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denselben, d. h. zum Wasser, zur Pflicht gemacht. Lie hst zu Beschwerden der Anwohner geführt, weil fie da durch behindert seien, ihren Wasserbedarf zu erhalten. Der Stadtrath hat nun beschlossen, auf dieser Gasse drei Pumpen am Mühlgraben aufstellen zu lassen, um neben dem Wohlfahrtsinteresse dem Wasserbedürfniß der Anwohnerschaft Befriedigung zu Lheil werden zu las sen, und daS Collegium der Stadtverordneten bewilligte ' einstimmig die hierzu postulirte Summe von 145 Lhlr. 18 Ngr. — Flora, Gesellschaft für Botanik und Gartenbau, versammelt sich Freitag den S. Eept. Nachm. 5 Uhr beim Hrn. Hofgärtner Mieth im großen Garten. — Bekanntlich waren bei Enthüllung des Gedenk steins an der Schillrrlinde zu Blasewitz neben dem Letzte ren auch die Büsten der Könige von Sachsen und Preu ßen aufgestellt. Sin Festbrsucher, in jedem Falle begei stert von dem klassischen Boden, auf welchem sein Fuß wandelte, ries beim Anblick gedachter Büsten freudig be wegt aus: .Ei, das ist sinnreich, daß man alle Leide, Schillern und auch Göthen, ausgestellt hat!" — Der»Leipz. Ztg.' schreibt man: Während daS Nordlicht in der Nacht vom 28. zum 29. August, das mit Anbruch der Nacht begann und bis in die Morgen dämmerung dauerte und überall in Württemberg von Friedrichshafen bis in den JaxtkreiS sichtbar war, beob achtet wurde, wurden auf den Lelegraphenstationen nicht nur di« bekannten Abweichungen der Magnetnadel des Galvanometers bis zu 40 Grad westlich und wieder öst lich wahrgenommen, sondern auch die Drahtleitung ver sagte periodisch. . — Auö Leipzig schreibt man unterm 5. d. M.: Im hies. k. Bezirksgericht hat sich gestern Abend ein Lauf bursche von hier, der sich Diebstahls wegen seit einigen Lagen in Untersuchungshaft befand, erhängt. Derselbe war erst 16 bis 17 Jahr alt. Woher in unsrer Zeit und in größern Städten die Erscheinung so vieler jugendlicher Selbstmörder? Ein großer Lheil unsrer noch unreifen Jünglinge ist körperlich und geistig entnervt durch Genüsse, die ihrem Alter noch nicht angemessen sind, die mit Ei« garrenrauchen beginnen, sich in Bierlokalen oder auch in andern geheimen Spelunken sortsetzen (das Geheime und Verbotene zieht im jugendlichen Alter am mächtigsten an), Geldmittel erheischen, die man noch nicht verdienen kann, daher zum Diebstahl und endlich zum Zuchthaus oder zu dem verzweiflungsvollen Schritte des Selbstmords führen. Es ist dies nichts Neues, kann aber nicht oft genug ge sagt werden. (Dr. I.) — Am Sonntag Abend gegen 10 Uhr ist in Aue bei Echneeberg ein Schadenfeuer ausgebrochen, daS 9 Wohnhäuser, einschließlich Gasthof und Postexpedition, in A che gelegt hat. Das Feuer ist im Gasthofe auSgekom- men und sind in einem Stalle desselben einige Hundert Gänse, einem böhmischen Händler gehörig, mit verbrannt. Die Entstehungswsache ist unbekannt. — Betreffs des nochmaligen Treibens und BlühenS neuer Keimsprößlinge in diesem Herbste «halten wir von geschätzter Hand nachstehende Auseinandersetzung, wie und was die Ursache dieser Erscheinung ist. In der Regel treiben unsere einheimischen Bäume und Sträucher zwei mal des Sommerhalbjahres, einmal im Frühjahr und das anderem«! zu Johannis den Nachtrieb oder Johannis wuchs. In heißen Sommern mit wenig Regen, wie eS dieses Jahr der Fall war, wird die im Erdboden befind liche F.uchtigkeit durch die Hitze auHesaugt, der Boden wird trocken und die Wurzeln der Bäume und Pflanzen finden nicht die gehörige Nahrung zur Erhaltung der gan zen Pflanze, eS entsteht eine Frühreife, die aber immer noch fähig genug ist, Keimkraft zu entwickeln. Daher kommt «S, baß die Blätter sehr frühzeitig gelb und welk werden und abfallen. Kommt nun nur einigermaßen wie derholt Regen, der die Erde tränkt, daß der Bodm Nässe bekommt und die Wurzeln wieder Feuchtigkeit saugen kön nen, so wird, weil der heurige-Trieb schon reifes Holz hatte, der Sproß, der erst künftiges Frühjahr kommen sollte, keimen, sprossen und auch wohl blühen, wenn an ders die Witterung günstig ist. Allerdings ist dieses Spät treiben für den Baum oder Strauch von keinerlei Nutzen, denn wenn zeitig Frost eintritt, werden die unauSgewach- senen und noch jungen Triebe erfrieren und absterben, waS sich leicht dem andern Holze mittheilt und weiter greift. Außer Kastanien-, Linden-, Obstbäumen, welche junge Blätter bekommen haben, sind in diesem Herbst an meh reren Strauchartrn Nachtriebe zu beobachten, z. B. an dem Sauerdorn, der Schneebeere, dem StrauchjaSmin, ei nigen Spiräen, der amerikanischen Johannisbeere, der Sta chelbeere, der schwarzen Johannisbeere u. a. m. In den höher gelegenen Gegenden unseres Landes, wo es mehr regnete und der Sommer normaler war, stehen die Bäume und andere Pflanzen noch in kräftiger, dunkel belaubter Fülle, und man muß fast suchen, um ein gelbes Blatt aufzufinden. Ein ähnliches Verhältniß findet bet den Kar toffeln statt, die ebenfalls neue Blüthenschößlinge treiben. Die bekannte Trockenheit ließ die Knollen reifen, allem der fehlende Regen ließ sie ihr Zellengewebe nicht gehörig ausbilden; deswegen blieben sie meist sehr klein. Der er folgte Augustregen brachte nun, da daS WachSthum der Knollen vorüber war, neue Keimkraft in dieselben, die Au gen keimten, grünen und blühen. Hauptsächlich tritt die Erscheinung an jenen auf, die zeitig gelegt worden sind, wogegen sie bei den später gelegten weniger zu beobachten ist. Man wird die Felder, wo jetzt die Blüthe zum zwei ten Male sich zeigt, wo möglich lange stehen lassen müs- sin, um ernten zu können, indem die jetzige Frucht zur Aufbewahrung sich nicht eignet und nur der neue Ansatz, wenn er noch reist, kann etwas geben. Schließlich noch etwas: Allgemein wird angenommen, daß der Saame der Frucht zu seinem besseren Aufkommen erst einige Zeit der Ruhe bedarf, ehe er die gehörige Keimkraft überkommt; allein die Natur beweist uns, daß dieses durchaus nicht nöthig ist, denn in nassen Jahren keimt das Getreide nach kaum beendeter Reife auf dem Halme Die in trockenen Sommern spärlich gereifte Kartvfsil keimt bei geeignetem Wetter in der Erde ebenfalls am Mutterstocke. Kaum ausgefallener Saamen bringt dasselbe Jahr noch recht kräftige Pflanzen,. die schöner und üppiger gedeihen, als die im nächsten Frühjahre gesäeten rc. Wären unsere kli matischen Verhälrnisse nicht an einen langen Winter be dingt, unsere Pflanzenwelt könnte unS auch einen zwei maligen Frühling geben. ragergefchichte. Berlin, 6. Srpt. Nach einem in der »Lesterr. Ztg.- abgedruckten Briefe aus Stuttgart vom 29 v. M« drohte vor ganz kurzer Zeit dem Kaiser Napoleon ein Attentat von einem I3jährigen Stuttgarter Gymnasiasten. Mit 20 Gulden in der Tasche fuhr der Knabe, der an feinem Wohnorte nur Aeußerungen deS Haffes gegen den Kaiser der Franzosen gehört und dadurch selbst den größ ten Haß gegen ihn alS den gefährlichsten Feind Deutsch lands eingesogen hatte, über Karlsruh nach dem Elsaß, wo er in dem Städtchen Weißenburg wegen Mangel- eines Passes von der französischen Polizei fcstgrnommen wurde. AlS offener Deutscher gestand er gleich zu, daß er nach Paris habe gehen wollen, um den Kaiser Napo leon zu ermorden. DaS hätte ihm, wäre er nur etliche Jahre älter gewesen, übel bekommen können, wie dem Studiosus StopS, einem Predigerssohne, der sich 1809 nach Schönbrunn, mit einem Messer bewaffnet, in der zu« gestandenen Absicht begeben hatte, den Kaiser Napoleon I.