Volltext Seite (XML)
haben auch in der That alles Mögliche gethan, um das selbe zu erwecken und zu erhalten. Denn so hat z. B. Herr ü. Romberg, von dem die Idee ausgegangen und der sich für diese, sowie für die gehabten nicht unbedeuten den Arbeiten und Auslagen, sowie für den ohne Erhöhung des Kaufpreise- erfolgten Abtritt der früher Schaffhirt'schen Papierfabrik eine Remuneration von 100 Stück Vollactien ausbedungen hatte, sich nicht nur dahin erklärt, daß er von denselben nur den vierten Theil zur Deckung der von ihm gehabten Unkosten entnehmen, die übrigm 75 Vollactien aber nicht eher beanspruchen wolle, als bis das Unterneh men sich nach Höhe von 10 Prvcent jährlich verzinse, son dern es haben sich auch die Begründer mit den für sich stipulirten 50 Stück Vollactien dieser Erklärung angr- schlossen. Wohl ist aber anzunehmen, daß diese Herren recht gut wissen werden, was sie wollen und was sie zu hoffen haben, und die Realisirung ihrer Berechtigungen nicht aä ßrueeas Kslenstss zu vertagen gemeint sein wer den. Außerdem haben nicht nur die Begründer, sondern auch der Vorbesitzer, Herr Schaffhirt, sich durch Zeichnung von beziehendlich 200 und 100 Stück Aktien, letzterer in Anrechnung auf den Kaufpreis, wesentlich bei dem Unter nehmen betheiligt. Auch vernehmen wir aus erster Quelle, daß während der ersten 2 Jahre des Neubaues die stipu lirten 4 Procent Zinsen nicht von dem Actiencapital, son dern von dem Ertrage der bis dahin in ununterbrochenem Betriebe verbleibenden alten Fabrik gedeckt, der demnächst zu berufenden Generalversammlung auch noch andere er freuliche Mittheilungen gemacht werden sollen. — Am 14. d. M. läuft der Termin ab, bis zu wel chem die Beträge des, in den beiden letztverflossenen Mo naten an Gaskonsumenten abgegebenen Gases zu berichti gen sind. — Die billigsten Brodpreise vom 11. bis 17. Juli sind: 1) feines Roggenbrod 8^ Pf. das Pfund, 2) haus backenes Roggenbrod 6 Pf. das Pfund, 3) sog. Schwarz brot» 6 Pf. das Pfund. — Wenn's dem Barometer nachgeht, so behalten wir noch eine kleine Weile Regen. Sein Stand ist tiefer als seit Langem; er hat unö aber schon manchmal getäuscht. Deswegen zertrümmere Keiner sein Instrument. Das thut redlich seine Pflicht und zeigt ganz trefflich den jedesmali gen Stand der athmosphärischen Spannung. Aber auf diese kommt's allein nicht an. Seit nun bald 2 Jahren herrscht da oben in der Werkstätte der Wetter ein Factor, der es weniger als sonst zu Niederschlägen kommen läßt. Die Leute nennen ihn Wind. Dieser Störer — wer nennt und wägt und beobachtet die wirkenden Kräfte in diesem Theile des unendlichen Naturhaushaltes! — küm mert sich um kein Regenzeichen, um keinen zitternden Glockenton, um keinen Mond, um keinen Frosch und keine Unke, um keinen Siebenschläfer, um keinen grasfressenden Hund — um nichts! Die Leute sprechen: Es trifft nichts mehr ein. Und ist doch Alles gut und weise. Und wer weiß, welchem Uebel uns jener herrschende Störer entrückt! So find wohl manche Sachen, Die wir getrost belachen (auch beraisonniren), Weil unsre Augen sie nicht sehen! singt der alte Claudius. — Wenn unsere Hausfrauen nicht immer Lust ha ben auf den Markt zu gehen, um, wie sichs gehört, den Einkauf von Eßwaaren rc. selbst zu übernehmen und zu besorgen, so hat dies oft seinen Grund darin, daß Vielen die Courage fehlt, mit den zum Theil hanebiegen groben Bauersleuten in Verkehr zu treten. Dieser Tage passirte eS einer Hausfrau, daß sie eine bäuerliche Verkäuferin nach dem Preise ihrer Schoten fragte. Als sie über den zu hoch gestellten Preis ihre Verwunderung aussprach und m vollkommen gerechtfertigter Weise auf den wohlthätigen Einfluß de- eingetretenen Regenwrttrrs hinwies, ward sie mit den Worten bedient: .Geh'Sie nur 'naus, Sie dumme Liese, draußen verfault schon wieder Alles, und wenn'S so fort geht mit 'n Regen, da kriegen mer'ö noch theurer" rc. rc. Es fehlte bloS noch, daß die tief verletzte Bäuerin der Ein käuferin ein Paar „gesteckt" hätte, so entrüstet und grob benahm sie sich. Die Frau ging aber ihrer Wege und wird ein ander Mal sich hüten, durch eine hingeworfene Meinung Aehnliches zu erleben. — In der am 9. d. M. abgehaltenen öffentlichen Sitzung des A. Bezirksgerichts zu Löbau befand sich der im 67. Altersjahre stehende Gartrnbes. und Weber C. T. Christoph aus Eibau auf der Anklagebank. Der Ang. lebte mit seiner, um 20 Jahre jüngeren — zweiten — Ehefrau seit längerer Zeit in Unfrieden, so daß es öfter zu wörtli chen und thätlichen Beleidigungen kam. Dies war denn auch am Morgen des 14. Mai d. I. wiederum der Fall gewesen, wo sich die Christoph'schcn Eheleute deshalb ge zankt hatten, weil der Mann seinen Sohn nebst dessen Frau auf einige Zeit habe in sein Haus aufnehmen wol len, und dem die Ehefrau widersprochen. In Folge des hierbei stattgehabten heftigen Wortwechsels war es zu einer Rauferei gekommen und Christoph von seiner Ehestau im Gesicht gekratzt worden, worauf denn dieser — der als ein sähzorniger Mann geschildert wird — eine Leine, die, wie er behauptet, zufällig in seinen Händen sich befunden ge habt, ergriffen, solche seiner Ehefrau über den Kopf ge worfen und ihr den Hals zugeschnürt hat, worauf deren Tod sofort erfolgt war- Hierauf hatte der Ang. seine Wohnung verlassen und war nach einem, etwa eine Elle tiefen, vom Dorfe entfernten Wasserloche gegangen und hatte sich hinrmgelegt, um sich das Leben zu nehmen. Bei Ausführung desselben aber — sagt Christoph — sei es ihm gewesen, als riefe ihm eine Stimme zu, er solle die sen Schritt nicht thun, weshalb er das Wasserloch wieder verlassen und sich in einen Streuhaufen versteckt habe, in welchem er dann aufgefunden und verhaftet worden sei. Nach der Verhaftung sowohl, als auch bei der Hauptver handlung hat der Ang. seine That fast unumwunden ein geräumt, und wie es den Anschein hat, bereut er selbige auch heute noch nicht. Nach Schluß der Zeugenverhöre beantragte der Herr Staatsanwalt die Verurtheilung Christophs, befürwortete jedoch beim Gerichtshöfe die An nahme eines milderen Strafmaßes. Der Bertheidiger suchte die Beurtheilung des Verbrechens zu mildern, in dem er namentlich auf den erwiesener Maßen seit länge rer Zeit vorhanden gewesenen aufgeregten Zustand des Ang. hinwies. Das publicirte Erkenntniß verurtheilte den Jnc. zu 10 Jahren Zuchthaus. — Tagesordnung der Kammern. 1. Kammer. Heute Mittag 12 Uhr. 1) Elsterbrunnen. 2) Gesetzent wurf wegen einiger erläuternder und zusätzlicher Bestim mungen zur Armenordnung. — Auktionen: Morgen Vorm. 11 Uhr Königsbr. Str. 15: eine fast neue, nach Schweizer Manier gebaute 23 Ellen lange und 9H Ellen breite offene Remise mit Schiefrrbedachung, welche sich vorzugsweise durch ihre ge schmackvolle Bauart und Größe für Restaurateure als Mar- quise eignet; übermorgen u. folg. Lag Vorm, von 9 Uhr an am See 41 zweite Etage: NachlaffenschaftSeffekten. — Neu- und Antonstädter Speise-Anstalt: Heute, Montag, Hirse mit Schweinefleisch. Mein gut assortirtes I-LKvr voll 6lK»rrvll ksueb- n. 8i'>>iiii>»>1iil»iil<«'ii empfehle ich hiermit zur geneigten Beachtung. ED. « Annengaffe Nr. 27.