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denselben wegen Desertion die Voruntersuchung ringeleitet werden. ' ^ — In der vorgestrigen Nummer d. Bl. vom 3. Febr. d. 2- >st u. A. die Mittheilung enthalten: »Auch der Vor stand der Depositenkaffe des Landgerichtsamts, Wolf, ist flüchtig geworden. Unglückliche Speculationen sollen ihn dazu bewogen haben.- Nach einer uns vom K. Gerichts amt zugehenden Berichtigung beruht jedoch diese Mitthei lung insofern auf einem Jrrthum, als der Vorstand der Depositenkaffe deS Gerichtsamts, jetzt Rendant genannt, Naumann heißt und einer der treuesten und rhrenwerkhe- sten Männer ist, wogegen der erwähnte Wolf als Regi strator im Bezirksgericht fungirte und eine öffentliche Kaffe nicht zu verwalten hatte. — Wir bemerken übrigens, daß wir die den Wolf betreffende Notiz der hiesigen »Volks- zeitung- entnommen haben. — Im Laufe dieses Monats sind zwei Thaler im Gewölbe des Hrn. Friedrich Wollmann, Hauptstraße Nr. 20, gefunden und an die K. Polizeidirection abgegeben worden. — Einem hiesigen Untersuchungsinhaftaten ist eine lange Spannkette abgenommen worden, welche derselbe am Abend des 29. v. M. vor dem Briesnitzer Schlage ge funden haben will. — In beiden Sälen des Belvedere auf der Brühl- schen Terrasse wird am Dienstag ein von Hrn. Günther veranstalteter feiner Maskenball stattsinden. Im oberen Saale ist Concert vom Hrn. Musikdirektor Laade, im un teren Saale Ballmusik unter Leitung des Hrn. Musik direktor Kunze. — Vorgestern hielt der hiesige Gesangverein Orpheus seinen alljährlichen Ball mit Souper auf dem Lincke'schen Bade, bei welchem sich mit Hinzurechnung der Gäste un gefähr 200 Personen betheiliglen. In dem festlich ge schmückten Saale begann gegen 8 Uhr das Souper an langen, mit Blumen verzierten Tafeln Nach dem ersten Toaste auf Se M. den König begann die Reihe der Trinksprüche und der Gesang von Tafelliedern ernsteren und heitern Inhalts, worunter das Lied von »der Aufführung von Schillers Handschuh", „Sängers ABC" und das aus ellengroße Streifen bunten Papiers gedruckte: „Wie man jetzt singt" große Heiterkeit erregten. Der Tafel folgte das Tanzvergnügen, welches in geselliger Gemüthlichkeit bis spät andauerte. Das Kirsten'sche Musikchor spielte so wohl Tafel- als Ballmusik in vortrefflicher Weise — Am Montag hielt in der K. polyt. Schule Hr. v. Fleck einen Vortrag über das Kochsalz, seine Bedeu tung für das Gewerbe und das Leben in höchst geistvol ler und ausführlicher Weise und wußte durch Veranschau- lichungsmittel, Zeichnungen und alle nur vorkommenden Salzgebilde, wie auch durch interessante statistische Notizen über Produktion, Verbrauch des Salzes rc. die zahlreichen Zuhörer so zu fesseln, daß sie mit ungetheiltester Aufmerk samkeit seinem Vortrage folgten. Nachdem der Vortra gende einleitend über das Vorhandensein und die Entsteh ung des SalzeS zu der Zeit, als unsere Erde noch in flüs- sigem Zustande sich befand, gesprochen, verweilte er längere Zeit bei den Lagerstätten deS Salzes. Das Salz kommt vor im Zechstein und bunten Sandstein und tritt dann oft als Hügel und Berge zu Tage (in Cordova in Spa nien, in Sicilien, in Arabien), als Produkt der Schlamm vulkane (in den Karpathen) und gelöst als Meerwasser. Der Redner wendete sich hierauf zu der Produktion des SalzeS, behandelte zunächst die Mittel, um das Seesalz aus denk Meerwasser zu gewinnen, (überhaupt werden jährlich 24 bis 25 Centner Seesalz gewonnen), kam dann zur Gewinnung des Steinsalzes, das theils zu Tage tritt, theils in den aus den Tiefen kommenden Quellen sich zu erkennen giebt (Siebenbürgen, Galiüen, England, Preu- jen), verbreitete sich über die Salzgewinnung aus mit Typs und Thon vermengten L<mern (Ebensee, Ischl und Hallstadt in Oberösterreich und Berchtesgaden und Rvsen- hain in Baiern) und sprach endlich ausführlich über die Salinen von Mitteldeutschland, wobei namentlich Preu- ßSsts Salzquellen hervorgehoben wurden. Durch Zeichnun gen waren Gradirwcrke, Siedepfannen rc. veranschaulicht. Hinsichtlich des Vertriebs des Salzes wurde dargethan, M welcher Weise das Salzmvnopol in den verschiedenen Ländern, z B. in Preußen, Sachsen, Württemberg, Oester reich, Seiten der Regierungen gehandhabt wird, ferner ge zeigt, daß, wenn indirekte Steuern einmal da sein müssen, die Salzsteuer die am wenigsten fühlbare sei, und nachge wiesen, daß mit dem Fallenlassen der Salzsteuer oder durch das Fallen und Steigen des Salzpreises überhaupt hin sichtlich der Consumtion für die Menschen kein wesentlicher Einfluß stattsinden könne, da für jeden Menschen ein be stimmtes durchschnittliches Maß angenommen werden müsse. Es ist nachgewiesen, daß für einen Mann pro Jahr 13 Pfund, für eine Frau 9 Pfund und für ein Kind 5 Pfund Salz zu rechnen sind. Für die Industrie allerdings müsse es sich günstiger gestalten, wenn ein Sinken des Salzprei ses einträte. Der Redner wies dies nach an der Fabri kation der Soda, des Glases, des Chlor, der Schwefel säure und zeigte auch die Beziehungen, die ein solches Sinken des Salzpreises für Sachsen haben würde; es wurde z. B erinnert, welch ein ansehnliches Capital jähr lich nur allein für Soda nach auswärts geht. Zum Schluß behandelte Hr v. Fleck noch die Fragen: ^wel chen Werth hat das Salz als Vieh' und Düngesalz? 2) in welcher Weise wirkt das Salz auf unfern Orga nismus? 3) was ist eigentlich das Kochsalz? — In Rudolstadt kommt Julius Otto's neuestes Werk für gemischten Chor mit Deklamation: „Die Nacht", Dichtung von Herrmann Waldow, welches, wie wir hö ren, bereits an vielen Orten emstudirt wird, nächsten Sonn tag den 7. Febr. zum Besten des Frauenvereins zur Auf führung. — Die letzte Generalversammlung der Chemnitzer Theateraktiengesellschaft zeichnete sich, wie man der„C.Z." berichtet, vor früheren durch einen Antrag aus, der Zeug- niß ablegte, wie dort vor dem materiellen Interesse alles Andere in den Hintergrund tritt. Es war dies um so bedauerlicher, als der Antrag von einem Direktorialmit- gliede selbst ausging. Durch Verlegung der Sitzungen der Stadtverordneten aus dem Thcatersaal in das neue Real- Bürgerschulgebäude verzinst sich der in der ersten Etage des Aktientheaters befindliche Saal sehr schlecht und es stellte deshalb Herr Kunad den Antrag: „diesen Saal an den Auktionator Fischer behufs größerer Auktionen zu ver« miethen." Müssen wir schon das von ihm aufgestellte Erempel als ein falsches bezeichnen, da durch Einrichtung der obern Etage zu einem Logis für den Schauspieldirek tor ein ganz anderer Nutzen erzielt werden würde, so kön nen wir un,er Erstaunen nicht bergen, daß man sich in Chemnitz nicht scheut, den wahrlich schwer erkämpften Tem pel Thaliens zu einem Tummelplatz für alte Ttödelweiber herabzuwürdigen!! Wahrlich die Ironie ist zu groß, weitst man bedenkt, daß dann einmal tstöglicherweise unten ein armer, aber genialer Jünger Thaliens sich bemüht, die Mristerschöpfung eints deutschen Dichters darzustellen-