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sorgt, wann er feine paar Metzen Aartoffeln auSlegen könne. Größere Besorgnisse erregen die Kriegsunruhen t Bergleute werden festig; Geflechte will Niemand mehst kaufen und die Tagelöhner« ist gehemmt. In Böhmeü hört man laute Klagen. Der Leitmeritzer wie der Saatzeit Kreis ist reichlich mit Welschen bedacht; während ein Ba^ taillon abgeht, rückt rin neues wieder ein. Deutsche Offst ziere vigiliren mit Argusaugen und halten strenge Manns» zucht. In Tcplitz ist die Verstimmung groß. Das Geld fällt zusehends; gilt doch ein Gulden nur noch 15 Ngr: und an eine Badesaison ist bei bewandten Umständen nicht zu denken. Die den 29. April in Teplitz ausgehobencn Rekruten, an der Zahl 56 sind sofort zur Weiterbeförder ung auf den Bahnhof gebracht worden. — Die großen Ereignisse und Katastrophen, welche die jetzige politische Situation in nächster Zukunft erwarten läßt, steigern natürlich daS Interesse für die Zeitungen von Tage zu Tage und haben auch bei der in Dresden be kanntlich sehr zahlreichen Klasse der sogenannten »Zeitungs- tiger" eine wahrhaft unersättliche Zcitungsgesräßigkeit hervorgcrufen. Es dürfte an der Zeit sein, eine Ungezo genheit nachdrücklich zu rügen, deren sich viele Mitglieder dieser wißbegierigen Klasse schuldig machen, indem sie in öffentlichen Lokalen, namentlich in den mit einem reichli chen Zeitungsvorrath versehenen Conditoreien, die in Be sitz genommenen Zeitungen ohne Rücksicht auf ihre gleich wißbegierigen Mitmenschen eine Stunde und länger an sich behalten und förmliche Buchstabir-Uebungen daran vornehmen. Ein wahres Ungethüm dieser Gattung sieht man täglich in einer der besuchtesten Conditoreien unserer Stadt. Neulich, als die Stunde nahe war, in welcher dort die Abendblätter ankommcn, lauerte er schon an der Thür auf den Ucbcrbringer und entriß ihm das Dresdner Journal und die konstitutionelle Zeitung. Er setzte sich dann an einen Tisch, versteckte die letztgenannte Zeitung unter ein auf demselben liegendes älteres Zeitungsblatt und begann zunächst die Lectüre des Dresdner Journals. Vergeblich suchten die zahlreichen übrigen Gäste in dem Lokal nach der „Constitutionellen", die Garcons und der Wirth erklärten, sie wüßten nicht, wo das Blatt geblieben sei, es müsse dasselbe Jemand mitgenommen haben. Der Tiger schwieg bei dieser Erklärung, als hätte er sie nicht gehört, obwohl sie laut genug gesprochen war. Er wurde hierauf von einem Gaste gebeten, ihm das Dresdner Journal, wenn er es gelesen haben würde, einzuhändigen; er nickte mit dem Kopfe, aber der Gast wartete eine halbe Stunde vergeblich auf das Blatt und bemerkte nach Ver lauf der Zeit, daß das Ungethüm noch nicht die erste Seite herunter gelesen hatte. Dann kam ein Bekannter des Un- gelhüms hinzu und fragte, was es Neues gäbe. Nun las ihm der Tiger einige Stellen aus dem Blatte vor und gab dann, seine Lectüre unterbrechend, aber die Zeitung in der Hand behaltend, einen kleinen Kommentar zu dem Gelesenen, der eine gute Viertelstunde dauerte. Dann las er weiter und noch eine halbe Stunde verging, ehe er das Blatt aus seinen Klauen ließ. Dann hob er das ältere Zeitungsblatt auf und, den Erstaunten spielend, sagte er zu den übrigen Gästen; »Ach, da liegt ja die gesuchte Zei tung, es wird Jemand zufällig das andere Blatt darüber gelegt haben!" Und dabei ergriff er die Constitutionelle ^Zeitung und buchstabirte wieder eine gute halbe Stunde -daran. Nachdem er sich entfernt hatte, faßten einige zu rückgebliebene Gäste den Entschluß, ihm, wenn er in der Holge in gleicher Weise verfahren sollte, die Worte zuzurufess: iquousquo tauäsm «bittere patieittia nostra? und ihm die Zeitung, die er länger als eine halbe Stunde behält, ge waltsam abzunehmen. Er ist hiermit gewarnt — lesen wird er diese Warnung wohl, da er, wie der Verfasser dieser Zeilen gesehen, auch an den Dresdner Nachrichten öfters Buchstabir-Uebungen anstellt. i " Tage-geschichte. Das.Dr.J." schreibt vom Kriegsschauplätze: Feldzeugmei ster Graf Gyulai meldet aus dem Hauptquartiere Lorttello lan der Agogna), 2. Mai, 5 Uhr Nachmittag, daß die Armee den Vormarsch bis in die Höhe von Candia (am Srsta-Uebergange auf der Straße von Mortara nach Ca- sale) und Cairo (am Po-Uebergange von Mortara nach Tortona oder Alessandria) ungehindert fortgesetzt. ES kamen bis jetzt nur kleine Vorpostengcfechte vor, die zu unfern Gunsten aussielen. Nach einer Meldung der »Allg. Ztg." aus Turin, vom 2. Mai, hatten die Oester reicher bis dahin den Po noch nicht überschritten. ES sieht fest, daß die österreichischen Truppencorps, deren Spitzen am 29. April Abends den Ticino überschritten, in bedeutenden Massen gegen die Sesialinie vorrücken. Die sardinische Armee scheint vor ihnen zurückzugehen. Was die Franzosen betrifft, so sollen sich dieselben seit dem 29. April bereits zum Theil an der untern Dora, zum Theil zwischen Casale und Alessandria befinden, wo die vereinigte französtsch-sardinische Armee allem Anscheine nach Stand halten will. Hier wird es zuerst zum Mas senkampf kommen. Gleichzeitig dürfte von Piacenza aus gegen Süden opcrirt werden, wo die Militärinsurrection in Toscana und in einem Theile der Herzogtümer leicht einen bedeutenden Umfang gewinnen und durch sardinische oder französische Zuzüge über Livorno verstärkt werden könnte. Toscana würde in diesem Falle einem Theile der feindlichen Armee als Operationsbasis gegen die Lom bardei dienen. Unterdeß werden in Genua fortwährend französische Truppen ausgeschifft. Obgleich die Pariser Journale und Correspondenzen seit einigen Lagen bezüg lich der Truppenbewegungen sehr schweigsam sind, so er hellt doch ein Hauptfactum, nämlich daß das Schmelzen des Schnees auf der Mont-Cenis-Straße und der mo mentane Zustand dieses Verbindungsweges die Mehrzahl der Truppen nach Marseille und Toulon hinabzugehen genöthigt Hai; der ruhige Zustand des Meeres scheint hier den verdoppelten Transporten zu Hilfe gekommen zu sein. Man schreibt aus Marseille, daß der Bahnhof den An blick eines Feldlagers darbictet, wo alle Uniformen, alle Waffengattungen und ein ungeheures Material, das ein geschifft wird oder nach Toulon geht, sich drängen. Die Regimenter machen nur so lange Halt, wie nöthig ist, um die Suppe zu essen, welche ihnen von der Garnison gebracht wird. Zum bessern Verständniß der kriegerischen Operationen mögen folgende geographische und topogra phische Fingerzeige dienen: Für den Zuzug französischer Truppen nach Piemont boten sich zwei Arten der Beför derung dar: 1) der Seeweg von Toulon nach Genua, von welchem letztem Orte eine Eisenbahn nordwärts führt und die Hauptfestungen des Landes, Alessandria rc., ver bindet, so daß die in Genua ausgeschifften Franzosen (General Mac Mahon) entweder diese ganze Linie, ver eint mit den Piemontcsen, besetzen und dort den von Osten anrückenden Ocsterreichern entgegentreten, oder eine Stel lung in deren linker Flanke einnehmen und, diese bedrohend, den Zuzug anderer Truppen von Turin her abwarten können. Wie es heißt, suchen die gelandeten Franzosen theils vermittelst der Eisenbahn, thcils mit der parallel . tvtbttothek >m Zapan. P-tat«, trete» «tntr. s. Mrgs.v—1 Uhr. «. Knpierfttch-Kabtnet im Museum a« Swtnger.Freier «IN >rüne< Gewölbe im Kgl. Schlofft. Zutritt gegen Karten zu r tritt Dienstag« und Freitag- von 10 bl« r Uhr. Lhlr. f. e Pers. giltig. (Direktor: v. Land«berg, g». «eitdahng. 17. Sammlung der Gyp«-«bgnste im Museu« am Zwinge». orzellan-Sammlnng in» Japanischen Palai«. »«gen Karte» für Z Anttkenkadtnet i» Japan. Palai«, freie« «intritt Mittwoch« *. « Personen, t r »bl«. »i««t»,: v «»SR«. «»«»abend- ». »—1 « Direct»»' Droftffo» Lettner hysikalisch-mathematischer Salon und Modellkammer im Zwinger. AkustischeMabinet, Ostra-Allee i>, geöffnet von 11—6 uhr.