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wie er ein anderes nicht gesehen. Hauptsächlich rühmte er die Gefälligkeit und Zuvorkommenheit der gemächlichen Dresdner, die sich gegen Fremde auf tausenderlei Art, na mentlich bei Zurechtweisungen rc,, documentire, so baß man dort gern verweile und bald sich heimisch fühle. — Von der böhmischen Grenze berichtet man, daß fortwährend österreichische Einberufene durchziehen, beglei tet von Weib und Kind. Soeben kam wieder eine große Schaar solcher Leute, die sich gar nicht von einander tren nen konnten. Da gab cS Thronen und Wehklagen (Per len für Napoleons Krone)! Doch gemahnte auch die mu- thige Resignation der Männer an das Jahr 1813 und aus manchem Auge las man heraus: „Der Kriegsmann soll fröhlich bedenken, daß. wenn er die Suppe entbehrt, da gegen die Mutter daheim die Suppe mit Ruhe verzehrt. Und kehrt er einst siegreich zu Hause — „Gott grüß'Dich, Du wackerer Sohn!" Dann kochen dieTöpfe zum Schmause, dann lächelt ihm Weibchen zum Lohn." — Ein Eisenbahnbeamter in einer kleinen Stadt hatte unter dem Dache eines Güterschuppens eine große Eule gefangen. Das Thier, mit einem prächtigen Gefie der versehen, gefiel dem Finder sehr und er beschloß, es mit nach Hause zu nehmen und dort wo möglich im Bauer zu erhalten. Unglücklicherweise mußte er an dem selben Lage bis spät Abends im Dienste sein und traf, als er mit seiner Eule nach Hause kam, seine junge Frau bereits im liefen Schlummer. Er störte diesen nicht, son dern legte sich nieder, nachdem er den Vogel vorher in einen kleinen Bauer gesperrt hatte, den früher ein unschul diger Fink bewohnte. Plötzlich in der Nacht wurde der Mann durch ein heftiges Schreien seiner Frau aufgestört und hörte zugleich ein dumpfes Schwirren und unheimli ches Heulen im Zimmer. Die arme Frau glaubte, es seien Diebe und Mörder da und rief um Hilfe; der Mann jedoch erkannte bald die Ursache der Störung. Diese ward auch der Frau und den inzwischen herzugeeilten Hausge nossen klar, als Licht erschien und eine große Eule matt gegen das Fenster flog. Das Thier hatte den schwachen Bauer, der ohnedies verrostet war, zerbrochen und war heftig und Uhu! rufend umhergcflattcrt. Dabei hatte die arme Frau wiederholt heftige Flügclschlä'ge ins Gesicht er halten, so daß sie stark blurete und ihre Angst, daß Räu ber eingedrungen seien, wohl erklärlich war. Außerdem hatte die Eule verschiedenes Geschirr zerbrochen und durch alles das ihrem Finder einen argen Denkzettel gegeben. Fürs Erste wird er sich wohl nicht wieder auf den Eulen fang begeben. — Die „Sächs. Dorfztg." enthält folgenden Nach ruf: „Die im vorigen Blatte, Seite 176, betrauerte Marie Ernestine Sparmann — nicht zu Rabenau, son- dern zu Kleinölsa gehörig — war den 6. März d. I. von einem unehelichen Kinde entbunden worden, nachdem sic im vorigen Jahre immer gekränkcli und selbst — nicht bei dem hiesigen Hrn. I). Sonntag, sondern bei einem Dippolviswaldaer Arzte Hilfe gesucht hatte. In der „geist lichen Ansprache- bei diesem Trauerfalle nun wurde die anwesende Jugend vor der jetzt so häufigen Uebertretung des sechsten Gebotes mit christlichem Ernste, welcher die Liebe nicht vermissen ließ, gewarnt. Rabenau, den 1. Mai 1859. Ein Freund der Wahrheit, aber nicht von Lobhudelei." — Im „Berliner Jntell'gcnzblatt" stand vor einigen Tagen folgende Annonce: „Aus Furcht vor Krig empfeh len wir den geerten Kunden als den hohen Publiecum 20 bis 3000 von den verschiedensten Stauden und Topf gewächsen zu dem aller aller soliedesten Preisen, das sie sich der Natuhr erfreuen eh unsere Waffen Kugeln speuen. wir sind friedlicher Gesinnung und werden uns um kei nen Preis streiten. Die Kunst- und Handelsgärtnerei von F. Rölcke u. Sohn >'n Berlin Lhirgartenstkr 25." Auktionen: Montag den 9. Mai u. f. L. Vorm, von halb 10 Uhr an innere Rampische Gasse 21: Pretiosen, Mobilien und Effecten; an demselben Tage früh 10 Uhr Bautzner Straße im ehemaligen Sommer« theater des Lincke'schen Bades ca. 8 Dtzd. fast neue gelbe Rohrstühle, 150 Slück Pvlsterstühlc, div Tafeln u. Tische, sowie eine Anzahl Lhcaterutcnsilien. TageSgeschichte. Vom Kriegsschauplätze berichtet das „Dr. I.-: Aus Turin wird vom 4. Mai Abends in einem ofsiciellcn Bulletin gemeldet, die Otsterreicher hätten am Abend vor her in der Nähe von Valenza eine Kanonade begonnen, jedoch ohne Erfolg; von Eambio seien die Oesterreicher gegen Sale, auf dem linken Po-Ufer gegen Trino vorge- rückt; sie hätten einen vergeblichen Versuch gemacht, un terhalb Frassinctto den Po zu überschreiten; sie hätten da bei 20 Tobte und Verwundete gehabt. Die Oesterreicher nähern sich Parma von Modena her. Sardinische Frei- corps sind von Domodossola her mit den Oesterreichern zusammengcstoßen. Letztere haben sich nach Verlust von 8 Tobten wieder cingcschifft, als sie mit Verstärkung zu« rückkamcn, retirirten die Freicorps auf Domodossola. — Das Hauptquartier des Königs Victor Emanuel befand sich nach einer Mittheilung der „N. Pr. Z.-, am 3. Mai zu San-Salvatore, seinem Orte auf einer beträchtlichen Bodenerhebung hinter Valenza, etwa auf halbem Wege von Casale nach Alessandna. Es haben verschiedene Scharmützel zwischen den österreichischen und sardinischcn Truppen stairgefunden. — Wir haben bereits gestern mit- geiheilt, daß am 3. Mai von Seiten der Oesterreicher eine allgemeine Alarmiruug der ganzen Po-Lime vom Einflüsse der Sesia bis Sannazzareno mittelst einer Demonstration stattgefunden hat, und die k. k. Armee am 4. Mai im Vorrücken begriffen war. Die „Alarmirung- einer ganzen Linie ist bekanntlich eines jener Scheinmanöver, welche den Feind über den Ort der Hauptaclion in Ungewißheit setzt. Um den Ort nicht bemerkbar zu machen, wo die kaiscrl. Truppen den Po übersitzen wollen, und hierzu Brücken schlagen müssen, wurden längs der ganzen Linie Demonstrationen gemacht, um die Piemontesen zu nölhi« gen, ihre Kräfte zu ihe'.len. Der Uebergang über den Po hat wahrscheinlich schon am 4. Mai statlgcfunden, wäh rend FML. Bcnebek mit seinem Armeecvrps bu Piacenza den Uebergang gemacht hat und von Novara her andere Truppcncvrps Herbeiellen. Die Po-Linie deckt die Eisen bahn, die von Genua nach Turin führt; die Absicht der vordringenden Truppen muß theilweise darauf gerichtet sein, d'e Eisenbahnverbindungen zu unterbrechen und den An marsch der französischen Truppen von der See her zu ver hindern. Man macht im feindlichen Lager sich — sagt d e „Ostd. P." — keine Täuschung darüber, welche Ziele und Bedeutung der Aufmarsch der Oesterreicher hat. Mit solchen Streitmassen ist Oesterreich noch nie auf jenem Boden erschienen. Darum ist der Sinn der Piemontesen nur auf die Defensive gerichtet und selbst die Franzosen haben Ordre erhalten, so lange keinen Angriff zu wagen, bis nicht alle ihre Streitkräfte concentrirt sind. Darum verschanzen sie sich auf der Linie von Dora-Baltea, wäh rend der Aufmarsch gegen ihre rechte Flanke gerichtet zu sein scheint. Der Zusammenstoß rst jedenfalls sehr nahe. Breslau, 30. April. Da sächsische Zeitungen mit theilen, die sächsische und thüringische Eisenbahn sei für ein Corps Militär aus Breslau requirirt, so theilen wir als Augenzeugen mit: daß wir hier in Breslau von einem solchen Corps nichts wissen, daß der commandirende Ge neral, welcher doch vor Allem das Corps formiren müßte, in Berlin und keinem Hauswirthe Einquartierung ange sagt ist, was doch unfehlbar geschehen wäre, wenn man gedächte, Soldaten hier zusammen zu ziehen. Die ganze