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Sinn nicht blo- in und mit schön und begeistert klingen den Phrasen, bewährt ihn schon jetzt mit der Lhat! Und dazu bieten schon die gegenwärtigen Lage Gelegenheit. Die Gefahr, die unser« Vqterlande droht, hat bereits die Söhne unsres Vaterlandes unter die Waffen gerufen und viele derselben sind in diesen Lagen auf kurze Zeit in un sere Häuser eingezogen, unserer Obhut und Pflege anver traut. Klingt es nun nicht hartherzig, darum aber recht undeutsch, wenn man aus dem Munde dieser unserer Sachsensöhne, welche berufen und verpflichtet sind, für uns, fürs deutsche Vaterland Blut und Leben zu opfern, hier und da jetzt schon die bittre Klage hört: .Ich habe keine guten Wirthsleute, keine freundliche Auf nahme gefunden!" — »Ich habe einen miserab len, karg zugetheilten Mittagstisch, eine elende Lagerstätte rc.I" — Ach, daß doch solche und ähnliche Klagen Lügen seien; daß doch nicht Ein Hausvater, nicht Eine Hausmutter sich davon getroffen fühlte! — In sol chen kann doch fürwahr nicht der geringste Patriotismus, kein Gefühl, keine Thcilnahme für diese unsre, doch wahr lich nicht bencidenswertben Vaterlandssöhne wohnen; und — sie verdienten ob dessen öffentlich genannt zu werden! — Pfui! wenn sich Unwille und Mißstimmung, ob der eingctretcnen Geschäftsstockung, ob der bedenklichen Aus sichten in die Zukunft, ob der geringen Opfer, welche die Einquartirung fordert, an diesen, daran doch ganz schuld losen Leuten Luft zu machen suchten! Bitten wir Gott, daß er uns vor schwerem Opfern behüten möge! Sparen wir doch die Lüftung unsrer Gefühle für Diejenigen, welche den traurigen Stand der Dinge, noch mehr aber das, was die vielleicht schon nächste Zeit bringen wird, heraufbeschworen haben! — Nein, Ihr Väter und Müt ter unsrer Stadt: Stellet Euch nur Einen Augenblick an die Stelle der trauernden Väter und Mütter dieser jun gen Krieger; vergegenwärtigt Euch doch einmal die vielen tausend, oft wohl herzzerreißenden Abschiedsscenen der Söhne, von Vater und Mutter, von Brüdern und Schwe stern gerissen; gedenket der Millionen Thränen, welche in diesen Lagen geflossen; sehet doch manchen der jungen Krieger ins noch thräncngeröthete Augc l und — wenn Ihr nicht ganz von Stein, oder, wenn vor Euch vielleicht Eure eigenen, noch zarten, Kinder stehen — Ihr werdet dem zu Euch gewiesenen, Eurer Pflege übergebenen Sohne des Vaterlandes nicht mit Kälte, noch weniger barsch und hart, sondern mit Lheilnahme und Liebe entgegen treten; ihm eine gute, wärmende, nahrhafte Kost freundlich rei- chen; ihm eine möglichst gute, (nicht die Gesundheit ge fährdende) Lagerstätte bereiten; seine billigen Wünschegern erfüllen; ihm durch solch Begegnen aber sehr bald den bittcrn Trennungsschmerz vergessen machen, sein Herz mit Vertrauen, mit Muth und Begeisterung für die heilige Sache, für die er kämpfen und — vielleicht sterben soll, erfüllen: werdet Euch ein Denkmal der Dankbarkeit in ihrer Brust setzen; und Euer herzliches: „Gott geleite, Gott schütze Sie!" wird ihm noch noch im dichtesten Kampfgewühl das Herz bewegen und muthig erheben; — an Euern eignen Kindern aber erwartet die Vergeltung dessen, womit Zhr den Vertheidigern des Vaterlandes wohl oder weh gethan! — Euch aber Ihr theils jugendlichen und noch uner- fahrnen, theils schon ergrauten und bereits erprobten Strei ter! Euch geleite, Euch schütze und schirme der allgewaltige Gott, der Herr der Heerschaarcn, der Schirmer und Vcrtbeidiger des verletzten Rechtes! — Eine feste Burg sei Euch unser Gott! VI. Nach Wien r Abs. von Neust. Nchts. ir«, v. Altst. NchtS. 1 (Wien), Mgs. 7 (Prag), S (Bodenbach), v. Neust. Mitt. IS», v. Altst. Mitt. 12^ (Wien), Nchm. 2, Ab. 7 (Bodenbach). — Ank. in Altst. MgS. 3W, Bm. »s, Mitt. 1, Nchm. 2^ u. ^ ö«, Ab. LM Ncht-. M, Neust. Nchm. 2^>, Sicht-. M. Seine allweise und allmächtige Hand führe Euch mit von oben herab gestähltem Muthe .durch Kampf zum Sieg!" — In den Jubel, mit dem wir Euch — gebe Gott recht bald! — bet Eurer siegge- krönten Wiederkehr empfangen werden, stimmt dann, so Gott es will, aus voller Brust mit ei« kistol. Zweite- Theater. VorgesternAbend ging auf der Bühne deS zweiten Theaters das österreichische Volksstück .Wie man'S treibt, so geht'S" nebst einem Vorspiele »AennchenS Geburtstag" von 2uliuS Findeisen in Scene. Die Dichtung ist so recht aus dem Lebe» herauSgegriffe» und zeichnet sich besonder- durch naturgetreue Charakteristik aus. Die Hauptpointen laufen, was in der Wirklichkeit so häufig vorkommt, dahin auS, daß ein junger Mann, der bei einem ehrbaren Schlossermeister, welcher sich durch seiner Hände Arbeit ein bedeutendes Vermögen erwor ben, conditionirt, sich in dessen Tochter verliebt, fle zur Frau er hält und nun sich aufs Hobe Pferd setzt und mit Schwiegervaters Geldern eine bedeutende Maschinenfabrik gründet. Wie aber gewöhnlich sich daö alte Sprüchwort verwirklicht: .Groß anfan gen, klein aufhören" so kam balv unser leichtfertiger Schwieger sohn, der sich DincrS, Bälle, Reiten, Kahren, wie alle andern Vergnügungen, die Geld kosten, mehr angelegen sein ließ, als sein Geschäft, in solche Schulden, daß er banquerottirte und, da Papachen, ein alter Biedermann, dem solche Lebensweise schreck- lich war, nicht hilfreich die Hand bot, mit seiner Frau in großes Elend gerieth. Erst die Geburt eines EnkelchenS konnte Meister Falkner mit seinen Kindern wieder versöhnen. Die Vorstellung war eine in jeder Beziehung gelungene zu nennen, und ist beson ders das gute Zusammensptel hervorzuheben. Herr Rudolph Stranz gab den Franz Lohbach und bewährte in dieser Rolle die bereits von un- über ihn ausgesprochene gute Meinung. Sein Spiel war durchdacht, seine Deklamation von inniger Wärme beseelt. Schlossermeister Peter Falkner wurde durch Herrn Schörrling ausgezeichnet repräsentirt. Seine Lei stung war ein so lebenswahres Bild, daß wir davon förmlich überrascht waren. Wir glauben, daß Herr Schörrling auf jeder Hofbühne sein Fach vollständig auszufüllen im Stande sein würde. Aennchen, des Ersteren Tochter, wurde von Fräulein MantiuS mit löblichem Gelingen gespielt, wenngleich fie etwas weniger schmachtend hätte sein können. Herrn Rudolph'S Hausknecht war von recht erheiternder Wirkung und gelang ihm die Imitation des österreichischen Dialekts besonders gut. Herr Kretschmar brachte die kleine Rolle d«S Virtuosen Sieger zu anerkennenSwerther Geltung; wir wissen nicht, worin die seltene Beschäftigung dieses so verwendbaren Künstler- ihren Grund findet. Herr Moritz bewies durch seinen Möbeltändler Pchwarzbuber wieder, daß er ein sehr begabter, routinirter Spie ler ist. Schließlich müssen wir noch des Fräulein Eppert ge denken, die ein geschwätziges, von der Neugierde geplagtes Stu benmädchen gab, wie eS leibt und lebt. , * ^ Feuilleton und Vermischte-. * Ein schauderhaftes Unglück hat der „M. P." zufolg» die WallfahrtSprozesfion nach TmauS betroffen. Die Prozession ist am 23. April um 11 Uhr Nachts nach EmauS oder eigentlich dem Schutzengelberg abgegangen. Ein Bürger von Schütten hofen, Namens Georg Karl, ein bekannter Stegreifprediger, hielt bei der Kapelle eine Predigt; während deS Betens bricht die Hälfte der Brücke auf der rechten Seite zusammen und 200 bt- 300 Menschen stürzten ins Wasser und bildeten eine mehrere Klaftern hohe Pyramide von Menschenkörpern und Balken. Bis zum 25. April 8 Uhr Morgens wußte man von 57 Todten. r Abs. früh 6 Leitmeritz, 10 HerrnSkrct- schen, Nchm. 2 Schandau, Ab. Pillnitz, früh 6»» Torgau, früh 10, Ab. 7 Meißen, Nchm. Z Riesa. — Ank.: früh 7-« von Pill nitz, «45 Schandau, Nchm. 445 Leitmeritz, Ab. 7« Herrnskretschen, früh »so. Ab. Sw Meißen. Nchm. 1 Riesa, Nchm. 4-° Lorgau.