine Theilnahme im Voigtlande erregt, alö die Habhastwerdung dieser Raubmörder. — Bekanntlich hat die preußisch« Regierung eine Ex pedition nach Siam und Japan beschlossen und durch un sere Regierung die Industriellen Sachsens zur Brtheilig- ung mit Mustersendungen veranlaßt. Heute können wir die erfreuliche Mittheilung machen, daß die sächsischerseits angemeldeten Probesendungen für die ostasiatische Expedi tion seiten des k. preuß Handelsministeriums acc.ptirt worden sind, und mußte die Absendung dieser Gegenstände bis zum 21. d. M. an den Geh. Baurath Nottebohm in Berlin bewirkt sein. Vom Vorstande des Handels- und Fabrikstandeö in Chemnitz ist für Begleitung besagter Expedition ein der Sprachen und Maaren mehrseitig auf das Beste empfohlener Kaufmann, derzeit in Leipzig, vor- geschlagcn worden, allein da man preußischerseitö nur 2 bis Z Kaufleute mitnehmen wollte und sich in Preußen selbst sehr viele Competenten zum Mitgehen angemcldet haben, so steht noch dahin, ob wir sächsischerseits persön lich vertreten werden. Die Expedition selbst kann für den deutschen Handel von großer Wichtigkeit werden und wünschen wir der Sache den besten Erfolg. — Vergangenen Sonnabend Nachmittags hatte der Sohn deö Hausbesitzers N. in Reinsdorf bei Zwickau ei nen anderen Sjähr. Knaben mit in eine Bodenkammer, in welcher der Vater des N. sein Jagdgewehr hangen hatte, genommen, um ihm letztere- zu zeigen. Bei dieser Gele genheit hatte der Knabe N. da- Gewehr von der Wand genommen und dem anderen geheißen, die Mündung zu-