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für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. M 149. Sonntag den 29. Mai ».»v« Ersch. tagt. Morg. 7 U. — Inserate die Spaltzeile 5 Pf werden bis Ab. 7 (Sonnt, v. 11— 2 U ) angenommen. — Abonn. Vierteljahr 20 Ngr. bei unentgcldl. Lieferung in's Haus. Durch die Post. Viertels. 20 Ngr. Einz. Nummern 1 Ngr. Expedition: Johannes--Allee 6 u. Waisenhausstr. 0 pt. Dresden, den 29. Mai. -- Ein her» sicher Tag liegt hinter uns, eine Festlich keit, welche Dresden so bald nicht wieder erblicken wird. Wie'wir schon erwähnten, hatten sich bereits am vorge strigen Abende die Gesangvereine »Dresdner Liedertafel" und .Dresdner Singakademie" in einem langen Zuge fest lich geschmückter Wagen nach Schloß Moritzburg begeben, um den vielgeliebten hohen Neuvermählten im abendlichen Sangesgruße ein Vorzeichen des gestrigen Festtags zu bringen. In Moritzburg aiigekommen, begaben sich nach 9 Uhr die Sängerinnen und Sänger in geordnetem, über 100 Wachsfackeln zählenden Zuge, dem sich eine größere Anzahl von Bewohnern unserer Residenz und der Umge gend vAn Mvritzburg angeschlossen hatten, nach dem ge räumigen Vorplätze am Schlosse, aus dessen Balkon auch alsbald das zu begrüßende hohe Paar in Begleitung Sr. M. des Königs und der Königin, so wie des erlauchten Bruders der Prinzessin Georg erschien. Nach geschehener Aufstellung ertönte nun in die sternenhelle, prächtige Nacht hinaus zuerst die portugiesische Nationalhymne, (bekanntlich eine Composition des brasilianischen Kaisers Dom Pedro IV., Großvater der erlauchten Prinzessin Maria) zu wel cher Herr Lehrer A. M,nde folgenden dem eigenrhümlichen Rhythmus des Uitcxtes angepaßten „Gruß der Sachsen an ihres Herzogs Braut" verfaßt hatte: Sei willkommen! Hoch willkommen! Hohe Braut, vom fernen Mceresstrqnd! Siern der Wonne, der uns erglommen, Sei gegrüßt im schönen Sachsenlandl Wie Jugcndlievreiz umstrahlt den Brautkranz, Den Sachsens KönigSsohn Dir liebend wand: So leuchte Dir in Pimmelsabglanz Lieb und Glück im neuen Vaterland! Sei willkommen! Deutsche Lieder Grüßen Dich in Klängen wohlbekannt. Aus der Ferne empfängt Dich wieder Deiner Ahnen altes Heimathland. Der Ruhm Wettins flammt in hellccm Lichtglanz Um Deiner Stirne leuchtend Königsband; Denn mi d umgrünt'S der deutsche Brautkranz, Liebe führt Dich in der Väter Land. Liebe führt auf Blumenwcgen Dich zum Thron. Es streckt die Segen-Hand Theurer Eltern sich Dir entgegen — Mit dem König jubelt Sachsenland: Maria Anna! Ein Sonnenaufgang Sei uns der Tag. da Sachsen« Fürst Dich fand! So aus den Herzen kling'« im Vollklang Mächtig durch das frohe Vaterland! Der Schreibmeister der .Dresdner Liedertafel", Herr Oberlehrer Friedrich, sprach hierauf ohngefähr folgende Worte: Da« Haus benedeie ich und preise es laut, Das empfangen hat eine liebliche Braut, Zum Garten muß er erblüh'n — So erblühe Dein königliches Haus Wettln, Daß Du die liebliche Blume von Braganza bräutlich empfangen. Ein Hoch Sachsens Herzogin, Maria von Braganza! Ein Hoch Sachsens ritterlichem Herzoge Georg, dem Pfleger der Sangeskunst! Ein Hoch dem gesammten erlauchten Hause Wcttin! und jubelnd stimmten alle Anwesenden in das Hoch not ein. Demnächst erklang folgender von Hrn. II. H Lindner gedichteter Segenswunsch nach der Melodie des herrlichen „0 skuiotissimii^, von dem Dirigenten beider Vereine, Herrn Musikdirector Pfrctzschner, für achtstimmigen Chor so trefflich arrangirt, daß der Eindruck dieses Liedes ein wahrhaft großartiger zu nennen war: Still durch dunkle Nacht Auf zur Stermnpracht Zu des Allmächtigen Throne r Leuchten die Kerzen, Senden die Herzen Heißes kindliches Flehen empor Gott, Dein' Macht und Wehr, Dein Arm hielt vom Meer Ab das Wüthen des Sturmes. Ferner auch schütze, Schirme und stütze. Segne, segne das Hohe Paar. Die Vorstände beider Vereine begaben sich nun aus Befehl Sr. Maj. des Königs in das Schloß und wurden daselbst in huldreichster Weise empfangen, indem die Aller höchsten und Höchsten Herrschaften über die Wahl und Ausführung der Gesangsstücke mehrfach anerkennend Sich aussprachen, wobei J.K.H. die Prinzeß Georg Ihre besondere Freude über die Aufführung der Nationalhymne kund gab, was den Vorstand zu der Gcgenaussprache veranlaßte, daß der Verein glücklich sei, Ihre K. Hoheit mit vaterländi- schen Klängen in einem deutschen Liede auf sächsischem Boden empfangen zu können. Nachdem der Vorstand in den Kreis der Sänger zurückgekehrt war, erklang noch Mendelssohns herrlicher „Festgcsang an die Künstler", sowie dessen Lied .O Thäler weit, o Höhen" und nach dem Ge sänge der sächsischen Nationalhymne zog die Sängerfchaar der heimathlichen Residenzstadt zu. Am gestrigen Morgen sah man bereits in den frühen Stunden Lausende die festlichen Straßen durchwallen, herausgrlockt durch prachtvolles Wetter. Die Halle des