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Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. 159 Mittwoch den 8. Juni 1859. Lrsch tagt. Morg. 7 U — Jnserale die Spaiizeile L Pf werden bis Ab. 7 (Sonnt, v. tl—2 U.s angenommen. — Abonn. Vierteljahr 20 Ngr. bei unenlgeldi. Lieferung in's Haus. Durch die Posl^BiMclj 20 Ngr. Linz. Nummern l Ngr. Expedition: Johannes, Allee ü u. Waisenhau-str. 6 pt. Dresden, den 8. Juni. — Se. M. der König hat genehmigt, daß der Re, gimmtsadjutant Oberleutnant v. Helldorff vom Garderei, ler-RegimkNte das ihm von Sr. M. dem König von Por tugal v'rliehtne Rltterk.euz des Thurm- und Schwert Ordens annehme und trage. — Die Abberufung der Assistenzärzte bei der A. chnurg sch - medic Nischen Akademie zu der Truppe macht eine intcitmistiiche Anstellung von vier promovirlen E vil- Aerzien notewenvig. Die Bewerber haben ihre Aumel- dungm an das Dlreciviium der K. chliUrgisch - medic.ni- schen Akademie zu nicht, n. — Die zweite Kammer berieth gestern über die be reit- erwähnten Petitionen aus Fr.id.rg und Umgegend um Forlbau der Tharand-Fniberger Eisenbahn, welcher bekannilich jetzt eingestellt worden ist, weil die vorjährige Genehmigung des Baues von den Ständen an die Le, dingung geknüpft worden war, daß der Friedenszustand nichl gestört werde. Sachse ist der Meinung, daß die politischen Ereignisse die Sistirung eines Baues nicht hin dern sollten, welchen die Regierung selbst als nützlich und vortheilhafl anerkannt habe. Er spricht sich daher für eine Verwendung der noch unangetastet liegenden 3z Mill. Staatspapiere aus, und ist der Meinung, daß der Wer- iust, welchen die Regierung durch den jetzigen Verkauf zu erleiden fürchte, durch Erlpamisse bum Baue der Eisen bahn selbst jetzt wesentlich ausgeglichen werden würde, na mentlich durch die zur Zeit sehr gesunkenen Arbeitslöhne. Auch die Summen, welche man zur Unterstützung Arbeits loser und Bettler, sowie auf Besoldung der Wächter zum Schutze des Eigenthums werde verwenden müssen, würden jedenfalls die Verluste, welche der Staat durch den Jetzt- verkauf der Staatspapiere erleide, bei Weitem übersteigen. Er stelle deshalb den Antrag: die Kammer wolle dieRe- gierung ersuchen, den Bau der Tharand-Freiberger Eisen bahn mit denjenigen Mitteln, welche sich durch successive Ausgabe der hierzu bereits vorhandenen 4proc. Staats schuldscheine erlangen lassen, alsbald dergestalt in Angriff zu nehmen, daß zunächst mit densenigen Bauten vorge gangen werde, welche den im Nothstande brodlos gewor denen sächsischen Staatsangehöligen Beschäftigung zu ge währen geeignet sind, die Bauverwaltung sedoch anzuwri- sen, landwirthschastliches Gesinde und Arbeiter, so wie Bergarbeiter, die nicht durch den Druck der jetzigen Ver hältnisse brodlos geworden seien, von der Beschäftigung dabei auszuschließrn. (Wird zahlreich unterstützt.) Oeh- michen-Choren ist gegen den Antrag und will an dem Beschlüsse des früheren Landtags festgehalken wissen. Er warnt namentlich, ein.Staaisarbeitercorps' zu schaffen, d. h. den Leuten glauben zu mach.n, als müsse, so wie sie einmal brodlos würden, sofort und ohne Wei teres der Staat sie unterstützen. Sachse glaubt, daß Oehmichen nicht sowohl gegen das Prvject, Beschönigung zu schaffen, sei, als daß ihm nur die R.chiung der Bahn nicht gefalle. Georg!: Jetzt «ei der Krieg für uns noch nicht aukgrbrochen, der Nothstand noch nicht so groß, daß das fragliche Unternehmen nicht noch eine Zeit lang aufgeschoben weiden könne. Bräche der Krieg wirklich aus, träte ein wirtl chcr Noihstand rin, — dann stehe es der Regierung nach den früheren Be schlüssen immer noch frei, die Sache in Erwägung zu ziehen. Die Ausgabe der betreffenden Staatspopi.re, selbst die successive Ausgabe, würde jetzt mit großen Ve lüsten verbunden sein. Staatsmin. v. Friesen: Die Regierung habe den Bau wegen der kingetreitnen, dem Kammerbe- schlusse beigefügten, Suspensivbedingung sistirt, sie halte sich aber für ermächtigt, den Bau auszuführcn, sobald gün stigere Verhältnisse es ermöglichten, für jetzt jedoch glaube die Regierung mit dem Staatsvermögen sparsam umgehen und daher alle nicht unbedingt nothwendigen ArdeNen sistiren zu müssen. Reiche-Elsenstuck sür den Antrag Sachse's. Wenn der Kliegsminister 3 Millionen mehr verlangt hätte, so hätten die Stände diese auch bewilligen müssen. (Große Heiterkeit!) Man möge daher die.ZH Mill. Staatspapiere immerhin zum Baue der betreffenden Eisen bahn verausgaben und so Arbeitslose unterstützen und Geld ins Gebirge bringen, der Staatscredit werde nicht leiben. Seiler halt es für ein Glück, daß, wie er erfahren habe, di.jenigen schwindelhaften Fabrikgeschäfte und Bergbau- Unternehmungen, welche durch unverhältnißmaßige Lohnzahlungen landwirthschastliches Gesinde und solide Arbeiter an sich gelockt hätten, jetzt gestürzt seien. Die solchenfalls brodlos gewordenen Arbeiter solle man ja nicht zu voreilig unterstützen. Sachße ergreift mit Ge nehmigung der Kammer nochmals gegen O.hmichcn und Seiler das Wort: die Quintessenz der Seiler'schen Rede scheine ihm zu sein, daß Seiler den Eintritt von Noth- ständen als ein Glück preise und vor zu rascher Hebung der Nothstände warn«. Damit stelle er, Seiler, sich außer halb der Civilisation. Seiler verwahrt sich hiergegen, — nur den Sturz der schwindelhaften Geschäfte habe er als ein Glück bezeichnet und vor voreiliger Unterstützung