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die Richter vön der Wahrheit ihres Phantasiegemäldes überzeugen zu können, hatte sie nun freilich getäuscht; denn das Erkenntniß lautete auf L Jahr Zuchthaus. — Vorgestern in den Vormittagsstunden fand im Saale von Braun's Hotel das Prüfungs-Eoncert deS Hrn. Concertmeister Mannsfeldt vor den dazu berufenen Sach« verständigen, Hrn. Hofkapellmflr. Reissiger, Hrn. Hofor ganist Schneider, Hrn. Eoncertmstr. Schubert und meh reren hiesigen Musik-Celebritäten, sowie vor einem Kreise distinguirter städtischer und Staatsbeamten statt. Das Pro gramm enthielt 2 Ouvertüren (Zauberflöte, Wasserträger), 2 Andante'S (auS dem Violin-Concert von Mendelssohn und auS Beethovens Sinfonie v-äur) und eine Walzercom- position von Mannsfeldt. Die Leistungen des jugendli chen Dirigenten, welchem ein so vortreffliches Orchester zur Seite steht, berechtigen zu den besten Hoffnungen. — Hr. v. John Lloyd Wollen, dessen vorjährige Vorlesungen so allgemeinen Beifall fanden, wird nächste Mittwoch Nachm. 3 Uhr einen Cursus .über englische Li teratur" eröffnen und wird von genanntem Tage an bis auf Weiteres jede Mittwoch und jeden Sonnabend zu der selben Stunde in seiner Wohnung Vorträge über genann ten Gegenstand halten. — Von Herrn Banquier Wilhelm Schie sind der Armenversorgungsbehörde 10 Thlr. zu Brennmaterial für Bedürftige, ingleichen von lU. 8lr. 10 Thlr. für Arme zu- gcgangen. — Eine der ältesten Personen unsers Vaterlandes, die älteste aber in Markersbach bei Berggießhübel, die Wittwe Hauswald, feiert den 23. d. M. ihren Geburts tag und erreicht damit ein Alter von 90 Jahren. Sie hat keinen Verwandten, der ihr eine Unterstützung gäbe Man denke, sie pflegte in diesem Alter bisher immer noch in dem nahen Walde sich einigen Holzbedars zu erholen! Und die Winter sind dort meist lang und hart. Sollten nun edle Menschen sich hierdurch bewogen fühlen, der Armen zu ihrem 90. Geburtstag eine Freude zu machen und diese Bitte in ihr Ausgabebuch einschreiben zu wollen, so würde Gott ihre Namen in sein Buch einschreiben nach den Wor ten des Heilandes: Luc. 10, 20. Matth. 25, 40. .freuet euch, daß eure Namen im Himmel geschrieben sind!" und »Alles, was ihr gethan habt" rc. Herr Diak. Böttger, ehemaliger Pfarrer zu Markersbach und Beichtvater der ihm »och wohlbekannten redlichen armen Wittwe Haus wald, ist bereit, milde Gaben in Empfang zu nehmen. — Am 11. d. früh in der siebenten Stunde ist der Bergarbeiter Möckel aus Marienthal auf dem Steinkoh- Icnwerke .Himmelsfürst" in Neudörfel während des Aus ladens von Kohlen im Schachte durch eine unerwartet heceinstürzende Wand erschlagen worden. Eine Schuld an seiner Verunglückung kann dem Vernehmen nach Nie mandem beigemesscn werdey. — Die Gesammtsumme der durch das Mulvenhochwasser angerichlelen Schäden ist 69,187 Thlr. 15 Ngr. 9 Pf.; davon kommen 15,045 Thlr. 28 Ngr. 9 P, auf die Gebäude. 9052 Thlr. 20 Ngr. auf die Felder, Wiesen und Gärten, 20,998 Thlr. 5 Ngr. auf die Straßen, Brücken und Wege, 20,647 Thlr. 29 Ngr. auf die Mobilien und 1083 Thlr. 3 Ngr. auf die Geschäftöstorungen. Der höchstbeschädigte Privaie hat einen Schaden von 4230 Thlr., die Eommun einen solchen von 12,606 Thlr. 15 Ngr. erlitten. — Am 9. Novbr. wurde der Graf v. Ronow auf Augusiusberg bei Nossen beim Einspüren des Wildes da durch auf bas in seinem Walde erbaute Vogelhäuschen aufmerksam, daß Rauch aus demselben ausstieg und Fuß- tapfen in dem frisch gefallenen Schnee dahin führten Im Begriffe, die Ursache dieser Wahrnehmungen zu erforschen, ging er darauf los und konnte nur noch bemerken, wie ein Kerl aus dem so^st unbewohnten Hause entfloh, den Weder der Graf no.^ > c Leute näher zu erkennen Ver mochten; doch fanden sie beim Nähertretrn den dort be findlichen Ofen geheizt, in dem sich der unbefugte Einmie« ther eben einen Topf Milch gekocht hatte. Außerdem wa ren eine silberne Taschenuhr, ein Communionbuch, sechs Stückchen Butter, anderthalber Haas«, etwas Brod, ein Kalender und andere Ruder« einer fliegenden Wirthschaft vorhanden. Man vermuthet wohl nicht . ohne Grund, daß der neuerdings erst aus dem Zuchthause zu Waldheim entsprungene Sträfling Schneider aus Wetter« witz von dem Häuschen Besitz genommen gehabt hat, daß er jedenfalls nur verließ, um einer ungelegenen Frage nach der ungelösten Logiskarte auszuweichen. — Auctionen: Vom 22. Nov. bis mit 11. Der. 1858 jeden Tag mit Ausnahme der Sonntage von Vorm. 9 bis Mittags gegen 1 Uhr in dem ehemaligen Galerie- gebäudt am Neumarkte: Meißner Porzellan verschiede ner Art. » — Thermometerstand auf der Dresdner Elb brücke in veiflossener Nacht 12 Uhr: 1 Grad unter 0. Ein zweites Wort, die in Anregung gebrachte Begründung eine« „zoologischen Gartens" betr. (Eingesandt.) Der so zeitgemäße Artikel deS Herrn Adv. Matthäi in Nr. 308 d. Bit., die Begründung eines zoologischen Garten- betreffend, verdient gewiß nicht nur dir volle Beachtung aller Der jenigen, weichen daran gelegen ist, unser Dresden, welche» in den letzten Jahre» seine frühere Anziehungskraft, wenigsten- in Betreff einer längeren AulenthaitSnahme von Fremden, leider mehr oder minder verloren zu haben scheint, mit einer neuen da- all gemeine Interesse fesselnden Zierde auSgestattet zu sehen, sondern hat gewiß auch vorzugsweise bei Allen Denjenigen den vollsten Anklang gefunden, welche die Reize und Annehmlichkeiten, welche ein wohl eingerichteter zoologischer Gartrn, wie z. B. der jaräill <lo planlos in Paris darbictet, auS eigener Anschauung und Er fahrung kennen. Obwohl letzterer zt-mlich weit von der Stadt, — verhäitnißmäßig mindestens soweit wie ReisewitzmS Garten vom Centrum DreSvenS — gelegen, so findet man seine weitläu figen Anlagen doch zu jeder Tageszeit von Besuchern aller Art frequenlirt, welche in der Betrachtung und Beobachtung der bald eben so gewaltige» als schöne», Kalo eben so zierlichen »IS gemüth- lichen und humoristischen Thiergestalten, Thierfamilien und Thier- gruppen auS den entferntesten Zonen unsere- Erdbälle- Freude, Unterhaltung und Belehrung suchen und finde». Welch «in Un terschied ist eS aber auch fremde resp. wilde Thirre in dem engen Käfig einer hcrumziehenden Men'agerie, der denselben kaum ge stattet, sich um sich selbst herumzudrehen oder in den geräumigen Behältern, Drahthäuscrn, Umzäunungen und BasstnS «ine- zoo logischen Gartens zu sehen und zu beobachten. Während man dorr entweder nur stumpfe Unrcgsamkcit oder fortwährende Angst uud Unruhe der durch die halbstündigen Erklärungen, Lam- penbeleuchiung und Lärm grquälten und aufgescheuchten, oft bekümmerten und bei Darreichung der nothvürftigen Nahrung — lediglich zur rohen Ergötzung de- ungebilde teren auS bloßer Neugier erschienenen in der Regel zahlreicheren Thcilcö der Beschauer — bis zur äußersten Wuth künstlich auf- gestachelten Thicre erblickt, ficht man dieselben ht-r ln einer ge wissen, wen» auch natürlich beschränkten, so doch ihren natürli che» Bewegungen und Gewohnheiten, sowie ihrer naturgemäßen körperlichen Entwickelung Raum gebenden Freiheit mit Ruh» und Behaglichkeit ihr Fuiter verzehren, unter sich und mit ihren Jungen spiele», ja mit ihren Besuchern, dm Menschen und deren Kinder», in einer oft eben so interessanten, als wahrhaft ergötz' liche» Weise verkehren. Verfasser dieses kann versichern, daß die häufigen Besuche, die er i» demjarclin cles planlos in Paris abstatteie, mit zu den genußreichsten Stunten semeö ganzen ziemlich langen dortigen Aufenthaltes gehörten, sowie er andererseits der Ueberzeugung ist, daß sich bei der jährlich wachsenden Einwohnerzahl Dresden.