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Unterhaltung und Geschäftsverkehr. ^ 395. Donnerstag den 22. Oktober. 1857. Erscheint tagt. Morg. 7 Uhr. Inserate die Spaltzeile zu b Pf. werden bis Abends 7 Uhr (Sonntags von 11—-S Uhr) angenommen. 1. Abon nement » Vierteljahr 1 Thlr., (60 Zeilen unentgeldl. Inserate); 2. Abonnement a Vierteljahr 15 Ngr. bei unentgeldl. Lieferung in's Haus. Für auswärts durch die Post L Vierteljahr IS Ngr. — Einzelne Nummern 1 Ngr. Expedition: Johannes-Allee 6 u. Waisenhausstraße 6 pt. Local- und Proviurial-Nachrichteu. Dresden, den 22. October. Se. M. der König hat dem K. Preuß. Ober-Cere- monien meister, wirkt. Geh. Rath und Kammerherrn Freih. v. Stillfried-Rattonitz das Großkreuz des Albrechtordens, dem K. Preuß. Geh. Reg.-Rath und Conservator der Al- terthümer v. Quast dgs Comthurkreuz 2. El,, dem K. Preuß. Reg.-Rath und Landbaurath Ritter bas Ritter kreuz und dem Bauführer Stark zu Petersberg das Klein kreuz desselben Ordens verliehen. — Für den 4. Wahlbezirk des Fabrik- und Han delsstandes ist in Chemnitz der Kaufm. I. M. Eisenstuck zum Landtagsabgeordneten, sowie der Kaufm. und Stadt- verordnetenvorstcher I. E- ScyfertIzu dessen Stellvertreter mit an Einstimmigkeit grenzender Majorität gewählt worden. — (Schluß der gestern abgebrochenen Gerichtsver handlung.) Das Zeugenverhör begann mit dem 17jähri- gen Lehrling Braun, der vor dem Jahrmarkt die Waare aus dem Gewölbe hat auf's Bödchen schaffen helfen. Er schätzt das bei dieser Gelegenheit hinauf geräumte Schuh werk auf „ein paar Hundert Paar". Auch unfertige Waare und Stoff sei hinaufgeschafft worden, von Atlas aber weiß er nichts. Da übrigens der Zeuge in manchen Punkten von seinen früheren Aussagen, namentlich auch darin, daß der Meister am Abend vor dem Brande erst um 9 Uhr nach Hause gekommen, abweicht, so läßt der Vorsitzende den Ang. abführen und fragt den Zeugen, ob etwa Je mand mit ihm über die Sache gesprochen, worauf derselbe gesteht, daß die verehel. Theising mit ihm über die Sache gesprochen und er sich dabei von seinem Jrrthum über zeugt habe. Gesell Delling, welcher zur Zeit des Bran des für den Ang. gearbeitet, bezeugt, daß der damals vor handene Vorrath an Damenstiefeln allerdings nicht unbe deutend gewesen sei und wohl auf 4—500 Paar sich be laufen haben könne. Schuhmachermstr. Stöckel, der eben falls Arbeit für Th. geliefert, deponirt, daß dessen ganzes Lager zur Zeit der Messe wohl an 15—t600 Thlr. Werth gehabt haben könne. Die verehel. Th. stellt nicht in Abrede, daß sie mit dem Lehrburschen über seine Aus sagen gesprochen, aber eben nur aus dem Grunde, weil er sich wirklich geirrt habe, sie beschwört auch, daß ihr Ehe mann schon um 7 Uhr nach Hause gekommen, und daß er, als er vom Brande zurückgekommen, bestürzt gewesen sei, obwohl er ihr nichts weiter darüber gesagt habe. Der Herrendiener Höhle, welcher bei Th. hat arbeiten lassen und einigermaßen mit ihm befreundet gewesen ist, depo nirt, daß er am 7. Oct. Nachm, zweimal mit Th. in des sen Gewölbe gewesen und das zweite Mal gegen 7 Uhr mit ihm von dort weggcgangen sei, dabei auch das Licht ausgelöscht habe. Sein vielfacher Verkehr mit Th. an diesem Tage wird von ihm auf ziemlich unverfängliche Weise erläutert. Nachmittags 2 Uhr wurde eine Pause gemacht und um 3 Uhr das Zeugenvcrhör fortgesetzt. Die ersten zur Löschung des Brandes herbeigeeilten Per sonen sagten durchaus nichts aus, was den Verdacht ge gen Th. wesentlich hätte begründen können. Der Koch im „deutschen Hause", der den zwischen 12 und 1 Uhr ausgebrochenen Brand zuerst wahrgenommen, hat es auf dem Bödchen brennen sehen, und einen besonders pene tranten Geruch (nach verbranntem Leder) nicht bemerkt. Im Wesentlichen bestätigen dies auch andere Zeugen und namentlich der Schornsteinfegermeister Gämlig, der, ebenso wenig wie andere Zeugen, große Reste bemerkt hat, die auf verbranntes zahlreiches Fußwerk hätten schließen las sen. Der Feuerwächter Werthig, welcher eine Kiste vom Ort des Brandes herunter geräumt hat, deponirt, daß ihm dieselbe nicht sehr schwer vorgekommen. Die dritte kleinere Kiste ist von dem Hoflakei Gebier gerettet wor den. Sie ist ihm leer erschienen, doch kann er dies nicht bestimmt behaupten. Ein anderer Feuerwächter, welcher ebenfalls beim Löschen gegenwärtig gewesen, schätzt das von ihm gesammelte Häufchen Schuhwerk auf etwa 15 Paar. Pvlizeiinspector Geiler hat halb 1 Uhr, wo er beim deutschen Haus sich befunden, noch nichts von dem Brande bemerkt und erfuhr erst davon, als er bereits wie der in seiner Wohnung war, worauf er sofort an die Brand stelle eilte. Er sagt Th. sei erst um 2 Uhr, auf die Brand stätte gekommen und habe seine Freude gegen ihn ausge drückt, daß ein Pult, worin Geld befindlich, gerettet worden sei. Am Sonntag Morgen sei Th noch mit einem Andern (Höhle) zu ihm gekommen, und habe gegen ihn seinen Scha den auf 2000 Thlr. angegeben, was ihm aber unwahrschein lich geschienen, da er in dem untersuchten Schutte keine Spur von Leder gefunden. Am Hellen Tage habe er dann mit dem Bevollm. der Hamburg-Bremer Gesellsch. Hrn. Adv.Schmidt,