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-- . M . Unterhaltung und Geschäftsverkehr 851. Donnerstag den 8. September 185S. Ersch. tägl. Morg. 7 U. - Inserate die Epaltzeile 5 Pf- werden bl- Ab. 7 (tzonnt. v.N—r y.» angenommen,- uncntgeldl. Lieferung tn'« Hau«. Dur» die Dost. Mertels. 20 Rar. Ein,. Nummern 1 Rgr. Expeditlon^Johanne« n. Bierteljahr »ü Ngr. bet k«. Watsenhau«str. 6 Pt. Dresden, den 8. September. — Am 5. und 6. September besuchten Se. Masse? stät König Ludwig von Bayern, in Begleitung Ihrer Ma jestät der Königin Marie und unter Führung deS Ga« leriedirectors I). und Prof. Schnorr v. Carolsfeld das königl. Museum und verweilten beide Male mehrere Stun den daselbst. , -7- Oeffentliche Gerichtsverhandlungen: Am gestrigen Lage fand die Hauptverhandlung gegen den deS Mords der verw. Frau Inspektor Lorenz angrklagtey Fleischergesellen Ehrlich statt. Dieselbe dauerte von früh S bis Abends 8 Uhr, nur mit einer kurzen Unterbrechung in der, ersten Nachmittagsstunde. Dieselbe endigte mit Verkündigung d«s Erkenntnisses, welches den Angeklagten wegen Lodtfchlags, Diebstahls und Unterschlagung zu einer Zuchthausstrak von 20 Jahren 5 Monate und S Lagen verurtheilte. Eine eingehendere Mitteilung über die Ver handlung wird im morgenden Blatte erfolgen. — Ueber die gestrige Gerichtsverhandlung berichtet die »Eonst. Ltg,' Folgend«: Bor einem alle Raume des Saals füllenden Zuhörerkreise, unter dem wir auch die Herren Oberstaatsanwalt v. Schwarze, Polizei-Director v. Earlowitz, Geh. Justizrath v. Groß u. A. bemerkten, begann gestern Vormittag v Uhr die Hauptverhandlung gegen den Fleischergesrllen Carl Ferdinand Daniel Ehrlich von hier, welcher des Mordes, eventuell des Lodtfchlags, so wie außerdem eines Diebstahls angeklagt ist. ES han delt sich dabei zunächst um die am 5. Febr. d. I. erfolgte Ermordung -er verwittweten Gasinspector Lorenz auf der pirna'schen Gasse allhier und zwar insbesondere darum, ob die Lorenz von dem Angeklagten (als «aS er nur zu gestanden) im Zorn erschlagen, oder mit Vorbedacht er mordet worden ist. Den Vorsitz führte Herr Präsident v. Criegern, die Staatsanwaltschaft war durch Herrn App.-Rath Metzler, die Vertheidigung durch Herrn Adv. Fränzel vertreten. Der Angeklagt« ist ein junger hübscher Mann von 28 Jahren, mittler Größe, blondem Schnurr und Kinnbart, und macht durch sein bescheidenes Auftre ten einen durchaus nicht ungünstigen Eindruck. Minder vortheilhaft wirkte die Darlegung seines Lebenslaufs . Derselbe ist am 25. Nov. 1832 hrer außerehelich geboren, doch hat seine Mutter, die unverehelichte Hofmann, spä ter seinen natürlichen Vater, hen FleischetmeistLr^ Ehr^ lich, geheirathet und der Angeklagte ist dann bei sei nen Eltern in Prießnitz erzogen, und «ach der Eonfir- mation bei dem Fleischer zu Hinterhermödorf in die Lehre gebracht worden, nach deren Beendigung er fünf Jahre apf die Wanderschaft ging, dann aber 1853 seinem Ge-:, werbe entsagte und nun abwechselnd bald an der Eisen bahn arbeitete, bald den Colporteur für einen Buchhänd ler machte, bald als Markthelfer in dem Zschuppe'schen ital. Warengeschäft fungirte, bald mit seinem Schwager Stelzner eine Senffabrik «ntrirte, bald wieder in einem Agenturgeschäft thätig war, .auch sogar einmal ein« kurze Zeit Pferdehandel trieb. Zuletzt war er eine Weile gar nichts, hatte aber die Absicht, wieder «in Senfgeschäft zu betreiben.! UebrigenS ist er bereits w-gen Diebstahls ein- mal mit 17 Lagen Gefängniß bestraft, in einem andern Falle aber freigesprochen worden. Anfang- diese- Jahre- nun hatte er -je Bekanntschaft der Wittwe Lorenz gemacht und der Letzter» merken lassen, daß er sie zu heirathm beabsichtige. Dieselbe soll darauf zwar geäußert haben: waö nicht ist, kann («och werden, soll aber bei dem letzten verhängnißvollen Besuche am 5. Februar einer größeren Annäherung Widerstand entgegengesetzt und namentlich seiner Einladung, mit ihm mS Concert oder ins Lheattr zu gehen, durch den Vorwurf begegnet haben, daß er be reits ein Mädchen mit einem Kinde habe. Durch diese unbegründete Beschuldigung sei er ärgerlich geworden und habe die Lorenz, «eil sie ihm die Person, welche ihm sol ches nachgesagt, nicht nennen wollen, rin« schlichte Frau genannt. Die Lorenz, welche während seines Besuchs, der übrigens ursprünglich nur den Ankauf zweier Hemden von deren verstorbenem Manne zum Zweck gehabt, mit de« Plat ten eines Kleides beschäftigt gewesen, sei darüber «üthend geworden und mit der Plattglocke -uf ihn loSgekommen, um ihn »wie einen dummen Jungen' -ur Lhür hinauSzu- weisen. Das habe er sich nicht gefallen lassen können und deshalb die Loren- zurückgrschuppt, daß sie niederge- fallen sei. Dieselbe habe sich jedoch sofort wieder aufge rafft, um Hilfe geschrien und sei abermals auf ihn lo-ge- gangen, worauf er ihr den Mund zugehalten und sie zu beruhigen gesucht, die Lorenz aber mit der Plattglocke ihn -u schlagen versucht habe. Da sei er ihr tn die Hand gefallen und, weil die Lorenz inmittelst mit ihrer anderen Hand ihm in die Haare gefahren sei und daran gezogen habe,, habe er, vor Schmerz und Wuth halb besinnungs los, mit der ihr inmittelst entrissenen Plattglocke über sich nach der Lorenz geschlagen. Wie'S weiter gekommen, könne «r nicht sagen. (Bricht in Weinen aus.) Denn leider sei er so geartet, daß er, gereizt, sich selbst vor Bosheit nicht kenne. Rur so viel wisse er noch, daß er zuletzt nur noch