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die Entwendung der Kleidungsstücke sofort zu. Anderen l Sinne- war er aber geworden, als die Sache zur gericht- j lichen Untersuchung kam und am 13. d. M. beim Leip- ziger Bezirksgericht öffentlich verhandelt wurde. Da wollte er jene Kammer nicht geöffnet haben und in dieselbe ge gangen sein, um die Kleider zu stehlen, vielmehr wollte er letztere nur daraus geholt haben, um sich damit auf dem Borsaale <in Nachtlager zu bereiten, und namentlich, wie er naiv genug behauptete, die Weste, um sie als Zudecke zu gebrauchen. Da indeß letztere bereits zu einem Packet zusammengewickelt, da der Borsaal so klein und eng war, daß Herrmann bei seiner Körpergröße sich daselbst kaum lagern konnte, da er, um dahin zu gelangen, eine offrneKammer hatte passiren müssen, wo, wie ihm von früher her bekannt, Häcksel und Stroh aufgehäuft war und wo er sich dem nach eine writ bequemere Lagerstätte hätte bereiten können, da er ferner selbst nicht abzuleugnen wagte, daß er wenig stens die Hosen, die er bereits angezogcn, habe stellen wollen, und. da endlich von ihm selbst zugestanden wurde, daß er die Kammer durch Herausreißen der Krampe mit dem Vorlegeschloß gewaltsam geöffnet habe, so durfte er sich nicht wundern, wenn man seine seltsame Ausflucht nicht gelten lassen wollte, vielmehr annahm, daß das ge waltsame Oeffnen der Kammer in der Absicht, daraus zu stehlen, erfolgt sei, und daß er auch die sämmtlichen Klei der nicht um sie zur Lagerstätte zu gebrauchen, sondern um sie sich widerrechtlich anzueignen daraus geholt habe. ES wurde daher auf den Antrag der K. Staatsanwalt schaft, vertreten durch Hrn. Staatsanwalt Gebert, Herr manns Verurtheilung wegen ausgezeichneten Diebstahls ausgesprochen und ihm unter Berücksichtigung des Rück falls eine Strafe von 4 Monaten und 2 Tagen Arbeits haus zuerkannt. — In Betreff der in diesen Blättern erwähnten monatlich voraus bestimmten Wetterberichte des hiesigen Meteorologen Hülse kann man sich am besten von der Wahrheit derselben überzeugen, wenn man die im Dresd ner Journal nachträglich bemerkten mit ihnen vergleicht. Nun ist aber zu bemerken, waS von so Vielen nicht ver standen, oder wenigstens unbeachtet gelaffen wird, daß diese Hülse'schen Berichte sich aufs Allgemeine, nicht aber auf einzelne Gegenden beziehen; daß, wenn in einem Berichte „Regen" oder „Schnee" angegeben, erster« die tiefer, letz terer die hochgelegenen Gegenden betrifft; daß ferner die daselbst angegebenen Windrichtungen, welche bisher noch Niemand vorher bestimmt und doch von Hrn. Hülse im Allgemeinen sehr genau angegeben werden, in engen Schluchten, Thälcrn, hohen Bergen und Wäldern, oder sehr nahe gelegenen Orten nicht treffen können. Dies be traf nur die allgemeinen Wetterberichte Hülses, etwas Anderes ist es mit den besonderen, sich nur auf einzelne Gegenden beziehenden, welche Hr. Hülse nach vorheriger Angabe des Ortes (unter Berechnung des Grades, unter welchem er liegt) auf Verlangen ausstellt. Möchte sich doch Hr. Hülse bcwogen fühlen, bald etwas über die Grenzen seiner Wissenschaft in diesen Blättern zu veröf fentlichen, da das Wttter voraus zu wissen, für Alle, welche mit der lieben Muttererde in nächster Berührung stehen, sowie für Restaurateure zur Veranstaltung von Lustbarkeiten im Freien, höchst wichtig ist, um sich mit Hrn. Hülse darüber in Vernehmen setzen zu können. — Wie man hört, soll das in Böhmen zur Aufstel lung kommende Armeecorps von 70—80,000 Mann seine Standquartiere nicht unmittelbar an den Grenzen erhal ten, sondern mehr im Innern des Landes concentrirt wer den. Dasselbe soll fast nur aus italienischen und ungari schen Regimentcrn gebildet werden, wie denn die jetzigen Garnisonen und Festungsbesatzungcn, z. B. Theresienstadt rc. in neuester Zeit durch nichtdeutsche Regimenter abgelö'st sind. Man hatte allgemein in Böhmen befürchtet, daß durch eine plötzliche Verproviantirung der Festungen die Gctreidepreise in die Höhe gehen würden; statt dessen ist jetzt das Gerentheil geschehen, da es sich herausstellt, daß die betreffenden Festungen schon lange nach und nach im Stillen anschafften und jetzt vollständig versehen sind. Han del und Wandel sind auch in den Grenzorten wie im In nern Böhmens infolge der zu lange dauernden Krise nur vegetirend, und besonders wird dies von Prag gemeldet, wo die Geschäftsstockung sehr sichtbar sein soll, was in dessen auch in localen Ursachen zu suchen ist, da das Ka pital z. B. gerade dort das kleine Gewerbe zu sehr drückt, die Preise der Wohnungen und Läden von Jahr zu Jahr unerschwinglicher werden und Einkommensteuer, Mieth- steuer und wie sie alle heißen, das Ihrige dazu thun. — Eine neue Art Wuchergeschäftchen wirv jetzt an der Grenze und im Innern mit den neuen Vereinsguldenstücken ge macht, die man, ihrer Bestimmung entgegen, durchaus nur zum Banknotencours (d. h. ca. für 19 Ngr.) annehmen will. Hoffentlich wird dieser ekelhaste Differenzenschwin del, den man eben in Oesterreich durch den Anschluß an das Vereinsmünzwcsen beseitigen will, von selbst aufhören. — Fräulein April! Wir glauben, der vierte Monat des Jahres hat allem verjährten Sprachgebrauch und al ler wissenschaftlichen Satzung zum Trotz ein gutes Anrecht auf eine weibliche Bezeichnung. Kann es in der That etwas Weiblicheres geben, als diese launenhafte Unbestän digkeit, dieses rasche Wechseln von Sonnenschein und Re gen, das uns an ein mädchenhaftes Lächeln durch Thrä- nen erinnert? Sind diese übergangsloscn Gegensätze deS Wetters nicht vollkommen frauenhaft? Gehen diese Hellen Sonnenblicke nicht rasch und spurlos vorüber wie Frauen gunst, und kehren sie nicht so unvermuthet wieder, wie neu auflebende Frauenneigung? Ist dieser Himmel, an welchem die goldenen Strahlen mit finsteren Regenwolken bald siegend, bald halbbch'egt einen wechselvollen Kampf kämpfen, nicht wie ein Frauenantlitz, dessen Stirn sich run zelt. dessen Lippen schmollen, aber aus dessen Augen den noch milde, versöhnende Strahlen leuchten? Ja, der April ist ein Weib und König Franz des Ersten, dieses berühm ten Frauenkenners, nur zu wahrer Spruch: „Konvent komme vsrie, dien lol est, qui üo" findet auch auf den April volle Anwendung. Freilich mußte der ritter liche König Franz seine erworbene gründliche Kenntniß der Frauen theuer genug bezahlen; aber auch der April, der, nebenbei gesagt, Heuer einen giämlichen, verbitterten, altjungfernartigen Charakter entfallet, läßt uns unsere Studien und Erfahrungen nicht immer leichten Kaufes machen, und wir dürfen fioh sein, wenn eS nicht mehr ist als eine leichte Verkühlung, ein harmloser Schnupfen, die wir seiner treulosen, verrälherischen Frauennatur ver danken. Nur wer sein Herz in kalte Gleichgiltigkeit und seinen Körper in einen warmen Winterpaletot hüllt, kann allen Frauen und somit auch dem verführerischen, aber perfiden Fräulein April Trotz bieten. Der April ist übri gens die Entpuppungszeit der Menschen. Sechs lange Mo nate führen wir ein Raupendafein, eingesponnen in dichte, schwere, dunkle Hüllen. Im Monate April durchbrechen wir die Wintercocons und treten als leichte, farbige, glän zende Schmetterlinge ans Licht des Tages hervor. Frei lich wird aus den Raupcnhüllen, aus denen wir schlüpfen, K. tvtouotyer UN ^lapan. Paigl», Me» viner. v. Mtrgo. v—1 uy». K. K«pMMch-Kal>tnet im Museum am Swinge». Freier «in Grünet Gew-He tm Kgl. Schlosse. Antritt gegen Karten zu 2 tritt Dienstag« und Freitag« von 10 bl« r Uhr. Lhlr. f. « Pers giltig. (vttecjor: v. Landrberg, g». Uettbahng. 17 Gammln»« der Gypt-Ubgnffe im Museum am Swinge».' Vorr«Lart-Gam»lD«- i» Äapanischeu Palais, -ege» Karte» » DuttkcnkaNret im Japan. Palai«, freie« Eintritt Mittwoch« «. s Verssueu, « t H«ez««r: v. §»»§*«. Snn»ab«!,d« «—1 » Biretto»' «rofrffo» Kett»-». Physikalisch-mathematlscherILalon und Modeltkammr im Zwinger. Akustische« Sabinet, Ostra-Allee v, geöffnet von 11—S Uhr.