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Tageblatt s«> 22« Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Montag den 8. August Ersch. täal. Morg- 7 U. — Inserate die Spaltzetle 5 Pf werden bi- Ad. 7 (Sonnr. v. 11—2 U1 angenommen. — Abonn. Bierteljahr 20 Nur. bei unentgelbl. Lieferung in'< Hau-. Durch die Post. Viertels. 20 Ngr. Linz- Nummern 1 R - -- - - — .. . .. . . DreSd«n, drn 8. August. — Im K. Hoftheater nahmen die Vorbereitungen und Proben zu „Lvhengrin* so viel Aufmerksamkeit und Kräfte in Anspruch, daß in letzter Zeit das R-pertoir dar unter litt, insofern größere Opern wenig und vom Schau- spiel nur Reprisen zur Ausführung kamen. Das eingetre- tene Unwohlsein des Hrn. Dawison verzögerte nicht nur die Aufführung des „König Lear', sondern hatte überhaupt «Störungen des Schauspiel - Repertoirs zur Folge. Das diesmalige längere Verweilen des Hrn. Devrient, der für diesen Sommer keine Gastipiclverpflichtungrn nach Außen emgegangen, stellt sein ferneres Auftreten m Aussicht und dürfte somit diese Saison bei einem gemeinsamen Wirken beider Kunsthcroen eine der interessantesten und ergiebig sten werden, welche der Sommer je gebracht. Der erste Genuß dieser Art — der uns seit vorigem Jahre nicht mehr und auch da nur zu selten geboten ward — steht mit der Aufführung des Jffland'ichcn „Spielers* in Aus sicht. Höchst grnuß- und bedeutungsreich würde ein vcr- einbartes Wirken beider Künstler auch in klassischen Stücken sein. Schiller und Shakespeare bieten ihnen hierzu ein ergiebiges Feld und lange schon ist der Wunsch laut ge worden, die Herren Devrient und Dawison als Heinrich Kallstaff bewundern zu können. Möge es der Gencral- Direction, möge cs den beiden gefeierten Lieblingen des Publikums gefallen, die hier ausgesprochenen Wünsche zu erfüllen. (Dr. Th.-Z.) — Vogelwiese. Ein so großer Segen des Him mels nach der jetzigen trostlosen Dürre auch ein gelinder Regen ist, so läßt es sich doch immerhin entschuldigen, wenn er den Buden- und Zeltinhabern, sowie dem gerade auf der Vogelwiese verkehrenden Publicum ungelegen und unerwünscht kommt. Denn nur wenig Zelte sind es, welche Schutz vor demselben gewähren, und die Fieranten deS Platzes büßen die verhofften Gäste nebst der Einnahme ein. So war auch der am Freitag Abend einfallende Ge witterregen für das Land sehr erwünscht, aber unscrm Volksvergnügen nicht besonders günstig. Namentlich be wegte sich die bereits erschienene Frauenwelt in Masten wieder der Stadt zu, und man sah es dem trübseligen Gesichte manches hinterher oder daneben schleichenden HauSvaterS an, daß ihm die Rückkehr in sehr unerwünsch ter Weise octroyirt sein mochte. Jndeß blieb eS bis zur späten Nacht, trotz des nach zehn Uhr wiederkehrenden Re gens, immer noch ziemlich voll, wenn auch die allgemeine Stimmung sich einigermaßen gedrückt und flau zeigte. Das Ngr. Expedition; Johanne--Allee6u.WaiftnhauSstr.6pt. für diesen Abend anberaumte Doppclconcert wurde in ge wohnter trefflicher Weise ex-cutirt und war stets von einer zahlreichen Zuhörerschaft umgeben, wurde auch von reich lichen Beifallsrufen begleitet. Höchst auffällig, resp. un verschämt war es, daß in den nahe befindlichen Restau rationszelten, in denen viele Gäste gerade dieses Concerts willen Platz genommen Ha ien, aller Augenil cke die mise rabelsten Bänkelsänger, Pfeifer u. dergl. verwegene Künst ler erschienen und mit ihren Mißtönen und abgeleierten Stimmen dazwischen krölten, dadurch aber nicht nur den Genuß jener schönen Musik auf das Vollständigste störten, sondern auch außerdem die Anwesenden in höchst unlieb samer Weise brandschatzten. Es gehört dieses maßlose Beltelwesen — denn anders kann man es gar nicht nen nen — überhaupt zu den größten Schattenseiten der Vo gelwiese, indem Derjenige, welcher in einem Zelte ein Krügel Wer einnimmt, darauf rechnen kann, während der Zeit weit mehr Geld an jene Leute los zu werden, als er dort verzehrt. Noch dazu sind ein großrr Thul solche, welche ihr Brod noch recht gut auf ehrsamere und ge meinnützigere Weise verdienen könnten, worunter wir z. B. den sogenannten „Bergmann* rechnen, der seinen anliquir- ten und ganz intereffelosen Bergwerkskram zu jeder Vo gelwiese vorleiert, und wie Einer aussieht, der recht gut noch seine Schacht befahren oder daheim in seiner Ge meinde sich aus redliche Weise nähren könnte. — Großes Aufsehen machte am Freitag die Arretur eines Mannes, welcher angeblich der Frau eines Beamten unan ständige handgreifliche Zumuthungen gemacht hatte. Aus seinem fremden Accent und der äußeren Ausstattung war zu schließen, daß der Arrestant ein bemittelter Russe sei, was auch schon daraus zu entnehmen war, daß die Knute aus jeder seiner Arußerungen hcrvorguckie. Von einer Milttairpatrouille abgeführt, erging er sich in den brutal sten Aeußerungen über die deutschen Zustände und über die schlechte Ueberwachung der in seinen Augen wahrschein lich nur als Sklaven zu betrachtenden Armuth, bot den ihn führenden Soldaten jedem einen Thaler, wenn sie ihm das Vajonnet überließen, um den hinter ihm herlmsenden Neugierigcnschwarm zu mordsacriren und benahm sich über haupt dermaßen brutal, daß man nur die Geduld deS begleitenden Publikums bewundern mußte, welches diese rohen Ausbrüche nur mit Verachtung und Spott entgeg nen. — Vorgestern Mittag zwischen 12 und 1 Uhr beehrten II. KK. HH. der Kronprinz und Prinz Georg nebst höchstoeren Gemahlinnen die in größerer Ruhe ge- > 1 . »7 Ä«