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^L113 Unterhaltung und Geschäftsverkehr. Sonnabend den 23. April 1859. Srsch. tägl. Morg. 7 U. - Inserate die Spaltzeile 5 Pf werden bis Ab. 7 (Sonnt, v. 11—2 U.) angenommen. — Abonn. Vierteljahr 20 Rgr. bei unentgeldl. Lieferung in's Haus. Durch die Post. Viertelt-20 Ngr. Ein,. Nummern 1 Ngr. Expedition: Johanne«. Allee 6 u. Waisenhaulstr. 6 pt. Local- und Provinzial-Nachrichten. Dresden, den SS. April. — Im gegenwärtigen Jahre sind eS 300 Jahr, daß die Frauenkirche zur evangelischen Kirche eingeweiht wurde. Die früher statt der jetzigen Kirche gestandene Frauen oder Marienkirche war allerdings klein und für den ka tholischen Gottesdienst erbaut, und bis 1539 di« eigent liche Mutterkirche für Dresden. Bei Einführung der Reformation im genannten Jahre wurde die Kreüzkirche durch Herzog Heinrich den Frommen zur evangelischen Mutterkirche erhoben, weshalb die Frauenkirche bis 1559 leer stand und nur zum Begräbyiß für den Adel benutzt wurde. Ehurfürst August, genormt Vater August, ließ 1559 wieder Gottesdienst und Eommunion, und zwar evangelisch, in ihr halten, daher e!n DiaconuS, Thomas Chursern, seit 1539 an der Kreüzkirche, al- erster evan gelischer Prediger daselbst angrstellt wurde. — Vorgestern Abend in der zehnten Stunde zeigt« ^ sich am unbedeckten Mndwefltichen Himmel «m prächtiger feuerrother Schein, welcher periodisch in dm schönsten Re genbogenfarben variirte. Wir müssen das Urtheil Sach verständiger entscheiden lassen, ob man diese Erscheinung «in Nordlicht oder sonst wie nennen kann, jedenfalls wirb man darüber noch das Weitere vernehmen. Uebrigens war eS interessant, die verschiedenen Urthetle der auf allen Straßen und Plätzen sich gruppirendrn Beobachter zu vernehmen und ganz selbstverständlich gab eS darunter nicht Wenige, welche diese Himmelserscheinung in Zusam menhang mit dem bevorstehenden europäischen Kriege brachten. Mehrere^ behaupteten, im Jahre 1849, vor Ausbruch der Revolution, hätte man ebenfalls mehrfach solche Erscheinungen am Himmel gesehen, wiewohl unS davon nichts erinnerlich ist. — Am 1. Juli wird in der neuerbauten Champag- nerfabrik am Leipziger Thor zugleich eine Restauration er öffnet, in welcher ausschließlich moussirende Getränk« ver abreicht werden sollen. Die Solidität des ganzen Unter nehmens läßt im voraus erwarten, daß sich diesem Pro- jeete eine rege Lheilnahme zuwenden wird. Die Restau ration wird den linken Flügel des Parterres einnehmrn und der Ausschank keinem Wirth, sondern einem Beamlrn der Anstalt anvertraut und die Preise so billig gestellt werden, daß eS auch dem weniger Bemittelten möglich ist, sich an dem süßen Fabrikat zu laben. - Der Königliche Ladr-Eommiffar inIBad Elster, Herr v. Paschwitz, macht bekannt, daß die Badesaison wie alljährlich den 15. Mai eröffnet und den 30. Sep tember geschlossen werden wird. — Fünfjährige Patente sind ertheilt worden dem Schlossermeister Hrn. Friedrich Wilhelm Müller in Dres den auf ein Closet, und dem Kaufmann Hrn. August Leon- hardi in Dresden auf ein flüssiges Tintenertract. — Der Gesangverein „Germania- wird am dritten Osterfeiertage im Saale des FelsenkellerS die „Gesellensahr- ten" von I. Otto zur Aufführung bringen. — Die am 14. und 15. bei dem k. Bezirksgericht zu Pirna abgehaltene Hauptverhandlung erstreckte sich auf eine größere Anzahl von Verbrechen, welche der vormalige Kaufmann Friede. Theodor Eduard Bouquet äo Vuil- kungon zu Liebstadt iU der letzten Hälfte des JahreS 1857 und der ersten des Jahre- 1858 verübt hatte. Die Per sönlichkeit, sowie der Bildungsgrad des Angeklagten ließen nicht auf die Antecrdencien schließen, wie sie leider Vor lagen, obwohl sein Benehmen in der Hauptverhandlung nicht den günstigen Eindruck machte, den er sich vermu» thet hckbkli rnochtr. Da sein früher«» Lebenslauf sowohl auf dir Untersuchung selbst, als auch auf Abmessung der Strafe von größerem Einfluß war, als gewöhnlich, so sei die klein« Abschweifung, die wir unS mit Erzählung des selben erlauben, entschuldigt. Vuillungeir stammt auS einer im Jahre 1794 aus Frankreich nach Sachsen gekommenen Familie, deren Haupt oder Glieder mehr oder weniger ItzeilS mit Zuchthausstrafe belegt worden, theilS durch Lei stung des Reinigung-eide- sich von solchen losgemacht alle aber die Aufmerksamkeit der Polizeibehörden s. A. auf sich gelenkt hatten. Der Baker fristete sich mit Unterricht-eben. Der Angeklagte selbst, 1804 in Zwertkau geboren, erlernte die Kaufmannschaft, etablirte sich zu Mügeln, verbüßte wegen Betrugs eine dreijährige, darauf wegen desgl. eine 1jährige und zuletzt eine halbjährige Zuchthausstrafe mit Anhang der BmchtSerstattung. Wegen Betrügereien dann im Gefängnisse zu Riesa inhaftirt, entsprang er daraus und wurde nach Verübung von 33 Beiiügereien in Borna ausgegriffrn und zu 3 Jahren ArbeitShau- verur- theilt. Nach Berbüßung derselben etablirte er sich 1845 in Liebstadt als Kaufmann, machte 1854 Bankerott und wurde im Jahre 1857 wieder wegen Betrugt mit acht Wochen Gesängniß bestraft. Die Vergehen nun, welche ihn neuerdings in Haft und Untersuchung brachten, zer fallen in zwei Lheile: solche, die er als Abonnentrnsamm« lrr und solche, die er beim Lertrieb von Lotterieloosen