Volltext Seite (XML)
dm Jahren der erlangten Selbstständigkeit zugeordnet er hall, welche ihre Aufführung zu überwachen und ihnen als Berathcr und Förderer allenthalben zur Seite stehen sollen, Die mir dieser Beschenkung verbundene öffentliche Feier fand nun am vorgestr. Tage in dem Logenhause auf der Dstraallee statt. Es wurden diesmal 12 Kinder beschenkt (6 Knaben und 6 Mädchen), und zwar in einer eben io ernsten als würdigen Weise Nach einer an die sehr zahlreiche Versammlung gerichteten Ansprache des derzeiti gen Me'sterS der Loge .zum gvldnen Apsel", Herrn Direk tor Richter, wurde nach Einführung der Kinder, hinter deren Stühlen der Pfleger oder die Pflegerin Platz nah men, unter Orgelbegleitung ein religiöser Gesang ange- flimmt, woraus der genannte Meister die Kinder selbst auf die Wichtigkeit ihrer bevorstehenden Consirmation und auf die mit dieser Geschenkgebung verbundenen menschenfreund lichen Absichten der Brüderschaft aufmerksam machte und ihnen fromme Warnungen, Raihschläge und Bitten mit auf den Weg gab. Ein Mannergesang, von verschiedenen Mitgliedern der Loge ausgefnhrt, folgte dieser Rede, wo raus unter nochmaliger mit Herzlichkeit und freund lichem Ernste gehaltenen Ansprache und unter Berüh rung der besonderen Verhältnisse der Einzelnen ledem der Kinder ein Gesangbuch ausgehändigt wurde, dessen Vorderblatt einen auf deren Individualität bercch- neien Denkspruch enthielt. Nachdem einer der Knaben zugleich für seine Milschüler den wohlmeinenden Gebern seinen Dank ausgesprochen halte, endigte diese alle Theil- nehmer iin hohen Grade befriedigende Feier. — Das Gnadengesuch, welches angeblich im Inte resse der Gläubiger des flüchtig gewordenen I. A Bondi an den Stufen des Thrones niedergelegt wurde, ist, wie wir aus sicherem Munde vernehmen, zurückgewiesen wor den. Dieser hohe Gerechtigkeitsbescheid hat unter dem Volke wie in der juristischen und gebildeten Welt allge meine Zustimmung gesunden und sogar große Freude er- ngl. Die ehrerbietige Hochachtung, welche wir Alle vor'm Haupte unsirs Staates, vor Sr. M, dem Könige dankbar im Herze» tragen, ist dadurch vermehrt worden. Ja sogar un Auslande, wo der ungewöhnliche Fall in öffentlichen Blattern besprochen wurde, wird dieser weise Ausspruch der Gerechügkeil, die man vielfach zu untergraben und zu verdächtigen versucht hatte, anerkannt werden. Es wäre fürwahr tief niederschlagcnd gewesen, wenn ein Mann, wie der genannte Bondi, der mit Depositen Ausreiß genom men und somit ein Unrecht verübt, das, so viel wir glau ben, in Dresden noch niemals vorgekommen, unter uns zur Schmach aller hiesiger Banquierhäuser wieder hätte unsireten dürfen, um das Sprüchwvrt zur Wahrheit zu machen: .Kleine Diebe hängt man, große läßt man lau- sui." Es wäre ein böses Ermuntcrungsbcispiel für Alle gewesen, die über solchen und ähnlichen Betrügereien brä un, wenn hier Gnade vor Recht ergangen wäre. Das Gewölbe deS Entwichenen ist endlich geschlossen. Man ist nun bemüht, den Concurs außergerichtlich abzuwickeln und sind deshalb gestern in der Abendstunde viele der Gläubiger m eiuer Bcrathung zusammengetrctcn. Sonach befindet fich düse Angelegenheit nun im vierten Stadium. Zuerst Aeroidvvlsehlag, sodann Steckbriefsvcrungül.igung, drittens Gnadengesuch und endlich viertens außergerichtliche Con- curserosfnung. Mancher Ehrenmann ha: im Unglück nicht so lcichr so viel Schutzversuche erfahren, als Bondi bei seiner Handlungsweise. Da jedoch bei außergerichtlichen Eoncursen zuweilen höchst traurige Erfahrungen im Ge- sc-lge sind, so könnte es scheinen, daß auch hier im vierten Stadium das Interesse der Gläubiger weniger hervortritt, als das des Banquerottiers. Viele der Herren Juristen mögen daher nicht Unrecht haben, wenn sie glauben, daß im fraglichen Falle das Steuer weit sicherer in die Hand des Richters zu legen sei, als in Privat Hände, die nicht verbunden sind, Scheinkäufe aufzudccken und Betrügereien nachzuspürcn, um den Gläubigern möglichst viel zu gewäh ren. Wie leicht können übrigens sich später, wenn nach erfolgten Unterschriften ein außergerichtlicher Eoncurs im Gange ist, nicht Klagen erheben, die schwer zu entscheiden sind, weil dann die Sache trübe geworden und der Rich ter nicht mehr auf den Grund klar hinabsehen kann. Der gleichen Auseinandersetzungen lassen oft Hinterthüren zu rück und schieben unverdächtige Punkte ein, die, wie die Erfahrung es oft genug gelehrt hat, zuletzt in Prozesse verwickeln. Nein, das Gesetz werde vom Richter gehand- habt. Wenn die Herren Gläubiger das Alles erwägen, so werden sie im vierten Stadium der Bvndi'schcn Ange legenheit durch all' die angestcllten Manöver nicht abge- maltct erscheinen, die Augen aufschlagen und vor Unter schriften sich hüten. Die etwaigen Gerichtskosten, und wenn sie sich auf 500 Thlr. belaufen sollten, sind nicht in die Wagschaale zu legen im Vergleiche zu Dem, was den Gläubigern Unangenehmes begegnen kann. — Hr. Dir. Nitzsche behandelte in seiner zweiten Vorlesung am Sonnabend, der morgen Abend die dritte und letzte folgen wird, das Wesen und den Betrieb der neuern Heilgymnastik, wie sie gegenwärtig in seiner Anstalt angewandt und ausgeübt wird. Der beschrankte Raum unsers Blattes verhindert uns an einer vollständigen Wie dergabe des Gedankenreichthums dieser zweiten Vorlesung. Beispielsweise wollen wir dem Jdecngange desselben nur in demjenigen Theile folgen, worin er das Liefathmen behandelte. Wie viele Tausende, sagte er ungefähr, mag Mutter Erde schon wieder in ihren Schooß genommen ha ben, ohne daß dieselben während ihres Erdcnlcbens auch nur einmal lief athmeten, das heißt nichts Anderes, als daß dieselben auch nur einmal alle Zellen ihrer Lungen der äußern Luft öffneten. Betrachten wir nur einmal die Expedienten und Näherinnen am Schreib- und Nähtisch. Alhem holen sie wohl, aber aus voller Brust nimmermehr, höchstens mit halber. Die Anwesenden alle, ausgenommen die Wenigen, die den Eursaal besuchen, hätten heute »och nicht einmal tief geathmet, und athmeten auch gegen wärtig nur halb. O, ein Zug aus voller Brust macht das Herz so leicht und wohl, und wahrlich, das neugebo rene Kind beschämt uns, denn es schreit ja, um seine Lun gen zu weiten, und man möchte laut auflachen, wenn sich beim Langichläfer und Stubenhocker der Mund zum Gäh nen öffnet und er nicht verstehen mag, daß ihn die Natur zum Ticfathmen zwingen will, ja vielleicht schickt die Vor sehung darum herbe Stunden, damit wir einmal recht aus voller Brust seufzen, da wir zum Tiefathmen zu träge sind. Was ist aber die Folge von solcher Trägheit? Die jetzige schreckliche Modekrankheit — die Lungenschwindsucht. Dadurch, daß durch unser unvollkommenes Athemholcn nur ein Theil der Lungen mit Luft erfüllt wird, verlieren die Luftbläschen der Lungen in den The,len, welche nicht durch die Einwirkung der äußern Luft aufgeblasen wer den, ihre Elasticitäl und fallen zusammen, sie verwachsen förmlich mit ihren Wänden und die Bildung der Lungen- knolen (Tuberkeln), diese Geißel der jetzigen Menschheit, ist im Beginn. Das Blut, das nach den Lungen dringt und mit Sauerstoff erfüllt sein will, um von Neuem nach allen Theilen hm Leben zu schössen, kann auch nur un-