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Unterhaltung und Geschäftsverkehr. M 328. Dienstag den 24. November 1837. Erscheint tägl. Morg. 7 Uhr. Inserate die Spaltzeile zu S Pf. werden dis Abends 7 Uhr (Sonntags von 11—2 Uhr) angenommen. 1. Abon nement s Vierteljahr 1 Thlr., (60 Zeilen unentgeldl. Inserate); 2. Abonnement L Vierteljahr 15 Ngr. bei unentgeldl. Lieferung in's Haus. Für auswärts durch die Post s Vierteljahr 19 Ngr. — Einzelne Nummern 1 Ngr. Expedition: Johannes-Allee 6 u. Waisenhausstraße 6 pt. Local- und Proviurial-Nachrichteu. Dresden, den 24 November. Sc. M. der König hat die von dem Leutnant Buch des 13. Jnf.-Bat. erbetene Entlassung bewilligt. — Mit allerhöchster Genehmigung ist von dem Mi nisterium des Innern dem Mühlenbesitzer F. W- Thiemer zu Gautzsch für die von ihm bewirkte Errettung eines im dortigen Untermühlgraben verunglückt gewesenen 6jährigen Knaben die Lebensrettungsmedaille in Silber verliehen worden. — Se. M. der König soll sich bereits dahin ent schieden haben, „daß die „Aue" im Mühlenthal als Platz für die neu zu erbauende Porzellanmanufactur gewählt werde" und ist dieser für Meißens Zukunft höchst wichtige Entschluß allgemein mit Freuden begrüßt worden. — Bekanntlich wird der neue Thurm der Neustädter Pfarrkirche mit vier, auf den Ecken seines untersten Stock werkes aufzustellenden kolossalen Bildsäulen der Evange listen geschmückt werden. Diese vier Bildsäulen, nach Ent würfen des Bildhauers Professor Hähnel, sind neuer lich in Sandstein vollendet worden. Vorigen Freitag geruhten Se. Majestät der König, dieselben an ihrem gegenwärtigen Aufstellungsorte auf dem Bau platze in Augenschein zu nehmen und dem anwesenden Künstler bei dieser Gelegenheit das allerhöchste Wohlge fallen an diesen schönen Kunstwerken auszudrücken. Zu den für die Hauptfront der Kirche bestimmten Bildsäulen der drei Könige sind in Prof. Hähnel's Atelier die ersten Entwürfe schon geraume Zeit vollendet und von den größern Modellen eins ganz und das zweite nahezu vollendet. — In den letzten Tagen ist der obgedachte Thurm mit seinen großen, weithin sichtbaren Zifferberblättern versehen worden. — Se. K. H. der Graf von Flandern hat gestern Vorm, die am Sonntag Vorni. in Begleitung Sr. K. H. des Prinzen Georg begonnene Besichtigung der Kunstsamm lungen fortgesetzt. — In den verflossenen Tagen hat sich hier folgender erfreulicher Vorfall ereignet. Es kam unter der Adresse „An Se. M. den König- und ohne alle Bezeichnung des Absenders von Leipzig eine Kiste an, welche bei ihrer vor Sr. M. erfolgten Eröffnung einen kostbaren Pelz nebst einigen, um huldvolle Annahme des aus tiefster Verehrung angebotenen Geschenkes ersuchenden Zeilen ohne Unterschrift enthielt. Se. M. sollen, überrascht und erfreut, auf ver schiedene Absender gerathen und demzufolge den hier wei lenden Bürgermeister von Leipzig befragt haben, welcher jedoch, obgleich von der Sache unterrichtet, sich zur Ver schweigung des Absenders gebunden erklärt haben soll. Der Pelz soll aus einem so seltenen und kostbaren Fell beste hen, daß dessen Werth nach Aussage von Fachmännern als ein außerordentlich hoher angenommen werden muß; den höchsten hat ihm jedoch der Absender dadurch verliehen, daß er durchaus auf Verschweigung seines NamenS bestand, um seinem nur aus Verehrung gewidmeten Geschenk auch nicht den leisesten selbstsüchtigen Schein zu geben. — Das K. Ministerium des Innern hat die Jnte- rimsverwalrung der H. Amtshauptmannschaft deS hiesigen Regierungsbezirks während der, dem Hrn. AmtShaupt- mann v. Egidy in Meißen auf die Dauer seiner ständi schen Wirksamkeit als Mitglied der I. Kammer ertheilten Urlaubszeit bis zu Ende d. I. dem Hrn. Suprrnumerar- Reg.-Rathe Frhrn. v. Teubern, vom Januar k J. an bis auf Weiteres dem Hrn. Amtshauptmann v. Vieth allhier übertragen. — Heute Nachm. 4 Uhr wird in der öffentlichen Gerichtsverhandlung in geheimer Sitzung über Friederike Wilh. Kreikemeier wegen Abtreibung der Leibesfrucht ver handelt werden; Donnerstag den 26. Vorm. 9 Uhr über Amalie Bernhard aus Lauscha wegen Diebstahls, evcnt. unerlaubter Selbsthilfe. — Wie man hört, verspricht die in hiesiger Stadt veranstaltete Sammlung für die vertriebenen Schleswig- Holsteiner einen guten Ertrag, da in voriger Woche be reits 600 Thlr. eingegangen sind und zwar erfreulicherweise aus allen Ständen. Da diese Summe aber von nur circa 250 Zeichnern aufgebracht wurde, während über 2000 Circuläre ausgeschickt sind, so steht bis zum Schluffe der Zeichnung, den 30. d. M., ein sehr glänzendes Re sultat zu erwarten, und es wäre in der Lhat auch er freulich, wenn sich bei dieser Gelegenheit der gute Sinn der Bewohner Dresdens brthätigte, da es der Förderung eines eben so wohlthätigen, als patriotischen Zweckes gilt, denn unsre vertriebenen Landsleute (leider noch immer circa 60 Familien mit mehr als 300 Köpfen, die zum Lheil der größten Entbehrung und Noch ausgesetzt sind)