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, Unterhaltung und Geschäftsverkehr. 185 Montag den 4. Juli 1859. Erjch tagl. Morg. 7 U.— Jnserale d>« SpailzeUe S Pf werben t»s Ab. 7 (Sonnt, v. 11—S U j angenommen..— Abonn. Brerleljahr 20 Sigr. bei unenlgeldl. Lieferung in'« Hau«. Durch die Post Viertels 20 Ngr. Linz. Nummern I Ngr. Erpebltionr Johanne«-Allee S u. WcusenhauLstr. 6 pt. Dresden, den 4 Juli. — Öffentliche Gerichtsverhandlungen: Am vorigen Sonnabend wurde über den vormaligen Koch Heiducoff allhier in geheimer Sitzung Gericht gehalten. Cr war von seiner Gattin und drei Stiefkindern des mit letzteren versuchten JncestS, sowie der lebensgefährlichen Bedrohung gegen erster« angeklagt. Man wird staunen, wenn man erfährt, daß Heiducoff nach solcher Anklage bloö Mil 2 Monaten Gefängniß bestraft worden ist. Aber man höre und staune noch mehr. Nachdem die Ehefrau des Angeklagten bei der Staatsanwaltschaft und beim Ge richt wrgen der Bestrafung ihres Ehemannes fürchterlich querulirt, die Töchter auch in offenster Weise sich in der Boiuntersuchung über das Vorgesallene geäußert, und sie ,n der Hauptverhandlung die Wahrheit ihrer Angaben be stätigen sollten, erschienen — weder Frau noch Töchter, sondern machten von ihrer Befugniß, das Zeugniß ableh- nen zu können, Gebrauch. Da Heiducoff nun das ihm Beigemeffene leugnete, so konnte ihm nichts bewiesen wer den, und beinahe wäre rin Gleiches auch hinsichtlich der lebensgefährlichen Bedrohung geschehen, wenn dieselbe nicht von einem andern anwesenden Zeugen hatte beeidet wer den können. Wenn da die Staatsanwaltschaft und das Gericht die Geduld verlieren, ist eS wahrhaftig kein Wunder! — Morgen findet eine Hauptverhandlung statt gegen die unverehel. Helene Marie Kasper auS Wachwitz wegen Diebstahls, Betrugs eventuell Unterschlagung (Bors. Gc- richtsr. Groß). — Die Voruntersuchung gegen den Fleischergesellen Ehrlich ist geschloffen, und wird die Anberaumung der Hauptverhandlung demnächst zu erwarten sein. — Es ist in diesen und andern Blättern schon mehr fach darüber Klage geführt worden, in welcher Weise die an öffentlichen Orten erscheinenden Gäste von manchen Kellnern, natürlich ohne Vorwissen des Wirths, bezüglich des Wechselns, angeblich in Vergessenheit gekommenen WiedergebenS, betrügerischer Erhöhung der Preise und der gleichen gemaßregelt werden. So viel auch darüber ge schrieben wird, eS hilft nichts, es wird doch fortgemaßre- gelt! Bei einem kürzlichen Besuche in CarlSbad würde der Schreiber dieses auf den bezeichnet«« Uebelstand durch eine dort allgemein eingeführte Einrichtung aufmerksam gemacht, die zwar Manchein unserer Leser schon bekannt, aber zur möglichen Beseitigung jener Prellereien, wirklich empfeh lenswert!) und nachahmungswürdig sein dürste. Dort nämlich befindet sich bei jedem Entree die Lasse deS WtrthS. An diese tritt der Gast bei seinem Erscheinen und löst sich sür das, was er zu trinken oder zu essen be absichtigt, emr Marke oder, je nachdem er Lust in sich spürt oder er Personen bei sich hat, mehrere. Nun nimmt er irgendwo Platz, und übergiebt dem erscheinenden Kell ner oder der aufwartenden Hebe eine, zwei oder mehrere Marken, wie viel er gerade für sich und Andere braucht. Mit diesen verfügen sich die dienstbaren Geister an daS Büff.t oder die Küche, und lassen sich gegen Aushändig ung der Marke dasjenige verabfolgen, was darauf steht. Auf diese Weise hat der Gast an di« Dienerschaft nie mals etwas zu zahlen, kann also auch in kemer Weife geprellt werden. Bekommt er oder Jemand von den Seinigen während des Dortseins nach irgend Etwas Ap petit, so muß er sich freilich bequemen, aufzustehen und vie beirrffende Marke nachträglich noch an der Eaff« zu holen; aber da dort auf einer großen Tafel die Preise geschrieben oder gedruckt stehen, ist er auch dafür sicher, nur zu bezahlen, was die Lax« besagt. Hat er beim Foitgehen noch Marken übrig, so werden diese an der Lasse wieder ausgelöst. Es ist nicht zu leugnen, daß eine solche Emrichlung viel Ansprechende- hat, de« Wüthe, der natürlich nicht immer selber an der Lasse sitzen kann, die genaueste Lontrole deS Cassirers gestatt«, den Gästen die erforderliche Garantie gegen jegliche- Presto gewävrt, und nur — gewissen Kellnern nicht gefall« dürste. Aber auch rechtliche Kellner, der« eS gewiß die Mehrzahl girbt, dürften sich mit einer solchen Einrichtung eben auch gern einverstanden erklären. Man erinnert sich vielleicht, daß wir vor einiger Zeit in diesen Blättern einmal eine Lanze brachen im Interesse dieser Leute, die so häufig durch ge wissenlose Aulpumper und schäbige Durchbrenner bedeutende Berluste erleiden, weil viele Wnthe den armen Menschen zumuthrn, diesen Schaden auf den eignen Beutel zu über nehmen. Diesem für manchen Kellner und manche- Schänkmädchen schon oft schwer fühlbar gevordeoe« Ue belstand« dürfte hierdurch auf einnial dis Lbüx verriegelt werben. Will der Wirih dem eintretenden, ihm al- zahl bar und sicher bekannten Taste, der auS irgend einer Ur sache, wie es in der Lhat häufig geht, vielleicht kein Geld mehr bei sich oder eS gar vergessen hat, Lrebit -eben, nun so thu« er es auf sein« Gefahr, und händige ih«,,di« Marken awch ohne Baarzahlung az»-. Aber da- «eit- verzweigte Geschlecht der Durchbrenner ist hiermit voll-