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Lttsie-Mchlchts Wien, 22. August. Ein in vergleicht,, Dingen in,me» in- spiclrteS Blatt brachte vor Kurzem am Schluß einer Reibe von Aufsätzen, Welche die Finanzlage dcS Kaiserstaats einer übrigen« mehr breiten al» tiefen Erörterung unterzogen, eine freilich nur beiläufige, aber darum nicht weniger eindringliche Vevorwortung voller Gewerbes, eiheit und gänzlicher Juden-Vmancipatio» we nigstens auf bürgerlich»»«, auf materiellem G biet. — Von groß artigen politischen Maßregeln, die fich an die Geburt eines Kron prinzen knüpfe,, würden, hört man nichts Näheres; ganz ohne jegliche Amnestie dürfte eS jedoch schwerlich abgeben, und daS Beste werden durch die Sorgfalt de« Erzherzogs Mar jedenfalls die Italiener davon tragen. — Die Beleuchtung der Residenz fand am gestrigen Abend statt und zeigte Wien wie mit einem Zauberschlage strahlend in einem Meere von Licht und Glanz. Schon frühe hatten fich die Straßen gefüllt, endlos und immer dichter wogten die frohen Massen in denselben auf und ab. Und bei aller Großartigkeit, bei dem überflrömendcn Glanze dieser Lichtmaffen, welch eine ergreifende Herzlichkeit, welch eine innige Theilnahme, welch eine rührende Hingabe an die Freude deü ge« lieblen Kaiserhauses sprach auS dieser allgemeinen Hulviqung I diese tausend und abertausend Flammen waren die Feuerzeichen einer Liebe, einer Begeisterung, einer Treue! Wie wir hören, wurocn im Augenblicke der Durchfahrt deS Kaisers durch die Fa- voriieustraße auf der Wieden nach der innern Stadt einige Hau- ser, darunter das Theresianum, mit bengalischen Flammen be leuchtet. Eine dichte Volksmenge wogte in der Favoritenstraße, der Ankunft und Rückkehr Allcrhöchstvcffelben harrend. Der Südbahnhof trat unter den Jllumiuationsobjccte» besonders glän zend hervor, er schwamm in einem Meer von Licht. Vom Bodensec, 22 Aug. Ringsum Bregenz auf den Höhen deS Pfänders, des Bregenzerwaldes, der hohen Kugel bis tiek in die Ebenen deS vorarlbergischen RbeinthalS herab strahl- ten und glänzten diesen Abend die Freudenfeuer, welche unter dem herzlichsten Jubel der Bevölkerung daS frohe Ereigniß, die Geburt des kaiserliche» Prinzen, weithin über die Fläche deS Vo- deuseeS den Nachbarstaaten verkündeten. Fast bis Mitternacht flogen über dem hellerlcuchtcten Bregenz die Raketen empor und ertönten überall freudige Böllerschüsse. Basel, 22. Aug. In der Nacht vom 21. auf den 22. August starb der größte Wohithäter unserer Vaterstadt, Christoph Merian, etwa 60 Jahre alt. Gr hat besonders in den letzten Jahren seines L bmS die großen GlückSgüter, mit denen er ge segnet war, zum Wohl seiner Mitbürger in der allerschöustcn Weike verwendet. Ein warmeS Herz und fürstliche Freigebigkeit haben seine Thaten bezeichnet. Sein letztes und großartigstes Werk war die Stiftung einer Kirche, die in rein gothischem ' Styl auSgefllhrt werden soll und eine bleibende Zierde Basels sein wird. London, 23. Aug. Sehr scharf äußern sich die Times gegen die Verschwendungssucht des Sultans Abdul Medschid, in dem sie sogar andeuten, daß die Minister sich dadurch im Amt zu behaupten suchen, daß sie die Staatseinnahmen den Launen des Sultans opfern. Man habe die Türkei nicht aus den Händen i Rußlands gerettet, damit sie sich selbstmörderisch in Bankerott und Anarchie stürze Die kaiserl. Familie der Türkei müsse cS ' lernen, aus die Vermählungöfciep ihrer zahlreichen Sprößlinge ' eine geringere Summe, als L. 800,000 jährlich zu verwenden. ES sei hohe Zeit, daß die Westmächte einschreitm Md den Sul- .^ta>: an seinen 1845 gefaßten guten Vorsatz erinnern, fich auf eine Civilliste von einer halben Million Pf. St. jährlich ei»zu- schräuken, sonst würde Rußland bald für die Zerstörung Sebasto- Pols entschädigt sein und den Wiederaufbau der Festung durchaus überflüssig finden. Smyrna, 8. Aug. Die Ereignisse von Dscheddah haben tut ganzen Orient einen großen Nachhall gefunden. Während die Regierung und die einsichtsvollen Leute von der Nachricht tief betroffen wurden, steht es mit der Bevölkerung ganz anders, und Alles, was man über die Stivimung derselben erfährt, ist durchaus nicht beruhigend für die Christen. Ueberall predigt man den heiligen Krieg und in Smyrna erhalten die Conftiln, so wie der Admiral Clavaud Petitionen über Petitionen von Set ten der französischen, griechischen und armenischen Christen. ES geht daS Gerücht, daß sofort nach Abfahrt der Fregatte »Po- mano" die Türken des Innern fich auf die Stadt stürzen würden, um sie mit Feuer und Schwert zu verheeren. Es scheint, daß eS auf der ganzen syrischen Küste eben so aussteht. Die Zouaven. Die mimischen Krieger oder kriegerischen Mimen, welche , dem französischen Zo uaven-Regimente bei der Krim-Erpedi- tiou angehörend, unter den Kanonen der Russen bei Jnkermann abwechselnd dem MarS und der Thalia dienten, vom Komödien spiel zu», Tirailleurgefecht und vomTirailleurgefecht zum Komö dienspiel eilten, zeigen uns unter ungleich friedlicheren Verhält nissen, in welcher Weise sie das z» leisten vermochten, waS wir seiner Zeit zu unserer Verwunderung in den Journalen lasen. Und wenn man bei der Betrachtung dieser jetzt nur noch sehr kleinen Truppe (sie besteht aus 8 Personen!) den Gedankengang verfolgt, der sich aus der Geschichte dieser Kriegsschauspieler ent wickelt, so muß man gestehen, daß eS auf theatralischem Gebiete nicht leicht eine interessantere Kuriosität und Sehenswürdigkeit geben kann, als diese Zouaven. Da wir die Erfahrung gemacht haben, daß viele selbst zu den Gebildeten zählende Theaterfreunde, trotz der zahllosen Be richte vom orientalischen Kriege, mit denen uns vor drei Jahren die Zeitungen überfütterten, hinsichtlich der eigentlichen Natur und des Wesens der Zouaven noch nicht vollständig im Klaren sind, so glauben wir uns den Dank unsrer Leser zu verdiene», wenn wir eine kurze historisch-ethnographische Notiz über diesel ben voranschicken. Zouaven heißen ursprünglich die Bewohner deS Distrikts Zouavia der Provinz Constaniine in Algerien. Da sich diese Bewohner ihrer KriegSlust und Tapferkeit wegen häufig an die übrigen Staaten der Berberei als Söldlinge verdingten, wie sonst die Schweizer nach Italien und Frankreich, so wurde der Name Zouaven sehr bald eine allgemeine Bezeichnung für die Leibgarden der kleinen Despoten in Algier, Tunis und Tripolis, und endlich auch für die berbcrischen Miethstruppen überhaupt. Zufolge ih rer leichten türkisch-afrikanischen Kleidung und Bewaffnung eig neten sie sich vorzugsweise für den algierischm Streifkrieg, wes halb die Franzosen nach ihrer Landung in Algier den Versuch machten, auch ihrerseits solche Zouaven-Corps zu organifiren. Es geschah dadurch, daß sie Zouaven anwarben, ihnen eben so viele französische Krieger in gleicher Uniform beigesellten, fran zösische Offiziere gaben und dadurch ein auS Eingeborenen und Franzosen zusammengesetztes, der französischen Armee einverleib- tes Zouaven-CorpS bildete», welches für die franzöfische Armee in Algerien der Infanterie das sein sollte, was das SpahiS-CorpS der Cavalcrie war. Daß wir es hier mit fix und fertigen Schauspielern, zum Theil mit vollendeten Künstlern zu thun haben, dafür spricht nicht allein das ausgezeichnete, durch de» gänzlichen Wegfall des Ssufleurs eben so interessant wie vollkomme» gemachte Ensemble, sondern auch das vollendet kunstgemäße theatralische savoir- fairs jedes einzelnen Darstellers. DaS Einzige, waS außer der historischen Reminiscenz die Zsuaveii-Gesellschaft von jeder an dern französischen Schauspieler-Gesellschaft unterscheidet, ist der durch ihren Ursprung veranlaßte originelle Umstand, daß die K Bibliothek im Japan. Palais, freier «intr. v. MrgS. S—1 Uhr. Grüne« Gewölbe im Kgl. Schlosse. Zutritt gegen Karten zu 2 Lhlr. f. S Pers. giltig (Director: v. LandSberg, ar. Rettbahng. 17. ' "arM, " -wH,, K. Kupserstich-Kabinet im Museum am Zwinger. Freier «in tritt Dienstag« und Freitag« von 10 bl« r Uhr. Sammlung der GypS-Adgüffe km Museum am Zwinger. Z Antikenkadinet im Japan. Palat«, steter «intritt Mittwoch« « , Sonnabend« ». S—1 U Director: Professor Hettner. iamneri. Swing«. »knstisches «abinet- a« Postplatz, geölftwt von 11-« Uhr. ;