Volltext Seite (XML)
Unterhaltung ««^Geschäftsverkehr. MM. Donnerstag den 14 April 18SS. Ersch?tagt. Morg. 7 U- — Inserate die Spaltzeile 5 Pf werden bis Ab. 7 (Sonnt, v. 11—2 U ) angenommen. — Abonn. Vierteljahr 20 Ngr. bei unentgeldl. Lieferung in's Haus. Durch die Post. Viertels. 20 Ngr. Einz. Nummern 1 Ngr. Expedition: Johannes - Allee 6 u. Waisenhausstr. 6 pt. Bekanntmachung. Die Militär-Verwaltung bedarf eine Anzahl Reit- und Zug-Pferde für das Artillerie-Corps. Die Verkäufer werden aufgefordert, ihre Pferde den 18. IS. und 2«. April dies Jrs. sowie den 28 und solgende Tage in den Vormittagsstunden von 8 bis 12 Uhr in der Neustädler Meiler-Kaserne der mit dem Einkauf beauftrag ten Commission vorzustcllen. Jedes zu erkaufende Pferd muß zwischen 5 und 9 Jahr alt. mindestens Ll Viertel 2 Zoll hoch, Stute oder Wallach, fehlerfrei und gesund sein. Kommen in den nächsten 4 Wochen Hauptfehler zum Vorschein, so ist der Verkäufer verbunden, die Pferde gegen Rückgabe des Kauf- gelves wieder zu nehmen. Dresden, den 12. April 18L9. Kriegs-Ministerium, v. Rabenhorst. Local- und Provmzial-Nachrichten. Dresden, den 14. April. — Se. M. der König hat genehmigt, daß der Ge- richtSamtmann Ludwig - Wolf zu Werdau das ihm von Sr. K. H. dem Großherzog von Sachsen-Weimar ver liehene Ritterkreuz 2. Abth. des Falkenordens annehme und trage. — Bei der Abreise des Prinzen Wasa, K. H., gab demselben Se. K. H. der Kronprinz das Geleite bis auf den Bahnhof, woselbst Höchstdieselben eine längere Unter redung, sich vom Publikum absondernd, hielten. — Der »AugSb. Allg. Ztg.' schreibt man aus Dres den: In Bezug auf die von Ihnen bereits erwähnt« be vorstehende Reise des Ministers v. Beust kann ich Ihnen heute weiter mittheilen, daß er sich nicht in der Beglei tung des Prinzen Georg nach Lissabon begiebt, sondern demselben vorausgeht, um noch vor dessen Ankunft in der portugiesischen Hauptstadt für ihn die ofsicielle Anwerbung um die Hand der Prinzessin Dona Maria Anna zu voll ziehen. Hr. v. Beust hat sich nach Berlin begeben, um dem Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen, dem Later der Königin von Portugal, seine Aufwartung zu machen, und dürfte seine Reise Ende nächster Woche hier antrrten. Derselbe begiebt sich zunächst über München, woselbst sich jetzt (infolge des vor einigen Lagen erfolgten Todes ihrer Mutter) seine Gemahlin befindet, nach Pari- und gedenkt sich in Nantes nach Lissabon einzuschiffen. Seine Rück kehr von dort dürfte unmittelbar nach der Vermählung des Prinzen, die Anfangs Mai stattsindrt, erfolgen. — Oeffentliche Gerichtsverhandlungen: Als „einen Menschen, der das Erzgebirge fortwährend in Verwirrung und Unruhe bringt und, wenn in dortiger Gegend rin Diebstahl passirt, eS allkmal gewesen sein muß, im Fall er nicht gerade sitzt/ bezeichnet« Herr Staats anwalt Metzler den am vorigen Dienstage auf der An klagebank befindlichen Jnculpaten, den Armenhauöinsaffen Karl Gottfried Ehrenreich (!) Sieber aus Allenberg. Aut seiner Vergangenheit erwähnen wir, daß er 1826 geboren, von seinem 10. bis 20. Lebensjahre in der CvrrectionS- anstalt zu Bräunsdorf detinirt war, doch, wie sich später herausstellte, ganz ungebessert von dort wiederkehrte; denn sein nachfolgendes Leben füllte er mit einer so fortlaufen den Reihe von Diebstählen aus, daß er fast gar nicht aus der Untersuchungshaft und den Strafhäusern heraus kam. Schon im Jahre 1857 erblickten wir diesen unver besserlichen Spitzbuben auf der . hiesigen Anklagebank; er wurde damals,zu 1 Jahr Zuchthaus verurtheilt. Am vorigen 24. Dec. nach verbüßter Strafzeit von dort wieder entlassen, erbittet er sich am 2. Jan. von der Polizeibe hörde seines OrteS die Erlaubniß, nach Dippoldiswalde gehen und einige ihm gehörige, bei dem dortigen Gericht verbliebene Habseligkeiten holen zu dürfen. Da ihm für diesen Weg als einem unter polizeilicher Aussicht stehen den Menschen die Marschroute vorgeschrieben war, so kam er am Abend desselben Lages nach Obercarsdorf, um da selbst zu übernachten. Als er am anderen Morgen auf steht, verfügt er sich in das obere Stockwerk des Gastho fes, um nach gewohntem Handwerksgebrauch der Strauch diebe zu erlügen, ob etwas zu machen sei. Und siehe da, eine Kammerthür steht offen und er findet sie zwar leer von Menschen, aber nicht leer von allerlei Kleidungsstücken. Geschwind schiebt er eine große Menge derselben — die Laxe betrug wohl über 20 Lhlr. — in seinen überhän genden Schnappsack. Jndeß war der Verdacht sofort auf ihn gefallen und man fand auch richtig bei erfolgter AuS- suchung verschiedene der gestohlenen Gegenstände bei ihm vor. Aber Ehrenreich war'ö diesmal „weiß Gott" nicht gewesen, sondern er hatte die Sachen unterwegs von dem berühmten .Unbekannten' gekauft, der so viel in ganz Europa zusammenstehlrn soll. Wo er das Geld dazu her genommen habe, konnte nun freilich Niemand begreifen; doch was kümmerte Siebern das, er schaffte zu verfchie-