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Vom hohen Westerwald, 7. Jan., wird der »Wit- telrh. Zig." geschrieben: »Schon seit Jahren ist «an «ttzlg h,. wüht, dem gesunden Sinne der WesterwLlder jene krankhafte, schwärmerische Ansicht über Religion aufzudränge», die «an so oft, aber ungerechtfertigter We se „Pletj-znuS" zu nennen pflegt; hier zu Land» heißt man solche Secttreje „Feine »der Mucker." Al» «Inen der ältesten und eifrigsten und überschwänglichsten Apo stel des modernen MuckerthumS haben wir einen Mann auS dem Siegen'schen zu bezeichnen, Dieser W.. ßg.... r ist seine« Zei chen- ein Schuster. Auch in der Gemeinde Liebenscheid fand er sich zuweilen ein und wußte unter Mitwirkung seine- ersten Gläu bigen I. E. M. einige schwache Seelen zu bethören. Die übri gen Einwohner unsere- Dorfe- sahen diesem Gebühren mitleidig zu, herzlich wünschend, daß cS Salv sein Ende stnden möge. Aber die guten Leute ahneten nicht, zu welchem traurigen, beklagen-- werthen Ende eS komme. Unter den vier Familien, die zu den „Feinen" zählen, war nämlich auch der fleißige und redliche K. mit seinem Weibe. An den jüngst verlebten Feiertagen hatte dieses Ehepaar manchen derartigen nächtlichen Versammlungen beigewohnt und waren dermalen in Ertase gerathen, daß sie acht Tage, Tag und Nacht, ohne Unterbrechung betend und grübelnd, sich diesen schwärmerischen Ideen Hingaben. Heute Morgen geht uns die höchst traurige Kunde zu, daß Beide in Irrsinn verfallen find. ES ist ein Jammer, diese Opfer zu sehen und zu hören. Der herzogliche Mcdieinalrath zu Marienberg hat sie in Behand lung genommen. Die BeklagenSwerthen lebten in schönen Fa- milienvcrhältniffen, sie haben zwei brave Kinder. Daß doch end lich diesem Unwesen energisch Schranken gesetzt werden möchten! Während wir Vorstehende- niederschrciben, geht unS auS zuver lässiger Quelle ebenfalls die Nachricht zu, daß der 18jährige Sohn diese- Ehepaare- sich in gleicher GemüthS- und GeisteS- beschaffenheit befinde." Wien, 10. Jan. Wir erlebten dieser Tage da-impo sante militärische Schauspi l, daß innerhalb dreimalvierundzwan- zig Stunden 26,000 Mann Truppen von hier und auS der Um gebung in 70 Meilen entfernte Stationen verlegt, und 36 bi- 40 Meilen Entfernung durch eben so viele Truppentheile (mei sten» Italiener) ergänzt wurden. CS ist die- ein glänzende- Zeugniß für die Schlagsertigkeit unsrer Armee. — Die Paniqns, welche auf der Pariser Börse herrscht, steht heute auf einem Höhe punkt, als wüihete der Krieg schon im'Herzm von Europa. Nur noch wenige Franc-, und der Cour- der Rente hat jenen Stand erreicht, der die schlimmsten Zeiten de- orientalischen Kriege- cha- rakterisirte. Die Ursache dieser maßlosen Beängstigung der Pa riser Financiers wird theil- der Nachricht von der Verstärkung er östereichischen Truppen in Italien, theil» einem fulminanten Leitartikel der »Timet" zugeschrieben, der ganz geeignet sei, die guten Verhältnisse zwischen Frankreich und England zu zerstören und dessen gegen die Person de- Kaiser- Napoleon gerichteten Angriffe sehr maßlo- sind. Wjen, 14. Jan. Abends. (Tel. Dep. d. Dr. I.) Au« Padua vom 12. Januar ist die Nachricht hier eingetroffen, daß bei der Beerdigung des Professor-Zambra ein Studentencrawall stattgefunden hat. Derselbe wurde jedoch sogleich unterdrückt; die Vorlesungen sind fistirt. Die Bevölkerung hat sich bei alle dem ruhig verhalte»?. Turin, 8. Jan. Vorgestern wurde auf der Straße ein Sicherheitswächter mit Dolchstichen ermordet. — Die Stener- cafse zu Biella wurde um 20,000 Frc. bestohlen. Der Thäter ist noch unbekannt. Belgrad, 10. Jan. Abermals ist ein Sohn Redschid Pascha'- durch einen Unglücksfall um'-Leben gekommen. ES ist dies Mazatscha, der commandirende General in Rustschuk. Derselbe befand sich auf einer Spazierfahrt, als die Pferde plötz lich scheu wurde» und mit ihm durchgingen. Er suchte sich durch eine» Sprung auS dem Wagen der Gefahr zu entziehen, gerieth aber unglücklicher Weise unter «ine» eben vorbeikommen- den Lastwagen und fand so einen kläglichen Tod. Er war der jüngere Bruder de- vor Kurzem im Bo-poru» verunglückten All Ghalib Pascha',. Belgrad, 14. Januar. Der türkische Commiffar Kabuli Efendi hat der Skupschtina die Mittheilung gemacht, daß die Pforte die Uebernahme der serbischen Fürstenwürde durch den Fürsten Milosch genehmige. Diese Nachricht wurde mit lauten Freudenbezeugungen ausgenommen. Pari-, 12. Jan. Die Diplomatie sieht heute eiwaS ge trosteren MuthcS der nächsten Zukunft entgegen und -war an- zwei Gründen: Ersten- sollen die Marschälle die Erklärung ab gegeben haben, die französische Armee sei augenblicklich nicht in einem Zustande, um einen europäischen Krieg unt Vorteil zu unternehmen, und andrerseits beginnt man, eine sofortige Cam pagne eben deshalb für unmöglich zu halten, weil alle Welt dar auf gefaßt ist und folgerichtig sich dazu vorbereitet. —DerBaar- bestand der hiesigen Bank hat sich um 28.jMill., da» Portefeuille u>n 43 Mill. vermehrt. — Ein Artikel de- Hrn. Renee im .Constiiutionnel" sagt In Bezug auf die Mißheüigkeiten mit Oesterreich, daß ein Krieg nur dann möglich sei, wenn die Ver träge verletzt oder bedroht würden. Königliches Hoftyeater. Man kommt spät, aber man kommt doch! Nachdem bei nahe 14 Tage über das ain NeujahrStage durch die JndiSpofir tion dir Frau Bayer-Bürck nach dem 3. Acte unterbrochene fünfactige Drama „Mohammed und Irene" von Alexander Schnetger hingegangen, und nachdem daSPublikum die unbefrie digte Neugierde auf den AuSgang deS StpckeS fast verschmerzt, lichtete dasselbe endlich vorgestern Abend wieder die Anker und lief bei gutem Winde, ohne andern Sturm als den für den Ver fasser und einen Theil der Mitwirkenden sehr schmeichelhaften Sturm des Beifall-, in den sicheren Hafen de- RepertoirS ein. Die Basis de- Stücke- ist historisch und ist in der That nicht zu verkennen, daß der Verfasser da- ihm zu Gebote gestandene Ma terial auf ökonomische und geschickte Weise zu verwenden und mit der Idee der ihm vorschwebenden Aufgabe unter Ueberwindung vieler Schwierigkeiten in Einklang zu bringen gewußt und so rin Werk geliefert hat, dessen Acquifition für jede größere Bühne eine treffliche zu nennen ist. Die Hauptperson de- Stücke- ist Sul tan Mohammed II., dieser geivaltige Beherrscher de- oömanischen Reichs, der Schrecken der Christenheit damaliger Zeit, welchen die Geschichte mit so grellem Cslorit zeichnet, daß uns seine vom Dichter ihm beigcmeffene Thätigkeit in diesem Drama, welche» während de- verheerenden TürkenkricgS vor und nach der Erober ung von Eonstantinopel spielt, stellenweise als eine zu unnatür liche erscheint. Die vornehmste Action ist die in dem jugend lichen Tyrannen erwachte Liebe zu der in seiner Gefangenschaft befindlichen Prinzeß Iren», welche sich in christlichem GlaubenS- feuer zum Nutzen und Frommen ihrer Glaubensgenossen auf opfert und schließlich den Tod durch Mohammed'S eigne Hand einpfängt, weil er fie nicht seinen empörten Sclaven preiSgeben will. Die Haüplrollen Mohammed II. und Irene befanden stch in den Händen LcS Herrn Dawison und der Frau Bayer-Bürck. Von Mohammed II., diesem primitiven Feind der Christenheit, den wir nicht Barbar nennen können, weil er doch manche Eigen schaft besitzt, die dein Barbaren nicht angehört, wie s.in Sinn für Kunst und Wissenschaft, sein Gefühl für alles Schöne und Er habene, gab uns Herr Dawison ein charakteristische» Bild: er ließ in seinem vortrefflichen Spiel die entgegengesetzten Leiden schaften, dle diesen seltsamen Charakter beseelen, lebhaft crkennen und zeigte durch seine sdnore vorzügliche Deelamation, wie sehr er seine Rolle durchdacht und in stch ausgenommen. Frau « K. »tdltvthek tm Japan. Palat», stete, «tntr. v. Mrg». v—1 Uhr. KupserMch'Kadtner tm Museum am Swing«. Freier «tn- Grünes «ewölbe im Kal. Schlosse. Zutritt gegen Karten zu S tritt Dienstag« und Freitag« von 10 bl« r Uhr. Lhlr. f. « Pers» giltig. (Direktor: v. Land-berg, gr. Reitbahng. 17. Sammlung der GypS-Lbgnffe im Museum am Swing«. Gorzellan-Sammlnng i» Japanischen Palat«. »egen Karle« für Z «nttktnkavtnet t» Japan. Palais, stet« Eintritt Mittwoche «. , Personen, , r Lhlr. Direetorr v. Geäste. Eonnabend« ». 9—1 N Direct»«: Profeffsr Hettae». Phtzsikaltsch-mathematlschrrSskon'! M»dr»k «immer l. Swing«. Mystisch«» «Mrret. Ostsaallrr 9, geSffntt »oa 11 —- «hr.