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Tageblatt für Unterhaltung und Geschäftsverkehr. MM April 1888. kncheml ragt. Morg. 7 Uhr. Jnjeraie die Spallzeilc zu b Pf. werden bis Abend« 7 Uhr (Sonntag« von It—2 Uhr) angenommen. I. Abcn» nement » Vierteljahr 1 Tdlr., (60 Zeilen unentgeldl. Inserate); 2. Abonnement s Vierteljahr 15 Ngr. bei unentgeldl. Lieferung in'« Hau«. Für auswärts durch die Post ä Vierteljahr 10 Ngr. — Einzelne Nummern 1 Ngr. Expedition: Johannes-Allee 6 u. Waisenbausstrafie 6 pt. Komi- und Provimial-Aachrichreu. Dretzdeu, dm 9. April. — Der zeither in Leipzig als Gensdarmerie-Jnspektor stationirte K S. Obeilieuienant v. Engel ist zum persön lichen Adjutanten Sr Hoh. des Erdprinzen von Sachsen- Meiningen ernannt worden. — Wie der Vorstand des allgemeinen sächsischen Lehrervereins bekannt macht, wird die neunte sächsische Lehrerversammlung im Monat August d. I. in Dresden abgehaltcn werden. — Vorgestern wurde der Handarbeiter Stelzer aus Altfranken wegen verluchter Notzucht vor hiesigem Be zirksgericht zu 2 Jahren Zuchthaus verurtheilt und gestern stand ein junges, erst 15jähriges Mädchen vor den Schran ken, Friederike Henriette Noack von hier, angcklagt der böswilligen Brandstiftung. Schon von ihrer Jugend an übel beleumundet — sie war wegen Spitzbübereien und getriebener Unzucht schon 7 Mal im hiesigen Besserungs hause gewesen, außerdem auch schon einmal criminell be straft — hatte sie sich nach Eutschütz zu dem Gutsbesitzer Ruppert als Kindermädchen vermietet, aber auch dort nicht gut gelhan, sich in mehrfacher Beziehung lüderlich aufgeführt, das Mitgesinde bestohlen, stand sogar in Ver dacht, ihrem Dienstherrn aus Bosheit und Rache nach und nach 8 Hühner erschlagen zu haben, und halte end lich am Mittage des 10. Februar d. I. — angeblich um aus dem ihr wegen schlechter Behandlung lästig werden den Dienste fortzukommen — in der Scheune Feuer an gelegt, was sie dadurch bewerkstelligte, daß sie glühende Kohlen in einen Topf sammelte und dieselben auf das dort in bedeutenden Massen lagernde Stroh ausschüttete. Na türlich stand die Scheune sofort in Hellen Flammen und ergriff außerdem den Schuppen, jowie die Scheune und das Seitengebäude des Nachbars. Aber der Vater ihres Dicnstherrn hatte sie zufällig aus der Scheune zurückkom men sehen, und der Umstand, baß er ihr eine Minute zu vor etwas zu thun befohlen, was nicht von ihr ausgeführt worden, so wie daß sie zu der Zeit gar nichts in der Scheune zu thun hatte, brachten ihn sofort auf die Ver- muthung, daß sie das Feuer angelegt habe, und ihre Ar- retur erfolgte noch desselbigen Tages. Sie war der Thal sowie der begangenen Diebereien vollkommen geständig und wurde unter Berücksichtigung ihrer nach Art.dOd. Str.« G.-B.dieganzeZurechnungausschließendenJugend zu3J u. 3 Tagen Arbeitshaus verurtheilt. Wir bemerken schließ lich, daß es für die Zuhörer und namentlich die Vertreter der Presse höchst wünschenswerth sein würde, wenn der Herr Vorsitzende nicht mit so leiser, außer seiner nächsten Umgebung wohl allen Anwesenden fast unvernehmbarer Stimme inquiriren wollte, welcher Umstand den Zweck der Oeff ntlichkeit in einem so weiten Saale dann um so mehr neutralisirt, wenn, wie diesmal, auch von der Anklagebank her durchaus nichts verstanden werden kann. — Die Statue Carl Maria v Weber's, die als Mo nument für denselben zur Seite des Dresdner HoftheaterS in Erzquß aufgestellt werden soll, ist im Modell vom Pro fessor Rietschel in Dresden vollendet. Das Modell ist dem großen Künstler meisterhaft gelungen und verdient um so mehr Anerkennung, je schwieriger die dem Genannten die dabei gestellte Aufgabe sein mußte. Die Porträtzüge Weber's sind an sich unschön; gleichwohl hat sie Rietschel bei individuellster Treue in schönster Weise künstlerisch idealisirt. Deutschland hat auch in diesem Werke rin Standbild, das den großen Denkmalen Lessing'S, Goethe's, Schiller's, Gellert's würdig an die Seite tritt. Daß diese Huldigung dem hohen, schöpferischen Genius d a angeregt wurde und ihm nun dargebracht werden soll, wo er den wichtigsten Theil seines Wirkens entfaltete, liegt nahe. Aber es ist wohl die Pflicht der ganzen.deutschen Nation, für deren musikalischen Ruhm in der ganzen civilisirten Welt Weber im Verein mit Mozart, Haydn und Beethoven so glorreich wirkte, sich bei diesem Unternehmen noch nachhal tiger zu beteiligen, als es bis jetzt geschehen. Einzelnes ist gethan worden und zwar in großartigster Weise und aus wahrhaft hoher Kunstanschauung hervorgehend mit glänzendstem Erfolge, um den Beginn des Unternehmens von Seieen eines am hiesigen Orte zusammengetretenen Comitv's zu ermöglichen; dennoch ist die Theilnahme, na mentlich der theatralischen Kunstinstitute Deutschlands, keine allgemeine und ausreichende gewesen, von Seiten der ausübenden Gesangskünfller und Künstlerinnen fast ganz unterblieben Um so weniger erklärlich und zu rntschulbi- gcn ist dies, als wohl kein Operncomponist deutschen Theatern und deren Sängerpersonale eine so ergiebige Quelle glänzendster, glücklichster Erfolge gewesen ist und