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in ihr wahres, von der Geschichte gefördertes Licht zu fiel« len, trugen ein dloli mv tanßvrv an ihrer Stirn geschrie ben., Die Zeiten haben sich glücklicherweise zum Bortheil der historischen Wahrheit geändert, und was die fragliche Sache anlangte, s, kam es nur noch darauf an, daß sie den rechten Mann zu ihrer vollständigen Darlegung und Aufhellung sinder und dieser hat sich gefunden in dem Pastor Richard in Dresden. Das soeben von ihm ver öffentlichte Werk führt den Titel: »Der kurfürstlich säch. fische Kanzler 0. Nikolaus Krell. Ein Beitrag zur säch sischen Geschichte des IS. Jahrhunderts rc." (2 Bde. mit 28 Tafeln, Ansichten, Porträts, Faksimiles rc. Dresden, Rud. Kunze.) Der Verfasser hat sich seiner Aufgabe auch insofern gewachsen gezeigt, daß er den gewonnenen Stoff geschickt zu verarbeiten gewußt und auf diese Weise ein Werk der sächsischen Geschichte geliefert, daS sie mit Freude und Dank zu begrüßen hat. Wir sind der Ueberzeugung: der Verfasser hat die Acten über den Kanzler Krell im Interesse der geschichtlichen Wahrheit zum Abschluß ge bracht. UebrigenS verdient daS Werk nicht bloS die Be achtung deS Historikers, sondern auch ganz besonders des Juristen, der dir Criminalistik und deren Geschichte zu sei ner vorzüglichsten LebenSbeschäftigung gemacht hat. — Am 20. September tritt Hr. Deorient in Prag als Hamlet auf und dürfte sich dessen Gastspiel auf einige neue Rollen erstrecken. Diesem interessanten Gaste folgt daS Gastspiel des Hrn. Bogumil Dawison. Von R. Wagner's .Rienzi* haben dort die Prcben bereits begon nen. Die Oper geht mit den besten Kräften in die Scene. — Heute Vormittags 9 Ubr wird bei dies. Bezirks gerichte Hauptverhandlung in geheimer Sitzung abgehal ten wider den Müller Joh Gottlob Sachle aus Rade burg wegen naher Beihilfe zum Verbrechen der Abtrei bung der Leibesfrucht und wegen Tödlung aus Unbedacht samkeit. — Der Verein sächsischer Lehrer zur Unterstützung an emeritirte Lehcrer, die jährlich einen Zuschuß von 50 Thalern erhalten sollen, hat in den 4 Jahren seines Be stehens einen Reservefond von 12,500 Lblrn. angesammelt, der im letzten VereinSjahre allein um 3200 gewachsen ist. Er zählt 1612 steuerpflichtige und 27 emeruirte Lehrer. — Am gestrigen Lage feierte der Intendant unser- Hostheaters, Hr. Geh. Rath v. Lüttichau Exc., sein 50- jährigeS Dienstjubiläum. Derselbe trat in den k. Dienst zuerst alö Jagdpage, ward dann nacheinander Oberforst- meistrr, Kammerhrrr und seit 35 Jahren Leiter der k. Hosbühne und der k. musikalischen Kapelle. Gestern Morgen brachte eine Deputation der Hoftheatermitglieder und der k. musikalischen Kapelle dem Jubilar ihre Glück wünsche in Pillnitz dar. — Die Neustädter Kirche hat unstreitig durch den Aufbau eines Thurmes eine große Zierde gewonnen; noch weiter hrrvorgehoben wird das Gotteshaus durch die jetzt fast gänzlich vollendete Schieferbedachung und den schon weit vorgeschrittenen äußeren Abputz deS ganzen Gebäu- deS. Dieses der Andacht geweihete Bauwerk prälentirt sich nun von allen Seiten recht stattlich. Angeschloffen sei noch die Bemerkung, daß jetzt an drei Kirchen — der Neustädter, der Frauen- und der Hof- und Sophienkirche — gleichzeitig Baulichkeiten oder Reparaturen vorgenom men werden. —r— (Dresdner historische ReminiScenzen.) Zu der jetzigen WohnungSnoth liefert Dresdens Ehronik ein net tes Gegenstück. Jtn Jahre 1623 wohnte der Hosrath v. Pomkau zur Miethe in einem Hause auf dem Alt- ma>kte, wobei ihn die Unannehmlichkeit traf, daß ihm sein Hauswirlh, Joh. Teucher, wegen vorzunehmenden Bau- l'chkeiten aufkündigte. Da nun derselbe trotz aller Mühe kein paffende- Quartier finden konnte, wendete er sich endlich in seiner Bedrängniß schriftlich an den Kurfürst Johann Georg mit der Bitte, ihm zu einer Wohnung behilflich zu sein, widrigenfalls er seinen Dienst aufzugr« den und sich auf sein Gut zurückzuziehen, genöthigt sähe. Wollte nun der Kurfürst seinen Hofrath nicht verlieren, so mußte er wohl etwas für ihn thun, weshalb er auch unterm 26. August 1623 ein Restript an dm Magistrat erließ: .daß hie Staatsdiener vor asten Anderen mit Woh nungen versehen würden; insbesondere aber für eine Woh nung, gegen gebührliche ZinSreichung, für gedachten Hof- rath besorgt zu sein. In der jetzigen Zeit kann die-einem Hofrath freilich nicht passirrn. — Ein andere- Gwenstück zu der Jetztzeit geschah im Jahre 1782 unter Kuifürst August IV., nachherigen König, m't dem Zunamen.der Gerechte'. Als derselbe am 14. Juli genannten Jahre- dei einem Spaziergänge im Zwinger die erst seit kurzer Zeit um die Rasenplätze angebrachten hölzernen Einfassun gen bemerkte, fragte er nach dem Zwecke derselben. Rach er ihn erfahren, befahl er: .sofort die Einfassungen hin- wegzunehmen, weil er den Kindern die Freude gölten wolle, darauf zu spielen und sich im Grase herUmzuwälM^ Als im Dezember 1479 dcr Bischof von Wardin als Un garischer Gesandter nach Dresden gekommen war, stahl ihm sein Wirth, bei welchem er logirte, eine beträchtliche Summe Geld, weshalb er vor seiner Hausthür aufge- knüpft werden sollte. Nach dreimaligem Fußfall wurde ihm aber das Leben geschenkt, und der Bischof erhielt vom Herzog Ernst die ErlaubnH, ihn als Sklaven mit nach Ungarn nehmen zu dürfen. — Am 30. Sept. und 1. Oct. feiert die zum Theil in Leipzig, zum Theil in Dresden garnisonirende Jäger- Brigade di« Feier ihres 5vjährigen Bestehens. DaS OssizirrcoipS und die zu diesem Feste geladenen auswärti gen Waffenbrüder werken an diesen Lagen in Leipzig in den Räumen der Centralhalle binnen; auch di« Mann schaften werden aufKosten deS Ossiz-ercorpS bewirthet und mit verschiedenen Lustbarkeiten unterhalten werde«. — Bon Seiten der Berlin Anhaltischen Bahn wird auf vielfach in Berlin ausgesprochenen Wunsch im Okto ber «in Extrazug noch Dresden veranstaltet werden, und zwar zur Zeit der Weinlese in der Lößnitz rc. und Um gegend. . — Unseren Hausfrauen dürfte die Nachricht rrwünscht sein, daß endlich ein Kochgeschirr erfunden worden, wel ches selbst beim heftigsten Kochen di« Milch nicht über laufen läßt. Ein nach den Angaben der .Deutscher» Ge- werbezrirung' in Graz verfertigter irdener Topf, dessen Deckel mit Dampftöhre und Löchern versehen ist, wurde probirt und vollkommen bewährt befunden. — Dem .Chemn. Lagebl' schreibt man über da» Feuer in OelSnitz: Beurthrile ich das Schicksal von OelS- nitz ohne Weichheit und Empfindsamkeit, welche geschehe nes Unglück zu vergrößern pflegt, ja mit einer gew'ffrn Härte, mit welcher Viele hemzutage den Grundsatz' auS« sprechen: .Feuer ist kein Unglück mehr, sondern ein Ge genstand der Spekulation', so kann ich doch nicht umhin, daS Oelsnitzrr Unglück ein ganz außerordentliche- zu tteri- nen. Waren auch verhältnißmäßig mehr Mobilien'vetA» chert, als man in kleinen Städten zu versichern pflegt, so wird dieser Umstand durch den Uckfang deS Unglück- allst gewogen, indem über drei Viertel der bewohnten Gebäude abgebrannt sind, die wohlhabenderen Bewohner sich selbst unter den Betroffenen befinden und nur theilweise ihr« Unglücksgenossen unterstützen können, der Aufbau der zer störte« Commungebäud« und die Ausführung de- neuen Bauplanes die Gemeinde tief in Schulden stürzt, beten Last sich auf wenige Schultern vertheilen wird, und die vielen abgebrannten Weber für den Winter keine Stätte finden, wo sie einen Stuhl zum Brodrrwerb aufstrllest können. Eine außerordentliche Bethätigung der Bruders