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die Krage sein: „Beliebt -es, die Pvlonais« mit mir -ü latschen?- Die Tanzkunst beruht auf so festen Regeln, wie eine jede andere Kunst, diese Regeln bei Seite setzen, heißt ihnen Hohn sprechen, und es wäre daher wohl hohe Seit, daß die Herren Tanzlehrer, als Hüter derselben, beim Ertheilen des Unterrichts ihren Zöglingen beiderlei Ge schlechts fest einprägten, daß es unschicklich sei, sie auf Bällen außer Acht zu lassen, nicht minder ist es Pflicht der Herren Festordner, darauf zu sehen, daß dieser Anfor derung Genüge geschehe. Das Orchester fordert nun zu .einem Walzer, zu einer Lyrolienne oder Warsovienne auf; die Tanzlustigen reihen sich in geordneter Folge aneinander, aber kaum hat der Tanz begonnen, so ist das Quodlibet fertig. So wie ein Rundtanz begonnen, ist alle Ordnung dahin, dahin durch ein Linksherumtanzen; ein buntes Chaos wogt durch den Saal, Rippenstöße erfolgen von allen Seiten, denn diese Unsitte, welche „gesunde Jungens von Spree-Athen" in den öffentlichen Localen der Meßstädte zur Geltung gebracht, hat Beifall gefunden bei der nach ahmungssüchtigen Jugend auch anderer Städte, hat sich eingefressen gleich einem Krebsschaden namentlich auf den sogenannten öffentlichen Gesellschaftsbällen, und Diesen zu heilen sind die Damen nur dadurch im Stande, daß sie sofort den Arm des LänzerS verlassen, der ihnen zumuthet, mit ihm dieser Unsitte, diesem Hohnsprechen leglichen An standes und der Tanzregeln zu fröhnen. — Neu- und Antonstädter Speise-Anstalt: Heute, Donnerstag, Bohnen mit Wurst. (Mit dem heuti gen Lage wird die Speiseanstalt geschloffen.) Tagesgeschichte. Aus der Provinz Sachsen, 24. März. Der vorgestrige Geburtstag des Prinz-Regenten ist, wenn auch mit Rücksicht auf den Krankheitszustand deS Königs in geräuschloser Stille, doch mit den freudigsten Gefühlen ge feiert worden. Mit diesem Tage war uns auch die Hoff nung auf eine allgemeine Amnestie für die wegen politi scher Vergehen Verurtheilten aus den Jahren 1848 und 49 näher getreten. Leider ist auf eine Lösung dieser Frage, wie schon so oft, auch diesmal vergebens gehofft worden, und es scheint, als ob diese brennende Wunde dem preu ßischen Vaterlande offen erhalten werden sollte. Es ist in der Lhat ausfällig, daß das konstitutionelle Preußen seinen verirrten Söhnen die Verzeihung verweigert, welche die absoluten Staaten Oesterreich, Rußland und Neapel den politischen Verbrechern gewährt haben. Aus Solingen, 24. März, schreibt man der „Elber- felder Zeitung": Eine seit vielen Jahren schwer heimgesuchte Familie wurde heute durch die Gnade des Prinz-Regenten hoch beglückt: es kehrte nämlich das Haupt der Familie, Friedrich Braacke, der wegen Be:Heiligung an dem Auf stande zu Solmgen und Umgegend im Mai 1849 im Sommer des folgenden Jahres vom Assisenhofe zu Elber feld nach dem früheren Napoleonischen Straf-Gesetzbuche. zum Tode verurtheilt war, welche Strafe jedoch von dem Könige in lebenslängliche Zuchthausstrafe umgewandelt worden, aus der Strafanstalt zu Werden als begnadigt nach Hause zurück. Aus dem Odenwald, 25. März In Beerfelden sah sich das Gericht wegen höchst merkwürdiger Gerüchte veranlaßt, vier Personen gefänglich einzuziehen. In dem nahen Eberbach — so erzählte daS Gemcht — sollte vor wenigen Jahren ein Schatz gehoben, nach Andern die bayerische Lotterie gesprengt werden, wozu der Kopf eine-, von zwei gleichzeitig verstorbenen Ehegatten dienen sollte. Tiner der Kostgenommenett soll die Lieferung de» Lodtck- kopfeS gegen Belohnung versprochen und ein Anderer, der malen Lodtengräber, denselben wirklich herbeigeschafft haben. Es fanden demzufolge schon zweimal Leichenausgrabungen auf dem Beerfelder Friedhofe statt, ohne daß eine ver stümmelte Leiche gefunden wurde. Doch sind die gericht lichen Maßregeln, wie man sagt, eine Folge der Einge ständnisse eines Betheiligten, ein Zeichen, daß die Sache begründet sein mag. Vom Main, 27. März. „Es ist unmöglich, also wahr", pflegte man 1848 in Frankreich zu sagen. Trau rig wäre es, wenn das Wort jetzt auf Oesterreich An wendung fände, wenn in einer Zeit, wo sich freisinnige deutsche Männer und Ständekammern hingebend um Oe sterreich schaaren, dort dem Geiste der Zeit Hohn gespro chen würde. Was wäre es anders als Hohn, wenn in einem Staate, wo die Klöster wieder so viele fleißige Hände der Arbeit entziehen, rechtgläubigen Christen befoh len würde, lieber Müssiggänger zu werden, als sich im Dienste jüdischer Familien ehrlich und ohne Belästigung des Armenwesens zu ernähren? Freilich, es wäre eine neue Lockung nach den Klöstern hin, aber wahrlich, die Achtung für Oesterreich, die Lheilnahme der Ketzer und Ungläubigen an seinen Kriegen und Gtaatsanlehen wür den solche Maßnahmen nicht vermehren. Und doch — wenn man in drei geachteten Wiener Blättern („Wande rer", „Oesterr. Z" und „Ostd. Post") die ernste Warnung liest, „Oesterreich nicht durch solche Mißgriffe um den Rest von Sympathien zu bringen, die es jüngster Zeit mühsam erobert", so kann man kaum zweifeln, daß die genannte Maßregel dort, wenn auch noch nicht beschlossen, doch be- rathen wird. Alle aufrichtigen Freunde Oesterreichs und der guten Sache, für die es vielleicht bald in die Schran ken zu treten hat, müssen darum wünschen, bald von dort auf authentische Weise die Ueberzeugung zu erhalten, daß Oesterreich nicht nur das Recht der Verträge, sondern auch das Recht der Menschen und der Religionsparteien zu schützen weiß. Konstantinopel, 16. März. Die ältere Tochter des Sultans, Fatma Sultan, 18jährige Wittwe des im vorigen Sommer im Bospor ertrunkenen Ali Ghalrb Pa scha, ist dem kaiserlichen Kammerhcrm Nury Bey verlobt worden. Der Sultan hat zugleich letzieren durch einen kais. Hat zum Pascha und zum Musckir erklärt. Vor gestern fand die übliche religiöse Ceremonie der Hcirath im kaiserlichen Palaste von Beschik Lasch statt. Diesmal werden zur Hochzeit nicht so viele Gelder verschleudert, als voriges Jahr. C o n e e r t. Der vorgestern Abend fast überfüllte Saal des Hotel de Eaxe hatte wiederum ein ausgewähltes Concert-Audito- rium versammelt, welches mitgroßir Spannung dem vorläufig letzten Auftreten des Herrn Capellmrister Dreyschock entgegen sah Wir haben in unserm ersten Berichte schon in so aus führlicher Weise über die Vorzüglichkeit und Großartig keit der Dreyschock'schen Leistungen berichtet, baß wir nur bestätigen und steigernd wiederholen können, was bereits gesagt wurde. Reicher Beifall lohnte jede Piece und athemlos lauschte man dem genialen von der Königlichen Kapelle vorzüglich unterstützten Bortrag deS kcs-äur-Con- certs von Beethoven. Die Solopircen und der kllaroks triomplmlo, Compositionen deS ConcertgeberS, gaben der Berühmtheit des Componisten neue Nahrung, wenngleich anzu- nehmen ist, daß nur die Hände, oder die Hand eines DreyschoL a 1« «r«««!«». 16 u., Nb. 6I/i, u. — Lnt« «rg«. o., Nachm. tl/» u., Ad. l. Nach Leipzig re. und von dort hierher: Abs. Personenzüger HU. Mrgs. «r/i u., 61/i! U-, (Köln) Vorm. 10 u.. Mittag« ir u., lll. Rach Lharandt und von dort hierher: Abs. Mrg«. 7V,u., Rachm. 2-Vi U. (Pari«) Add«. Sr/« U. (Kölns. — »nt. Mrg«. X Rachm. - «. 6 U., Add«. «V-- U. - «»k. «rg«. 7»/« »V->Mitt. 12 (Wien), Rachm. 4 U., Add«. SV», 16 u. irr/, U. »orm. »V, U., Rachm. Syd U„ «dd«. « «. N. Rach Chemnitz -.».dort hierh.r »bf. «rg«. «V»U., Vor«. IV. Rach Berlin ». von dort hitrherr.Ubs. Frilh 4,/e u. 7^iU