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Strafe und Unkosten den spärlich erworbenen Verdienst von Monaten; indessen der Bauer, der daran schuld, stch weqen seiner fetten Pfründe ganz behäbig den Schmeer bauch streicht. Weinend kehrt der arme Buttermann »inS Gebirge- zurück, weinend klagt er daheim Weib undKin- den, sein Unglück, und — Niemand kann ihm helfen I — Und doch! — Sie, meine Herren Landgensd'armen, Sie können es, wenn Sie wollen I — Thun auch Sie, wie die Polizei der Residenz, das Ihre! Halten Sie öfter- Con- trole auf den Rittergütern, auf den Bauerhöfen, wenn »Buttertag' ist; scheuen Sie nicht die Mühe, mit der Waage in der Hand bald da, bald dort unangemeldet die fusche Butter zu untersuchen, um die leichten oder salzrei- chen Landpommeranzen kennen zu lernen. Fragen Sie vor Allem nach dem Neugewicht, nach dem Neumaße; und ich wette, Sie werden noch manches alte weiland ISlöthige Buttcrnäpfchcn, manches alte Halbpfundgewicht finden und die entschuldigende Antwort bekommen: „I, das Hamm nur schon an Griffe, da helfen mer uns mil'n Ogenmaße und gäb'n a Biss'l zu!" — Gesetzt nun aber auch, Sie finden die frijchgebutterte Butter richtige 15 Neuloth, so hat solche nach 3—5 Tagen, wo solche nach Dresden ab geht, oft nur höchstens noch 14^ Loth. Folglich müßte die Butter aus dem Fasse weg mindestens I4j Loth wie gen. Es wäre zweckmäßiger, auch sicherer die Controle, wenn eS gesetzlich hieße: Butter ohne Salz muß 15 Loth, gesalzen 15z Loth wiegen. Inzwischen besuchen Sie aber auch mit doppeltem Erfolge in Ihren Bezirken öfterer die Einkäufer und Händler! (DaS ist zweierlei, denn die Großhändler haben wieder ihre „Zusammenträger", und der Dresdner bekommt seine Butter jetzt erst aus der vier ten, ja fünften Hand, weshalb sie auch so billig (?I) schmeckt.) Sie lernen dabei ganz gewiß auch Leute kennen, welche es verstehen, aus 17- und 18löthiger Butter 15-, wohl auch einmal 14löthige zu machen. Sie überzeugen sich bei diesen Besuchen, ob die Butter, welche Sie auf dem Bauerhofe schon in der Hand hatten, bis hierher sich verändert hat. Ganz besonders aber kommen Sie durch solche Besucht dem Händler insofern zu Hilfe, daß Sie ihm das Denuncircn, vor dem er schon um seiner selbst willen Furcht hat, ersparen und von ihm recht genau und sicher erfahren können, wo Fuchs und Spitz stecken. — Es ist schon mehrere Male ein Gegenstand der Rüge gewesen, daß eine hiesige Obsthändlerin nabe dem Ra.hhause Ntbcnbei einen Handel m r Tauben treibt und zn ar auf eine solche thierfemdliche Weise, daß sie die Tau ben vom stützen Mor.M an oft dis nahe an Mitternacht im Käsige ohne genügendes Futter und Nahrung zum Verkaufe ausbcwcchrt. Vorgestern Abend wieder wurde halb 12 Uhr diei'er Unfug von einigen Vorübergehenden b. merkt und im Rathhause davon Anzeige gemacht, wo d>'m auch die betr. Wohlfahrisleamtcn sofort mit «ner- k-.v! en-iwerther Bereitwilligkeit den Laubengebauer ln Be schlag nahmen und die Frau zur Verantwortung einzogen. — Die Tanz-Compositionen des Herrn Musikdirec- tor Mannofeldt sind neuerdings in de» Verlag des Herrn Bernhard Friede! übergegangen. Dieselben werden in nächster Zeit im Clavier-Arrangement erscheinen und nen nen wir vavon die hauptsächlich beliebt gewordenen: Le- bcnSlust-Galopp; Freundesgrüße (Walzer); die Leidenschaft lichen (Walzer); Ballet-Polka; Festgaben (Walzer); Ju- gcndträume (Walzer); Hochzeitslieder (Walzer, zur Feier der Vermählung deS Prinzen Georg eomponirt); Zuleika- Polka; Moosrosen (Walzer). — Am Spätabend des letztvergangenen Sonntags durch wanderte ein Mensch mehrere Straßen der Stadt, dem offenbar die Gasse nicht breit genug war. Anscheinend dem Arbeiter- stände angehörig, aber total betrunken, maß er unausge setzt die Straßen breite, taumelte von einem Trottoir nach dem andern hinüber, und wenn er dann tüchtig an die Hausmauer stieß, wurde er dadurch veranlaßt, seine Di- remon wieder nach der andern Seite zu nehmen. Er lief dabei ziemlich schnell und immer mit so nach vorn gebo genem Körper, daß wir uns in der That wunderten, wie er sich immer noch aufrecht erhalten könne. Wie gewöhn lich bei Betrunkenen, so gereichte dem gerade in starken Zügen von dem Sonntagsausfluge zurückkehrenden Pu- blikum der Zustand des Mannes zur nicht geringen Er- götzlichkeit. Da aber um diese Zeit die Straßenjugend fehlt, so sielen keine Neckereien vor und eS ward weiter kein Auflauf, der Mann selbst verhielt sich ruhig und hielt nur einen abgebrochenen Selbstmonolog, der sich immer in der stereotypen Redensart: »'S iS o ni schlecht, 'S is o ni garst'g!" bewegte. — Der Weinbau, der, wo er auch gepflegt werden mag, stets einen nur spärlichen Vortheil gewährt, ist in der Meißner, Loschwitzer und Pillnitzer Gegend in ein Stadium getreten, welches den Bergbesitzern die Aussicht der Ernten gar sehr trübt. In früheren Zeiten gab es keine andere Verwerthung der Trauben, als das Pressen derselben. Unser Wein fand guten Absatz, und wenn er Magdeburg und Hamburg bereist hatte, kam er als fran zösischer Wein in Handel und theilweise zu uns in einem Zustande zurück, den wir nicht weiter bezeichnen wollen. Unser Wein ist kräftig und da er in unserm Klima ge wachsen, also unserer Natur angemessen ist, so dürfte er sicherlich den künstlich zubereiteten Frrmdwrine» bei Wei tem vorzuziehen sein. Seit jedoch in Sachsen Champag ner bereitet wird, ist das Pressen der Trauben Seitens der Brrgdesitzer in den Hintergrund getreten. Viele, ja sogar die Meisten zogen es vor, ihre Trauben lieber zu verkaufen, als zu pressen, weil sie sofort Geld erhielten und damit nöthige Lergausgaben bestreiten konnten. Die Niederlößnitzer Gesellschaft zahlte pro Centner 10 Lhlr. was per Faß etwa 90 Thalcr beträgt. Dafür konnte der Weinbergsbcsitzer seinen Wein hingeben. Dieser augen blickliche Gewinn verlockte die meisten Producenten, ihre Pressen und Gefäße in Verfall kommen zu lassen und während früher beim Verkaufe von Weinbrrgsgrundstücken Presse und Gefäße dazu gehörten und unzertrennlich wa ren wie Leib nnd Seele, hat sich dies jetzt gänzlich geän dert; denn es werden jetzt zum Lheil große Weinberge verkauft, ohne Maße, ohne Gefäße. Nachdem die Wein« bergsbcsitzcr sich selbst auf diesen gefährlichen Standpunkt gebracht haben, wird ihnen nun für diese Waare ein Ge bot eröffnet, welches stst überbillig genannt werden möchte. Die Niederlößnitzer Gesellschaft gewährte im vorigen Zahre für die beste Lraubensorte pro Centner 7 Thlr., die neue Gesellschaft, die Sächsische, zahlte Anfangs ebensoviel, spä ter aber, als di« erste Gesellschaft ihren Einkauf beendigt hatte, und die Verkäufer ihre Waare fast um jeden Preis hingeben mußten, weil sie eben nun nicht wußten, was sie damit arifangen sollten, wurde ihnen ein Gebot eröffnet, welches die vorgenannte Billigkeit noch übertraf. — Soll der Weinbau bei uns nicht gänzlich zu Grunde gehen, so ist es an der Zeit, daß die Weinbeigsbesitzer ihre Pressen und Gefäße wieder in guten Stand sitzen, um nicht in den Fall zu kommen, ihre Waare für einen Spottpreis binge ben zu müssen. Wir wünschen es von ganzem Herzen, daß die Sächsische Industrie nach allen Seiten hin auf lebe, können aber dies zum Verfalle anderer Nah» ungszwrige nicht bcvorworten. Wir geben cs ferner den Weinbergsbesitzern zu bedenken, daß, da die beiden Cham pagner-Geschwister nur auSgelesene, nur dir besten Trauben kaufen, die Nachlese unmöglich einen Wein Her stellen kann, der den früher» Ruf zu erhalten vermag. Schlagen wir also den Verlust, der durch eine geringe Nachlese entsteht, an, so werden wir leicht rinsehen, daß der augenblickliche Gewinn hier großen Nachtheil mit sich führt. Es wäre also an der Zeit, daß die Wrinbergsbe«