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— Künftigen 11. Mai Norm. 9Uhr findet vordem K. Oberappellationsgerichte in geheimer Sitzung die zweit instanzliche Verhandlung gegen die von dem K. Bezirks gericht zu Bautzen wegen Mordes bez. Kindestödtung zum Tode verurtheilte Johanne Eleonore Zschiedrich statt. Zum Referenten ist ernannt Hr. Oberappellationsrath v. Har- titzsch, die Bertheidigung wird Hr. Adv. Höckner auS Bautzen führen. — Am nächsten Sonntage wird, wie wir hören, in allen Kirchen Sachsens beim Gottesdienste ein Gebet ein geschlossen werden, welches die Erhaltung des Friedens in unserem Lande zum Gegenstände hat. — Der berühmte Professor Förster, dessen wir schon einmal Erwähnung gethan, und über dessen Nebelbilder uns von Meißen aus mit so großer Anerkennung berich tet wurde, giebt heute die erste Vorstellung auf dem hie sigen zweiten Theater, auf die wir ein kunstsinniges Pu- blicum ganz besonders aufmerksam zu machen für Schul digkeit halten. Die meisterhaft ausgeführten Gemälde des allbelicbten Künstlers sind die herrlichsten Gegenden und die schönsten Städte am Rhein. Zu welcher Zeit könnte man sich wohl mehr sehnen, unsren deutschen Rhein ken- nen zu lernen, als gerade jetzt. Durch Besuch dieser Vorstellungen wird Dresdens Bevölkerung einen Beweis seiner echt deutschen Gesinnung geben! — Der „Augsb. Allg. Ztg." schreibt man aus Leip zig, 1. Mai: „Die Einberufung der Urlauber ist mit sol cher Eile erfolgt, daß sie eben nur die nöthige Zeit zur Montirung gehabt haben. Sie werden nun sicherlich in ihren Garnisonen eingetroffen sein; es fragt sich nun, wie lange die faule Kriegsbereitschaft, welche an dem Mark des Staats und der Staatsbürger zehrt, dauern soll; ob Deutschland ruhig zusehen wird, daß jener Kaiser von betrogenen Volkes Gnaden im Verein mit den italienischen Revolutionären das verbrüderte Oesterreich zu berauben sucht. Schon im Hinblick auf die mercantilen, finanziellen und Creditverhältniffe hat man alle Ursache, sich nicht länger passiv zu verhalten, denn jene Verhältnisse sind in der That auflösend und zerfetzend. Auch die Handwerker fühlen die Stockung aller Gewerbsthätigkeit bitter; in die ser Beziehung sei nur angeführt, daß alle projectirten Neu bauten sistirt, die bereits angcfangencn eingestellt worden sind; und dies gilt nicht blos von Privat-, sondern auch von Staatsbauten. Berücksichtigt man nun noch die Ent- werthung aller Werthpapiere (selbst die besten Aktien sind um die Hälfte des Preises zurückgcgangen, den sie noch am Schluß des vorigen Jahres behaupteten), so hat man ein Bild von den gegenwärtigen Zuständen, wie sie kaum trauriger sein könnten. Hätte man jenen französischen Abenteurer nicht die erste Violine in dem europäischen Eon- cert spielen lassen, hätte man seinen gleißnerischen Friedens- Versicherungen nicht blind vertraut, so stünde es letzt jeden falls anders und besser. Möge man wenigstens das Ver säumte nachholen, sich aber damit beeilen, damit es nicht zu spät wird. — Die Reerutirung findet in diesem Jahre weit früher statt, als sonst. —vH— Der Krieg macht sich in seinen unangeneh- men Folgen auch bei uns schon geltend. Handel und Wandel stockt, und Mancher muß in seinem Budget, das er sich für 1859 aufgestellt hat, Abänderungen vornehmen, namentlich aber in den Ausgaben die Rubrik „Vergnü gungen" bedeutend modernen, wenn nicht gar streichen. In Dresden wird man dies namentlich empfinden, denn nicht allein, daß viele Fremde, die sonst alljährlich unsere Stadt heimsuchten und sie in der Regel mit erleichtertem Vtnseum, «gl. »emäidegalerie tm Zwinger, Bonn« ».Feiertags" (von ir—8 U.), Dienstag, Donnerstag u. Freitag (von 10—4 U.) freier Eintr., Mont. u. Mittw. (v. 10—4 u.) geg. Karten s » Ngr., Sonnabends (v. 1«—1 u.) gegen Führung (6 Pers 8 Lhlr.) Historische- Museum im Zwinger. Segen Karten ä S THIr. für - Personen gültig. Direktor: Kraukling, «ophirnstr. s. Portemonnaie wieder verließen, gänzlich ausbleiben wer den, — sondern den lieben Dresdnern selbst wird es schwer ankommen, wenn sie die projertirten Particen, Lust- und Badereisen nicht so ausführen können, wie sie es an fangs wünschten. Wir können hiervon schon ein Beispiel erzählen. Ein junger Kaufmann hatte sich entschlossen, in diesem Jahre nach Italien, Frankreich rc. zu reisen. Bereits hatte er seine bisher bekleidete Stellung aufgege ben; die besten Reisewerke waren studirt und der Reise plan war schon bis auf die Stunde der Ankunft in Rom, in Neapel, auf dem Vesuv ausgerechnet, und unser Rei sender wußte in Italien schon besser Bescheid, als vielleicht zu Hause. Reisegarderobe war für theures Geld ange schafft, die Effecten waren bereits einige Male zur Probe gepackt worden, ja schließlich wurde sogar, um über die Expedition auf den Bahnen Erfahrungen einzusammeln, mit Sack und Pack eine Probefahrt nach Pirna und zu rück unternommen. Die Stunde der Abreise nahte immer mehr; um den Abschied zu erleichtern, waren schon ein Dutzend Pholographieen für die zurückbleibenden Freunde bestellt. Da auf einmal macht der Ausbruch des Krieges einen Strich durch die ganze Rechnung. Statt nach Ita lien zu reisen, geht unser Reisender nach — Strehlen und miethet sich ein Sommerquartier. Der rauchende Kalk ofen ist sein Vesuv, statt „an der Tiber Strand- setzt er sich an das Gestade des Kqitzbaches und stellt Vergleiche an zwischen den Streitigkeiten der Dorfjugend und den Ueberfallen der Räuber in den Apenninen. — In Sohland an der Spree fand am 30. April eine von eigenthümlichen Austritten begleitete Beerdigung statt. Es war die Ehefrau des dasigen Fleischers Richter, welche unter sehr verdächtigen Umständen am 26. April auf dem Heuboden ihres Hauses, mit einem um ihren Hals geschlungenen Bande und Spuren von groben Miß handlungen, todt aufgefundcn wurde. Die .Schwester Richters hatte behauptet, die Todte als Erhängte losge schnitten zu haben. Die gerichtliche Untersuchung dieser Thatsache hat aber wahrscheinlich ein anderes Resultat ge sunden, da der denselben Abend Nachts nach 2 Uhr erst heimkehrende Ehemann sofort verhaftet wurde. Am 29. v. M. wurde die gerichtliche Section der Leiche vorgenom men und in deren Folge für den nächsten Lag ein ehren haftes Begräbniß, wie cs einer Nichtselbstmörderin zu kommt, angeordnct. Das dazu sich eingefundene Publi kum wollte die von der öffentlichen Meinung als Mit wisserin des vorliegenden Verbrechens geziehene Mutter Richters zum Sarge der Leiche gestellt wissen; da sich je doch dieselbe, wahrscheinlich um sich von dieser unheimli chen Nähe fern zu halten, in einen Versteck zurückgezogen hatte, so wurde sie von den entrüsteten Anwesenden ge waltsam hervorgcholt und in ihrem nichts weniger als ei nem Traueranzuge gleichenden Costüme zur Bahre gestellt. Der auch im Orte wohnhafte Bruder Richters, von dem Verfahren gegen seine Mutter in Kenntniß gesetzt, eilte in Wuth mit aufgestrichenen Hcmdärmeln der Trauerstätte zu, „um noch mehr Leichen zu machen" und der Mutter dadurch Rettung zu verschaffen. Natürlich wurde er so fort festgcnommen, arrctirt und ihm ein Schlachtmesser abgenommen. Das Begräbniß nahm nach diesem, zwar unter großer Erregung, seinen ferneren Verlauf. — Der „Saxonia" schreibt man von der sächsisch böhmischen Grenze unterm 2. Mai: Einen eigenen Con- trast gewähren die, wiederum mit Schnee bedeckten Flu ren, durch welche hier und da frisches Grün schimmert. Noch liegt der Ackerpflug in Ruhe und der Arme ist be- RaturhtftorischeS Museum tm Zwingt», freier Eintritt Dienstags Freitag». 8—10 u., Montag, Mittwoch,Donnerst, u. Sonnabend n. Anmeld. 8 Pers. 1 Lhlr., Pers. b Ngr. Dir : Prof. Reichenbach. Mineralogisches Museum tm Zwinger, Dienst, u. Freit, freier Eintritt v. 10—ir Uhr. Mont., Mittw. ».Donnerst, v. !»—ktu. grämt.- Rgr. «intrttt-gel». Kirmeer Professor «elnttz.