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Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. IW Donnerstag den v. Juni I85S. K^ch. tägl. Morg- 7 U. — Inserate die Spaltzeile 5 Pf werden bis Ab. 7 (Sonnt, v. 11—2 U.) angenommen. — Abonn. Vierteljahr 20 Ngr. bei unentgeldl. Lieferung in's Haus. Durch die Post. Viertrlj. 2« Ngr. Einz. Nummern 1 Ngr. Expedition: Johannes-Allee 6 u. WaisenhauSstr. K pt. DreSd-n, den 9. Juni. — Wegen erfolgten Ablebens I. H. der Prinzessin Sophie von Sachsen-Weimar, Herzogin, zu Sachsen, ist am K. Hofe eine Trauer auf eine Woche, vom 6. bis ryit 12. v. M, angelegt worden. — Se. M. der König hat den Münzgegenwardein G. K. Buschick zum Vicemünzmeinster ernannt, und ge nehmigt, daß her Kammerherr v. Metzfch auf Reichenbach. und der Kammerherr Oberforstmeister v. Helldorf das von Sr. H dem Herzog von Sachsen-Meiningen ihnen ver liehene Comthurkreuz 2. Classe des Sachsen-Erncstmtschen usordcns annehmen und tragen. — Der dermalige englische Gesandte in Stockholm, Magenis, geht in gleicher Eigenschaft nach Neapel und soll am schwedischen Hofe durch den jetzigen Gesandten in Dresden, Paget, ersetzt werden, an dessen Stelle der frü here großbritannische Gesandte in Persien, Murray, tre ten dürfte. — Der ,A. Mg. Ztg.- schreibt man aus Dresden: Sicherem Vernehmen nach wird der österreichische Ge sandte am hiesigen Hof, Fürst Richard Metternich, zu nächst auf seinen Posten nicht zurückkehren. Man hört, daß er nach dem kaiserlichen Hauptquartier in Obcritalien sich begeben wird. Auch die Frau Fürstin hat Dresden bereits verlassen. Wir hören hier mit Erstaunen, daß Sachsen die strenge Neutralität durch Gestattung des österreichischen Truppendurchzüge bereits verlassen habe. Da dürfte doch wohl eine nähere Erläuterung über »strenge- und nachsichtige »Neutralität" und die Grenzli nie zwischen beiden zu erbitten sein. Nicht etwa, daß inan irgendwie an dem Recht eines souverainen Bundes genossen zweiftlte, seinem Verbündeten den Truppendurch zug nach einem seiner im Bundesverbände liegenden Lan desgebiete zu gestatten, oder die bereits mir drohendem Finger in Aussicht gestellte Abrechnung fürchtete — son dern damit der allseitig von der revolutionären Aggression angestrebtcn Verwirrung und Zerstörung staats- und völ- keirechtlicher Satzungen und Begriffe, gegenüber wenig stens denjenigen, welche hören wollen, gesagt wird was Rechtens ist. Man darf einmal gegen diesen Catilina nicht müde werden. — Der zweite Termin der in diesem Jahre von allen Stadttheilen sammt Zubehör zu erhebenden Stadt anlagen vom Grundwerthe und nach den Miethzinsen mit 18 Pfennigen vom Hundert des Grundwrrtheö und mit 6 beziehendltch 3 Pfennigen von jedem Thaler Mieth und Pachtzins ist in der Zeit vom 14, bis mit 20. Juui 1859 zur Stüdtsteuer-Einnähme dürch die Hauseigenthü- l mer, beziehendlich Administratoren abzusühren. Glcich- ! zeitig ist mit dem vorgedachten Stadtanlage-Termine bei ! Friedrichstadt sammt Zubehör und der Annen-Parochie ^ eine Kirchcn-Anlage mit 6 resp. 3 Pfennigen von je hun dert Thaler'n des Grundwerths und mit 2 resp. 1 Pfen- > nig von jedem Thaler Mieth- und Pachtzins zu erheben. ! > —oll— Dem Gastspiele des Hrn. Emil Schneider ' aus Frankfurt a M. folgt mit heute das eines Namens verwandten in demselben Rollenfache, des Hrn. Heinrich > Schnöder vom großherzogl. Hosshealer zu Karlsruhe, und da dem Vernehmen riach Hr. Dircctor Nesmüller mit dem berühmten Athleten Hrn. Francois Schneider in Be treff eines Gastspiels in Unterhandlung steht, so werden wir bald eine Künstlcrgalerie von lauter Schneidern auf unseren Theaterzetteln vereinigt finden. Das Gastspiel dcS Komikers Hrn. Jacob Gädemann im Sommertheater des Hrn. Nesmüller geht leider bereits zu Ende und möge man nicht versäumen, dem vorzüglichen Komiker heute und morgen nochmals zu bewundern. Ihm folgt ein anderer rcnommirtrr Komiker, Hr. v. Fielitz, der, um seiner Wehr pflicht in Preußen zu genügen, das Theater an der Wien, an dem er engagirt ist, für einige Zeit verläßt und auf der Durchreise uns an mehreren Abenden durch sein Ta lent ergötzen wird. —vli— Wer noch nicht Gelegenheit hatte, die Cou plets des Hrn. Böttger zu hören, der seit einigen Lagen hier in öffentlichen Concerten mitwirkt, dem können die selben als ein urkomisch wirkendes Heilmittel gegen den bösen Geist der Zeit aus voller Seele empfohlen werden. Dieselben strotzen von Anspielungen und Bezüglichkeiten auf bekannte Schäden und Persönlichkeiten der Gegenwart und bringen stets eine durchschlagende, beifallgekrönte Wir kung hervor. - — Oeffcntliche Gerichtsverhandlungen: Ein auf dem Culminationspunkte oberfauler Existenz der Winkelagenturschaft, angelangter ehemaliger Arbeiter, Frie drich Hcinr. Scharfe, dem die in dem jüngst erwählte» Erwcrbszweige erwarteten reichen Proxenctica doch so wenig hinlänglich gewesen sein mochten, daß er unter die Anklage des unbefugten Eingreifens in fremdes Eigen thum gestellt werden mußte, befand sich vorgestern vor dem grünen Tische des Bezirksgerichts. Es fgiebt schon seit Menschengedenken Leute, die bei dem klarsten Son nenlichte Andere in Dunkelheit setzen wollen, oder mit