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Personen (wie Hofrath Winkler, Böttcher, Banquier KaS- ktl, Dir, Kraukling, Calberla u. A.). — Die von Frau Sally Reinhardt-Schulze veran staltete Kairos musioslo wird nächsten Sonnabend im Saale des Hotel de Saxe unter Milwirkung des Hrn. A. Reichel, der Herren Kammermusiker Scelmann, Lietz und Kötzschke, des Hrn. v. Wasielewsky und Hrn, Seiß statt finden. Die rühmlichst bekannte Concengeberin singt u. A. die Arie: „Nun beut die Flur* aus der „Schöpfung" von Haydn, den „Erlkönig* von Fr. Schubert, eine Arie von Mozart und zwei Lieder: „Die Liebe kommt wie die Diebe" von W. v. Ehrenstein, „Ständchen" von I. Schulz. — Am 8. d. M. zog man am Ausschiffungsplatze beim Packhofe den Leichnam eines hiesigen Weißgerberge sellen aus der Elbe, welcher den Tod selbst gesucht hatte. — Vorgestern Vorm, gegen 11 Uhr tödtete sich ein Hits. Tischlermeister mittelst eines Schusses aus einem Ter- zerol in den Mund am Grabe seiner Ehefrau auf dem weiten (Trinitatis-) Kirchhofe. Schwermuth war Ursache der That. — Am vorgestrigen Tage dauerte vor dem hiesigen K. Bezirksgericht die Hauptverhandlung von früh 9 bis Nachts 11 Nachts! Unsere Stadt wurde darin von einem Diebsgesindel befreit, das schon lange sein Wesen getrie ben haben mochte, bis endlich, wie Hr. Staatsanw. Held sich in seinem Plaidoyer ausdrückte, „in die finst're Höhle dieser Bande etwas hineingeleuchtet werden konnte." Es war die verehel. Kauth allhier, von der es endlich an den Tag kam, daß sie die Stadt mit ihren Räubereien brand schatzte, indem sie allein vom Monat Februar bis zu An fang Mai sechs verschiedene Einbrüche in hiesige Gewerbs- locale ausgeführt und einen dergleichen versucht, auch, je nachdem es paßte, ihre Industrie auf Taschendiebstähle er- strccktghatte. Hierzu war sie durch den von hier gebürti gen Schlossergesellen Make in der Weise unterstützt worden, daß ihr derselbe die Schlüssel fertigte, geständigerweise auch bei dem einen Einbruch das Schloß selbst öffnete, wahr scheinlich aber an allen Streichen thätlichen Anlheil ge nommen hat. Auf diese Weise waren zwei Schuhmacher läden, zwei Galanteriewaaren- und Zwirnhandlungen, ein Möbelmagazi» und die Wohnung eines Maurers derartig ausgeräumt worden, daß die gleichwie bei einer Industrie ausstellung im Gerichtssaal aufgespeicherten Maaren allein gegen 120 — 130 Nummern repräsentirten, ungerechnet, daß das drei- und vierfache von den gestohlenen Gegen ständen bereits in alle Welt vertrieben und nicht wieder erlangt worden war. Dem Verkaufe hatte sich die Kauth zum Lheil selbst unterzogen, die meisten Diebstahlsobjecte aber an eine Trödlerin, die verehel, Altmann allhier, zum Theil um Spottpreise abgelieferl, die sich es dann sehr angelegen hatte sein lassen, die billigen Schuhe, Stieflet- trn, Unterröcke, Strümpfe, Bänder u. s. w. bei ihren Kun den anzubringen, von denen freilich jetzt viele, die nachher dieselben ohne Valuta der recherchirenden Polizei abliefern mußten, über die kostspielige Zuträgerin Ach und Wehe schreien werden. Den Anträgen derStaatsanwaltschaft gemäß verurtheilte der Gerichtshof die Kauth zu 5 Jahr 1 Mo nat und ihren Kumpan Make (den sie, beiläufig gesagt, bei ihrem heutigen, außerhalb des Gerichtssaals staitsin- denden erstmaligen Wiedersehen mit Inbrunst abküßle) zu 2 Jahr O^Monaten Zuchthaus, die Altmann aber zu 1 Jahr 3 Monate Arbeitshaus, Es war dies eine fast das höchste des im Gesetz ausgesprochenen MaaßeS enthaltende, aber gewiß gerechte Strafe! — Eine am 30. v. M. in Freiberg stattgehabte Ge- richts-Hauptverhandlung wider Hohl aus Frankenberg ist nicht ohne Interesse. Nachdem gegen Hohl, welcher frü her das Barbierhandwerk getrieben und später magnetische Kuren vorgenommen hatte, bereits 1855 Anzeigen wegen magnetischen Kurirens beim Justizamt Frankenberg einge gangen waren, ohne daß die Untersuchung, da Hohl trotz steckbrieflicher Verfolgung nicht erlangt wurde, zum Aus trag gekommen war, ging im August d. I. wider ihn von einer Frauensperson aus Freiberg eine Anzeige wegen eineö angeblich an ihr verübten Betrugs in Höhe von 70 Thlr. ein und stellte sich durch eine Befragung derselben heraus, daß Hohl als „0 Pester, vormaliger Adjutant Heubners in den Maitagen des I. 1849 und als Erbe eines Ver mögens von 18,000 Thlrn", sich bei ihr eingeführt, ihr die Ehe versprochen und, unter dem Vorwände, daß das Geld bald bei Leipzig, bald in Prag deponirt sei und er, um es erheben zu können, Geld bedürfe, nach und nach ihr 70 Thlr. abzuschwindeln gewußt hatte. Der Angekl. zeigte gleich beim ersten Auftreten den Schwindler, der mit einer Suada sonder Gleichen sein Gebühren als ein ganz unschuldiges, sich selbst als den Verführten darstellte, an geistigen Störungen leiden und die fixe Idee haben wollte, daß er immer glaube, sehr vermögend zu sein, während er noch kein Geld besitze. Daß er versprochen, die Person ehelichen zu wollen, und daß er sie dadurch zu dem Geld darlehen verleitet, stellte er in Abrede. Der Verletzten Aus sage nach, die sie dann auch eidlich erhärtete, hatte der Ang einzig und alltin dadurch, daß er ihr die Ehe ver sprochen, sie zu Darleihung der 70 Thlr. in einzelnen Po sten, deren größter 21 Thlr. betrug, bewogen. Freilich ge- hörte ein gutes Portiönchen Leichtgläubigkeit dazu, Hohls Angaben, wozu er das Geld gebraucht, Glauben zu schen ken, indessen die Verletzte hatte schon das schöne Alter von 38 Jahren erreicht und diese Gelegenheit, unter die Haube in ihrem vorgerückteren Alter, wo sie schon alle Hoffnung aufgegeben haben mochte, zu kommen, mit Freuden ergrif fen, diese Freude auch — wie sie naiv erzählte — ihrem Geliebten nicht verschwiegen. Alles Läugnen half dem Ang. nichts, und, nachdem er eingestanden, die oben er wähnten magnetischen Kuren durch Auflegen der Hände und ohne Zuziehung eines Arztes verübt zu haben, ward er vom Gerichtshof zu 1 Jahr 2 Mon. 3 Tagen Arbeits hausstrafe verurtheilt. — Im Dorfe Thammenhain kam das zweijährige Kind des Viertelhüfners Hauke elendiglich um's Leben. Man hört das Kind in der Wohnstube, wo es sich allein befindet, schreien, findet dieselbe beim Oeffnen ganz mit Rauch erfüllt und nach einigem Suchen das Kind hinter dem übrigens ungeheizten Ofen mit glimmenden Kleidern und einem mit Ausnahme des Gesichts schwarz gebrann ten Körper. Es verstarb eine Stunde darauf und ist nicht ermittelt worden, was die Ursache der Verbrennung ge wesen sei. — Auktionen: Heute Vorm. 10 Uhr in der ehe maligen K Hofapotheke am Taschenberge sämmtliche Jn- ventariengegenftände. — Freitag den 13. Nov. Vorm. 11 Uhr innere Ramp. G. Nr. 21: neue und gut construirte Oekonomie-Maschinen. — Sonnabend den 14. Nov Nachm, halb 3 Uhr Palmstraße Nr. 20: Werkzeuge und sonstige Geräthschaften. — Montag den 16. Nov. früh 10 Uhr inn. Ramp. G. Nr. 21: fast neue Tischlerwerkzeuge und Holzvorräthe.