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Unterhaltung und Geschäftsverkehr. 18«. Mittwoch dm LS. Juni 185S. Ersch. täal. Morg. 7 U. — Inserate die Spaltzetle 5 Pf werden bt« Ab- 7 (Sonnt.». 11—r U) angenommen. — Abonn. Vierteljahr ro Ngr. bei unentgeldl. Lieferung in'« Hau«. Durch die Post. Viertelt- 20 Ngr. Einz. Nummem 1 Ngr. Expeditionr Johanne«-All« 6 u. Watsenhaurstr. 6 pt. Zur Nachricht Mit dem L Juli beginnt ein neues Abon nement auf die „Dresdner Nachrichten" Preis für die Monate Juli, August und September SO Ngr. bei freier Zusendung ins Haus. — Auswärtige wollen die Bestel lungen bei der Post gefälligst bald aufge ben, damit keine Unterbrechung in der täg lichen Zusendung eintritt Der Preis beim Bezug durch die Post ist ebenfalls 20 Ngr. Bestellungen werden ln Dresden angenom men Johannisallee und Waisenhausstraße 6 part. Dresden, den 29 Juni. — Di« sächsische Regierung hat durch Herrn Mini ster v. Brust auf die Note Gortschakoffs eine Antwort gegeben, worin- sie die unbefugte Einmischung Rußlands m Deutschlands Angelegenheiten kräftig zurückweist; Deutschland werde, so gut wie Rußland, nur seine Inte ressen zu Rathe ziehen. — Einen sicheren Maßstab für den Besuch der Frem den in den Sommermonaten in Dresden giebt der Besuch der königlichen Kunstsammlungen. Bis jetzt haben im Berhältniß zu den früheren Jahren nur wenige Fremde die Museen besucht. — Oeffentliche Gerichtsverhandlungen: Am vorigen Montage befand sich abermals ein junger Handlungsdiener, E. O. Bretschneidrr aus Wilsdruff, vor den Schranken der Oeffentlichkeit, der, wegen Veruntrau- ungen schon zweimal mit Gefängniß bestraft, sich nicht wieder emporheben zu können, sondern immer tiekrr zu sinken scheint. Hr. Staatsanw. Metzler bedauerte mit Recht, daß dergleichen Gefallene so häufig Niemanden fänden, der ihnen die rettende Hand leihe, um sie wieder einer geordneten Lebensweise zurückzugeben. Die Verbre chen, die B. aufs Neue begangen, waren sehr gemeiner Natur. Er hatte einem Freunde, einem gewissen Stief, unter allerlei Vorspiegelungen am 9. Jan. d. I. einen Rock abgeborgt und ihn dann verkauft. Nicht minder hatte er in demselben Monate dem ihm bekannten Schnei- dergeiellen Zehr bei seinem Erscheinen im Gesellschaftshause den Ueberzieher abgenommen und einstweilen halten wol len, war aber mit demselben sofort spurlos verschwunden. GMrder sogleich oder am andren Tage hatte <e densel ben, dessen Werth auf 15 Wir veranschlagt wurde, an einen Israeliten gegen einen schlechten Rock und dritthalb Lhaler baareS Geld tingetauscht. Man begreift nicht, wie der Mensch so dumm und blind in sein Verderben ren nen konnte, da solcher Schwindel ja sofort zur Anzeige kommen mußte. Er wurde mit 7 Monaten und 1 Woche Arbeitshaus bestraft. — Dieser Hauptverhandlung folgte eine zweite, in welcher ein mit dem Arbeits- bause schon zweimal bekannt gewordenes Subject figurkrte, der Kohlenfuhrmann E. G Häusler aus Klein naundorf bei Burgk. Am 9. d. M. (die Hauprverhand- lung folgte demnach mit erfreulicher Schnelligkeit) war er in Pieschen bei Hrn. Gastwirth Stelzer eing« kehrt. Dort auf kurze Zeit in der Stube allein gelassen, zieht er auS einem an der Wand hängenden Rock deö Wirlhs die Brief tasche heraus, und entfernt sich damit schleunigst. Nach einiger Zeit wird der Bestohlne den Verlust gewahr,.und da er Häuslers Leumund kennt, auch seitdem Niemand wieder da gewesen, oder wenigstens in der Gaststube allein gelassen worden ist, so eilt er ihm spornstreichs auf dem Wege nach, den er genommen, holt ihn auch glücklich am Forsthause bei Trachau ein. In der Brieftasche hatten sich nebst mehreren Papieren 33 Thlr. in. Cassenscheinen befunden. Als Herr Stelzer den Mann jetzt zur Rede setzt und ihn zur Herausgabe der Brieftasche auffordert, leugnet er mit Entschiedenheit den Diebstahl, zeigt auf seine leeren Taschen rc. Jndeß läßt Herr Stelzer nicht locker, und versichert ihm, eS könne das Geld Niemand weiter haben als er, und er würde ihn dann sofort arre« tiren, wogegen er es gut sein lassen wolle, wenn er frei willig sich zur Herausgabe verstünde. Dies wirkte. Mch entschieden saurem Gesichte nimmt Häusler jetzt setM Mütze ab und holt aus deren Futter 32 Thlr. heraus. Der fehlende 33ste Thaler befand sich noch in einem Fache der Brieftasche, von welcher Häusler sagte, daß er sie hin ter Pieschen in ein Kornfeld geworfen habe. Da muß nun freilich Häusler mit umkehren, um ihm die Stelle zu zeigen. Dort ergiebt sich, daß er sich erst einen Weg in daS Korn gemacht, dann in selbigem links abgebogen sei und eine förmliche, bequeme Niederlassung arrangirt habe. Denn eS fand sich mitten im Korn rin ziemlich-usammmge- trampeltrr runder Platz vor, auf dem die Brieftasche und die in derselben befindlich gewesenen Papiere alle auSeinandrrge- macht und durchstöbrrt lagen. Herr Stelzer arretirte ' Häuslern als einen gemeingefährlichen Menschen nun doch. Derselbe mythete dem Gerichtshof -u, dem Vor-