Volltext Seite (XML)
zu btkommen. In der Hauptverhandlung trat er mit der interessanten Erzählung auf, er habe in Dresden eine be freundete Seele, welcher er viele Gefälligkeiten erwiesen, und diese habe ihm daS fragliche Geld -m 8. März auf de- Schloßstraße dpich einen, ihm freilich ganz Unbekann ten Mann zug^sendeft Befragt,, wer jene Seele sei, ver weigerte er die Namezchnennung, weil »Niemanden»com- promittiren" w.oüti Dieses exorbitante Zartgefühl fand nun freilich, nicht die verhvffte Würdigung von Seiten der Staatsanwaltschaft U»d deS Gerichts, indem es »och eine allzu stärkeZumuthpng ist, glauben zu sollen, daß Jemand aus bl-mku Aufopferung für Jemanden, den er nicht nen nen will, die Schande des Arbeitshauses über sich ergehen lassen werde, während umgekehrt durch dessen Bezeichnung er sofort auö aller Verlegenheit kommen dürfte. In der Stube Sommers hatte er übrigens tn jener Nacht nicht zugebracht, so behauptete er; vielmehr sei er in die seinige gegangen und habe dort in einem unüberzogmen Belte geschlafen; am Morgen habe er sich nur seine dort zurück gelassenen Schuhe holen wollen. Aber der Hausknecht be eidete, die Stube sei während jener Nacht verschlossen ge blieben, denn Pörsch habe den Schlüssel nacht von ihm ge holt. Kurz, alles Leugnen half nichts. Das Gewicht aller Anzeichen lastete zu schwer gegen die Wagschale der be haupteten Unschuld und Pörsch wurde zu 15 Monaten Arbeitshaus vemrtheilft — Leider ist es noch nicht möglich geworden, in Dresden ein Denkmal zur Erinnerung an den höchftsel. König Friedrich August auf einem unserer Plätze erbaut zu sehen. Die Ausstellung desselben auf dem Palaisplatze, da man auf dem Altmarkte davon absteht, dürfte nun wohl in aller Bälde begangen werden, zumal auch da» Eisenbahn-Publicum es gerade auf diesem zu berührenden Platze mit Freuden sehen würde. Wie man vernimmt, ist bereits rin Denkmal fertig, es ist dies ein« Stand säule, worauf ein Genius auf einer Weltkugel steht, und cS handelt sich nur noch um den Platz, wo eS ausgestellt werben soll. Zu gleicher Zeit soll aber auch das Modell zu einem Standbilde im Atelier deS Hrn. Prof. Rietschel beendet sein. Das letztgenannte würde uns Dresdnern die größte Freude machen, da eS die theuren Züge des gelieb ten Tobten wirdergiebt, welcher so oft und gern in unse rer Mitte war, und an dessen Leutseligkeit auch die lau fende Festwoche, wo er sich stets unter seinen Dresdnern einfand, wieder lebhaft erinnert. Höchst passend wäre es, wenn bei-Vollendung des Kirchthurmbaues auch gleich zeitig die Aufstellung des Monuments geschehen könnte. IImis pro mullis. — Um der so sehr überhand genommenen Verun reinigung des K. Japanischen Palais, neben dem Haus- marschall v. Racknitz'schen Haus», Nr. 10, entgegenzutre- ten, ersieht man seit einigen Tagen mit Freuden zwei obrigkeitliche StraftVerwarnungsanschläge. Dank sei der deshalb thätig wirkenden Hand gezollt. — Mit lobenswerthem Eifer und manchen nicht un bedeutenden Opfern ist man in- Dresden zcither, sowohl Seiten der Behörden, als auch der Privaten bemüht ge wesen, die alten, schwarzen, baufälligen Ueberrrst« einer längst entschwundenen Zeit von den öffentlichen Straßen zu entfernen und so der Stadt ein ihrem Rufe immer würdigeres Aeußere zu geben. So viel nun auch gesche hen, so trifft daS Auge des Vorübergehenden doch hier und da noch auf manchen Punkt, der dem SchönheitS. und Reinlichkeitsgesühl Hohn spricht Hier nur ein sol cher. In gvauer Vorzeit lehnte man auf hiesiger Semi- narstraße an ein« alte, dem angrenzenden Grundstücke ge hörige, Btuchsteinmaurr das Nachtwächter-, Spritzen- und Leiterhaus. Es ist dies für die Zeit deren Erbauung, wo man es nicht so genau nahm, ob ein Haus schön oder' schlecht, ob schief oder gerade sich präsentirtt, oder gar Im Wege stand, ob die Straßen gerade oder krumm, hell oder finster waren, wohl zu entschuldigen, aber di« Jetztzeit muß fich mühen, die alten Nebel so viel als thunlich auSzurot- ten. Der Besitzer des hinter dem erwähnten Spritzrn- und Lriterh-use gelegenen Gartens hat, nach Erbauung eines geschmackvollen Gartenhauses, eine neue Mauer mit erheblichen Kosten aufführen lassen., die durch aufgesetztes eisernes Gclander, wie ein vollendetes Stück zeigt, verziert werden soll. Er hat daS Seine gethan, aber — trotzig und mit eiserner Consequenz behaupten die alten Jammer gestalten ihren Platz und das Leiterhaus, seiner altgewohn ten Hinterwand beraubt, reckt höhnend sein altes gebrech liches Holzgerippe der neuen stattlichen Mauer entgegen. — Giebt eS denn in Fnedrichstadt nicht noch ein Plätz chen, wo man die allerdings nöthigen Requisiten verwahren kann, ohne mit deren Behältniß die Straße zu verunzie ren? Die Schäferstraße ist verschönert, die Friednchftraße wird cs jetzt und auch die Seminarstraßr wirv nach Weg fall der offnen, stinkenden Abzugsschleußen und Nrupfla- sterung rin schöneres Ansehen gewinnen; — aber, was man rhun will, thue man ganz, — man rasier diese alten gebrechlichen Häuschen und verweise die FeuergrrächsAaf- ten auf einen Raum, der nicht die öffentlichen Straßen in Anspruch nimmt. Es würde dadurch das jetzt unter brochene Allignement wieder hergrstellt werden, ein Ge winn, der auch mit leichten Opfern der Wachsbleichgasse zu Gute kommen könnte, wenn man die aN der Ecke der Adlergaffe keck vor die Straßenfrontt getretene alte; unver putzte, schwarze Gartenmauer in Reih und Glied drängte. — Unsere Vogelwiese hat sich nun seit vorigem Sonn abende in vollster Pracht aufgethan, und an zahllosen Besuchern konnte es ihr um so weniger fehlen, als dack herrlichste Wetter die diesjährige Feier zu begünstigen scheint. Seit gestern ist nun freilich infolge der anhalten den Hitze der wohltätige Einfluß der vor Anfang deS Festes stattgefundrnrn himmlischen Befeuchtung wieder verschwunden; indeß wird, wenn nicht alle .Hofwetterpro- pheten" trügen, demnächst wieder ein sanfter Erguß die er sehnte StaubcSIinderung bringen. Wir haben unS nun auf unseren jeweiligen Wanderungen hier und da umge schaut, zuerst in einigen der renommirteflen Restauralivnö- zrlten. Das großartige Feldschlößchenzrlt hat nicht bloS durch seinen neuen, ebenso thätigen als umsichtigen Wirth, Hr. Frank, auf daS Entschiedenste gewonnen, sondern zeichnet sich nunmehr auch wieder durch die Güte seine- Bieres aus, das bekanntlich, nicht abzuwendendcr, aber allgemein berücksichtigter Umstand» wegen, in den letzten Monaten den zu stellenden Ansprüchen nicht allenthalben genügte. Jetzt aber wird sich jeder Freund des schönen Etablissements nur freuen, wenn er daS Gebräu in alter Goldhelle, eisartigcr Frische und entsprechender Stärke wie der vor sich sieht. Gleich neben an hat Hr. Restaurateur Köllnrr ein neues „Lalkd frrmvais" errichtet. Dasselbe ist in der That, von der Spitze an bis zum letzten Stuhle, »ganz nm-, und in seiner äußeren,- wie inneren Ausstat tung eine wahrhaft ansprechende Niederlassung für Jehen, der daselbst verkehrt. Namentlich zeigt sich das höchst ge schmackvoll decorirtc und symetrisch dem Gattzen angt- paßtr Büffet im Glanz« des Abends als ein sehr rittw- dmdrs Arrangement, und eS giebt wohl kaum einen Ge genstand an Getränken wie an Speisen, auS der trefflich besorgten Küche, den der wählerischeste GbmtttanM nicht bei HerrnKöllner finden und genießrntönritk Herr Krafft behauptet seinen altbewährten Ruhm' uttd bedient seiht Gäste mit Felßnerscher Zuvorkommenheit. Daneben ist Vtr neue Wirth deS WaldschlößchrnS; Htrr Lfiner, aus der guten Schule seines Vaters und der noch'trefflicheren id«j- Hotrl de Sare entstammend, ein höchst coulanter, überall thätigcr Ganymrd; seine Ktllner hat er vortrefflich isst Zuge, und man wird brr ihm so prompt bediesit, daß Män