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' Stadtrath« di« Anordnung getroffen, daß Freitag den S7. d. M. der Altmarkt von Buden und Waarenvrrkäufern jeder Art geräumt und der gewöhnliche Marktverkehr, so weit er die Bictualien und grünen Waarrn betrifft, an diesem und dem nächstfolgenden Tage auf den Neumarkt gewiesen ist. — Ave Diejenigen, welche die Grundsteuer auf den -«eilen Termin d. I. noch nicht zur Abführung gebracht haben, werden nunmehr an deren ungesäumte Berichtig ung erinnert —cd— Seit einigen Lagen hat der bekannte tüch tige Landschaftsmaler C Reinhardt, derzeit wohnhaft in Wien, seinen Aufenthalt in unfern Mauern genommen. Durch die komischen Kinderschriften (Verlag von A. Hoff- mann u. Eo. in Berlin) ist er uns als unerschöpflicher Humorist und durch die Illustrationen im „Kladdera datschs, „fliegenden Blättern", „Dorsbarbier" rc. nicht bloS als höchst geistreicher Karrikaturenzeichncr, sondern auch als Erfinder bekannt. Später wird er auf dem Grund, stücke seines genialen Bruders A. Reinhardt in Loschwitz wohnen, welcher dort während de» Sommers einen Un- terrichtScursuS im Zeichnen und Malen nach der Natur eröffnet hat — Folgendes Epigramm circulirt jetzt im Oestcrrei- chischen: Mur DIs§o Oeslerreioks Lebt Lines Ovltels Messe. — In unserer Stadt har man aus den Buchstaben vressten folgendes Vor-und Zurückzulesmde zusammrngestellt! »er Dezenten LiniZkeit Vtürrt Die LroderuvßSsuvlUMspoleons! Miemansten LrtreutDer 8ivz Lines Dukinsüoktizen Despoten! — Ein junges, sehr hübsches Mädchen, welches in einem hiesigen Bierlocale in Dienst steht, ist ihres ange nehmen Aeußern wegen der Gegenstand der verliebten Hul digungen alter und junger Narren. Einer ihrer schmach tenden Anbeter, den seine grauen Haare noch nicht zur Vernunft gebracht haben, schlich ihr kürzlich, als sic in de» Bierkeller hinabstieg, heimlich nach, um ihr seine überströ menden Gefühle klar zu machen. Das junge Mädchen merkte aber diese Absicht, ließ den Alten nch>g hinunter- steige», lief dann schnell die Treppe hinauf unv schloß die Kellerthür zu. Sie erzählte d.n Vorfall der Wirthin, diese den Gästen, und man beschloß, den verliebten Grau kopf -ur Strafe einige Stunden unten schinachten zu las sen; dann begaben sich sämrrnliche Insassen des Localsin feierlicher Proceffion nach dem Keller und empfingen den gedehmülhigt und verlegen aus seinem Kerker steigenden Sünder mit so viel Hohngelächter und Neckereien, daß er seinen Gefühlen künftig wohl etwas mehr Zwang anle- gen wird. — In Kötzschenbroda ereignete sich am Sonntag Nochmittag bei der Vorüberfahrt der österreichischen Trup pen folgender naiv komische, doch charakteristische Zwischen fall. Mehrere sächsische Soldaten hatten sich an der Bahn versammelt, um ihre österreichischen Waffenbrüder zu begrüßen und ihnen rin „Glückauf" zuzurufen. Darauf erscholl auS dem Wagen ein „Hurrah" und derAbschleds- ruf: „Kommt halt bald nach!" „Sehre gerne", entgcgnete «in Sachs«, „wer derfrn aber nich!" — Nach Berichten aus den Umgebungen von Mei ßen, Lommatzsch und Döbeln sind die diesjährigen Ernle- auSsichten die erfreulichsten, indem sowohl Wintcrgetreide als Oclsaaten «inen ausgezeichneten Stand behaupten. Haben die naßkalten Mailage auch einen Stillstand in dem Fort schreiten der Vegetation hervorgebracht, so haben sie doch auch einem großen Lheil der schädlichen Insekten den Untergang bereitet. In London erntet Krau Clara Schumann in ih ren tzoncerten, in Gemeinschaft mit Joachim und dem Sänger Stockhausen, außerordentlichen Beifall des musi kalische PMkumS und der Kritik. Auch Fräul. Marie Wieck betheiligtr sich durch die Ausführung eines Duo» für zwei Piano- mit ihrer Schwester und gewann ehren den Erfolg. Joachim giebt außerdem einen EykluS von Quartett-Soireen. Im Uebrigen gestaltet sich die dies jährige Saison wenig ergiebig für die fremden Künstler, und diese werden auf der Heimreise nicht sehr beschwert mit Pfunden sein. — DaS „Leipziger Tagebl." enthält folgende Anzeige: „Bon heute ab kommen auf 63 Extrazügen österreichische Truppen durch Leipzig. Die kaiserliche Regierung hat eS vermieden, unsere Stadt für Einquartierung in Anspruch zu nehmen; da eö aber gewiß im Sinne der patriotischen Bürger von Leipzig ist, den durchziehenden Kriegern des befreundeten Nachbarstaates doch irgend eine gastfreundliche Aufmerksamkeit brzeigm zu können, hat sich ein Verein ge bildet, um die Truppen mit Cigarren und Rauchtabak zu rrfrruen. Wer sich daran betheiligen will, möge seinen Beitrag in naturs oder Geld an Hrn. Stadtrath Frische im „Cafe franyais" emsenden." — Von den erwarteten österr. Truppen langte in Leipzig vorgestern Abends 8 Uhr der erste Zug auf dem Dresdner Bahnhofe daselbst an, wo die Vorstände königlicher und städtischer Behörden, so wie das OffizierScorps der Garnison anwesend waren. Nachdem die Soldaten ibre Wagen verlassen und an für sie errichteten Tischen, die Offiziere aber in einem Salon ein von der Stadt bereitetes Abendbrod nebst Erfrischun gen zu sich genommen hatten, und die Soldaten mittelst einer vom Herrn Sladtrath Felsche veranstalteten Samm lung auch mit Tabak und Cigarren versehen worden wa- ren, fuhren sie unter lauten Dankesbezeigungen um 9 Uhr auf der Verbindungsbahn nach der sächs.-bair. Staats bahn, um auf derselben den Marsch weiter fortzusctzen. — Die Polizeidirection in München hat den Kunst händler Albert Heinrich Payne in Leipzig wegen 'wider rechtlichen Nachdrucks von artistischen Erzeugnissen der Kunstanstalr >.on Piloiy und Löhle zu einem Schadener satz von 55,732 fl., sowie in die Prozeßkosten verurtheilt. — D.r Düsseldorfer Maler Beck ist im Aufträge der Redaktion der „Leipziger Jllvstrirtcn Zeitung" nach dem Kriegsschauplätze in Ober-Ji allen abgegangen, um aus dem österreichischen Lager bildliche Darstellungen deS Kriegslebens und der Kriegsereiguisse zu liefern. — In einem Berliner bekannten Bierlocale saßen am vorgestrigen Abend einige junge Männer bei einem ver schwenderischen Souper. An einem andern in der Nähe stehenden Tische saß ein, an seiner Uniform erkennbarer Beamter bei einem minder reichlichen Abendessen. »Kell ner", rief eine» der jungen Leute, »bringen Sie mir für 5 Sgr. ein Bramtenessen." „„Hier ist es, und sogar um sonst"", versetzte der Beamte, indem er aufstand und dem Prahler eine Ohrfeige gab. — Die Schwaben sind seltsame Leute I Trotz der schönen, pfiffigen Kameraden in Berlin können sie die be sonnene Zurückhaltung Preußens doch nicht begreifen; sie meinen, wenn ein deutscher Bruderstamm angegriffen werde, sollte daS Schwert Deutschlands keinen Augenblick in der Scheide bleiben, sondern dem Erbfeinde die Schneide zeigen. Nach der Melodie deS Dessau« Marsche- hört man häufig dies preußische Landwehrliedchen; „ES hauen die Franzosen Auf deutsche Brüder em, Jetzt, Schneid«, mach' mir Hosen Und einen Sack hinein. Und in dem Gack ganz leise, Damit eS ja nicht rauscht, Mach' ich als tapfrer Preuße Dem Feinde eine Faust." Indessen scheint eS doch, als wenn Preußen nunmehr Emst machen wollt?. Eö hat schon jetzt bei Oestrrmch