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ins! 'IN filr Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Sonntag den IS. Juni 1859. Ersch. täal. Morg. 7 U. - Inserate die Spaltzeile S Pf. werden bi« Ab. 7 (Sonnt, v. 11—2 U) angenommen. — Abonn. Vierteljahr 20 Ngr. bei unentgelol. Lieferung in'« Hau«. Durch die Post. Viertelt. 20 Ngr. Sinz. Nummern 1 Ngr. Expedition r Johanne- - Allee 6 u. WaisenhauSstr. 6 pt. Dresden, dm 19. Juni. — Se. M. der König hat die Civilärzte 0. Hei- nigke, 0. Brauer und v. Eramer zu Assistenzärzten in der Armee ernannt. — Die alljährlichen Uebungen deS Artillerie«Eorps wurden diesmal früher im Jahre als gewöhnlich, gestern Morgen 10 Uhr mit einer Revue vor Tr. M. dem Kö nige und darauf folgendem Ztelschießen auf demArtillerie- UebungSplatze, beendet. ES waren hierzu 2 schwere zwölf- pfundige Kanonenbatterien mit 12 Geschützen, 2 Granat kanonenfußbatterien mit 14 Geschützen, 2 reitende Granat- kcmonrnbalterien mit 12 Geschützen, 1 Haubitzbatterie mit 8 Geschützen, 1 sechspfündige Depotfußbatterie mit 8 Ge schützen, zusammen 8 Batterien mit 54 Geschützen und ih ren Munitionswagen, mit Berücksichtigung des zu stellen den BundeScontingents. in Berwendung gebracht worden. Nach beendigtem Schießen und Defiliren geruhten Se. Maj. die sämmtlichen Artillerieoffiziere zu versammeln und Allerhöchstere besondere Zufriedenheit über die geschehenen Leistungen auSzusprechen. In der Suite Sr. Maj. befan den sich außer den königlichen Prinzen, dem Kriegsmim- ster, der Generalität rc. auch die hierher befehligten kur fürstlich hessischen Offiziere. — Oeffentliche Gerichtsverhandlungen: Am vorigen Donnerstage stand ein Frauenzimmerkleeblatt am Schauplatz der Oeffentlichkeit vor hiesigem Bezirksge- richt, eine Mutter mit zwei Töchtern. Die Hauptincul- patin war die unverehelichte, im Dienst bei Hrn. Restau rateur Werner im Neustädter Rathhause befindlich gewe sene Auguste Pauline Schütze aus Gorbitz, Mutter und Schwester, die verehelichte Schütze und verehelichte MauerS- derger daselbst, halten sich einer geringfügigen Partirtrei schuldig gemacht. Erster« hatte nämlich während ihrer fast zweijährigen Dienstzeit als Kindermädchen die ihr von Zeit zu Zeit gebotene Gelegenheit, von dem Eigenthum ihres Herrn sich etwas zuzueignen, in ziemlichem Umfang zu benutzen gewußt und das Gestohlene zum großen Lheil für Befriedigung ihrer Putzsucht vergeudet. Mit Entwen dung eines angeblich unter dem Tische gefundenen Du- cätenS hatte sie den Anfang gemacht, dann auS dem ver mittelst des (gleichfalls angeblich) liegen gelassenen Schlüs sels geöffneten Secrrtair zu verschiedenen Malen, zweimal 20 Lhlr., dann 10 Lhlr, 5 Lhlr. .und noch wenigrr, wie eS gerade gepaßt, fernerweit gestohlen, so daß sich die Lotalsumme de- Betrags auf ungefähr 75 Lhlr. belief, wovon nur 42 Lhlr. nach erfolgter Entdeckung wiederer langt worden waren. Außerdem hatte sie noch mehrere Kleinigkeiten, z. B. 6 Taschentücher, rin Nähkästchen rc., an sich gebracht, auch eines LageS ihre in Begleitung der obengenannten Schwester sie besuchende Mutter mit einer Quantität Kaffee und Reis beschenkt. Da deren recht- liche Erwerbung von diesen kaum vorauszusetzen war, sie auch zugegeben hatten, hierüber bei sich nicht ohne Zwei fel gewesen zu sein, so waren Beide wegen Partirerej intz in Anklagestand versetzt worden. Die Mutter, eine 6st- jährige Frau, mußte wegen der zu erwartenden Strafe eine haarsträubende Befürchtung gehabt haben, denn sie hatte den Herrn v. Schaffraty als Vertheidiger angenom men Es traf sie jedoch nur die niedrigste aller Freiheits strafen, nämlich 1 Lag Gefängniß; die bereits rückfällige Schwester wurde mit 2 Lagen dergleichen angesehen; die Hauptinculpatin aber, welche sehr offene Geständnisse ab- legte, erhielt 8 Monate Arbeitshaus. — Am 16. d. Vormittags fand beim Wiener , k. k. Landesgericht die Eröffnung des Testaments deS verstor- denen Fürsten Metternich durch den LandeSgerichtspräsi- denten in Gegenwart des Vertreters der fürstlichen Familie statt. Fürst Richard Metternich, der älteste Sohn deS Verblichenen, ist Haupterbe; das Testament enthält auch Bestimmungen über da« dem Fürsten Richard zugedachte zweite Frdeicommiß. Das ganze Testament ist von deS Fürsten eigener Hand geschrieben; dasselbe enthält einen Nachtrag vom Jahre 1849, worin es heißt, daß, nach dem die Zeitverhältniffe sich derart gestalten, daß nicht zu bestimmen ist, ob nach den Gesetzen und Verordnungen, die zur Zeit des Ablebens gelten werden, sein Wille be folgt werden könne, der Fürst bitte, denselben nach Mög lichkeit zu erfüllen. — Vorgestern Nachmittag wurde der Superior und Pfarrer an der hiesigen katholischen Hofkirche, Vicaiiatö- rath John, nachdem dessen Leiche, seinem Wunsche gemäß, von Karlsbad nach hier gebracht worden war, auf dem katholischen Friedhofe in hiesiger Friedrichstadt feierlich be- erdigt. Am Grabe sangen abwechselnd Mitglieder der k. Kapelle und die Kaprllknaben. Die geistlichen Functionen auf dem Kirchhofe verrichteten der ConsistorialpräseS Mül ler und die Capläne Bellermann und Järsch. Unter den zahlreichen Theilnehmern an der Begräbnißfeier bemerkte man auch den Superintendenten Steinrrt und noch an dere evangelische Geistliche hiesiger Residenz. —ob— Die Berliner „VolkSzeitung',, die, wie das »Dresdner Journal" von gestern sagt, den Wunsch