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G Tageblatt für Unterhaltung nnd Geschäftsverkehr. Montag den 30. Mai 1859. Ersch. tägl. Morg. 7 U. — Inserate die Spaltzeile 5 Pf werden bis Ab. 7 (Sonnt, v. 11—2 U ) angenommen. — Abonn. Vierteljahr 20 Ngr. bei unentgcldl. Lieferung in's Haus. Durch die Post. Viertels 20Ngr. Einz. Nummern 1 Ngr. Expedition: JohanneS-Allee 6 u. Waisenhausstr. 6 Pt. DröSpen, ven 30. Mai. — DaS Königl. Hostheater bot am Abend des festlichen Einzugs dcr hüben Neuvermählten einen Anblick, wie man zum Schluß dieses herrlichen Tages sich densel ben nicht festlicher und würdiger hätte wünschen können. Punkt 7 Uhr strahlten sämmtliche Räume des Theaters in einem wahren Meere von Glanz und Schönheit. Par- quett und Parterre faßten da- Offl'ziercmps und eine Anzahl Landtagöabgcordnete. die Logen und die Rangplätze die Herren Staatsminister und höhern Staatsbeamten, das diplomatische CorpS und die zur Vermählungsfeier beson ders hier anwesenden Vertreter auswärtiger Höfe, eine große Anzahl Beamter aller Classen und bei Hofe vorge stellter Herren, zwischen denen die Damen in gewähltesten und zum Lheil wahrhaft prachtvollen Toiletten und Ro ben sich einreihten. Beim Eintritt der hohen Neuvermähl ten, die mit den erlauchten königlichen Eltern des Prinzen und dessen Bruder dem Kronprinz und der Frau Kron prinzessin in einer brsondern, unter dem Amphitheater er richteten, zu beiden Seiten mit reichem Blumenschmuck decorirten Loge sich placirten, begrüßte sie ein dreimaliges, von wahrhaft herzlichem Jubel belebtes Hoch, worauf sofort das von Hm. I). Julius Pabst gedichtete, überaus günstig inscenirte und meisterhaft ausgcführte Festvorspicl begann, in dem die beiden ersten Größen unseres Damcnpersonals, Frau Bayer-Bürck und Frau Bürde-Ney, ferner Fräulein Höck unv die Herren Borchers und Eichberger die Mit wirkenden waren. — Dcr Vorhang rauscht empor und die Scene stellt eine Waldgegend dar. Durch die schlan ken Säulen eines Triumphbogens hindurch blickt man in weite, von leichten Nebeln verhüllte Ferne. Nach kurzer Introduktion durch dis Orchester lichtet sich unter den Klängen der portugiesischen Nationalhymne die Fernsicht und zeigt den Hafen von Lissabon, in welchem rin reiches und phantastisch geschmücktes Schiff vom Lande stößt und unter Geschützessalven und dem Gesänge des hinter der Scene befindlichen Chores stromabwärts gleitet. Hoch in der Luft darüber die Genien Sachsens und Portugals; der letztere streut goldne Blüthen auf das absegelnde Schiff hernieder, und winkt den Scheidegruß, während der rrstere, denselben erwidernd, als schirmende Gottheit hoch über dem Schiffe durch die Lüste vorauszieht. Die Musik schweigt, und die Schuhgöttin Sachsens (Frau Bayer-Bürck) tritt in die Mitte der Bühne vor und feiert in erhabenener Poesie den glücklichen'Bund deS hohen jugendlichen Paares und be grüßt dasselbe mit den Worten: So sei gegrüßt, und dreimal uns willkommen. Am alten Stamm ein jugendliches Reis, Und die Dein Schiff in heil'gen Schutz genommen. Den Sw'gen töne Dank und Jubelpreis. Leichte Nebel beginnen nunmehr den Blick auf Lissabon zu verschleiern, dgs Tableau im Hintergründe hat sich endlich verhüllt, und statt seiner entwickelt sich aus den Rebeln die Bergkette der sächsischen Schweiz mit dem hochragen den König- und Liliensteine, und bei den Worten: Im Zäuberbilde will sich Dir enthüllen DaS laubumrauschtr, freundliche Asyl. Wo Deiner Jugend LrSume sich »füllen, Dich freundlich leitend an- ersehnte Ziel. Nicht fern dem grünen Elbgestad', inmitten De- Frühlingsschmuck der lachenden Natur, Wo Baum und Busch die Blüthenheere schütten Hernieder auf die stille Gartenflur, Da winken Dir, im Arm de- hohen Gatten, Des traulichen Asyle- duft'ge Schatten, verwandelt sich dcr Prospekt unter leise tönenden Accorden und zeigt im Morgenrothe das Palais Sr. K. H. des Prinzen Georg; die Landleute haben vor demselben zwei junge Eichbäume in die Erde gesenkt und stehen in an dachtsvoller Gruppe. Währenddes Gesanges der letzteren: Senk« Dich ein in die heimische Erde; Segen von Oben, sprich mächtig Dein „Werde", Wachse, gedeihe im sächsischen Land, Gepflanzt und gepfleget von liebender Hand, nähern sich von beiden Setten des Hintergrundes gleich zeitig Mädchen in sächsischen und Jünglinge in portugie sischen Farben, mit Guirlanden und Kränzen, bewegen sich in kurzem, anmuthigem Lanze um die Gruppe und befe stigen die Guii landen an den jungen Eichen. Es ist Hel ler Tag geworden. Die Musik schweigt. Die Schutzgöt tin spricht nun den Segenswunsch über das hohe Paar und schließt unter den Klängen der Eachsenhymne mit den Strophen: Und wenn dcr Eichen Blätterkronen rauschen, Dann ist'- ein Lobgesang dem Haus Weltin, Ein San-, dem künftige Geschlechter lauschen, Die dankerfüllt des Weg« vorübrrzieh'n; Dann tönt dem Paare Heil, das heut wir feiern, Und Ihm dem König, dreifach Heil, dem Theuern, Johann, von dessen hehrem Wappenschild« Beglückend strahlt Gerechtigkeit und Milde, Und jubelnd tönt'« in alle Welt hinaus: Es segne Gott den König und Sein Haust Bei diesen Worten ließ sich der noch zurückgehaltene Ju bel des ganzen Hauses nicht länger zügeln und das Thea ter dröhnte von nicht enden wollenden Rufen dcr Begei sterung. Das Orchester fiel mit schmetternden Fanfaren