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Unterhaltung und Geschäftsverkehr. 253 Donnerstag de» 10. September. 1857. Erscheint tägl. Morg. 7 Uhr. Inserate die Spaltzeilc zu b Pf. werden bis Abends 7 Uhr (Sonntags von 11—2 Uhr) angenommen- I. Abon» nement t Vierteljahr 1 Thlr., <60 Zeilen unentacldl. Inserate); 2. Abonnement ä Vierteljahr 15 Ngr. bei unentgeldl. Lieferung in's Haus. Für auswärts durch die Post ä Vierteljahr 19 Ngr- — Einzelne Nummern 1 Ngr. Expedition: Johannes-Allee 6 u. Waisenhausstraße 6 pt. Local- un- Proviurial-Nachrichten. Dresden, den 10. September. Se. M. der König ist gestern früh ^1 Uhr von Halle wieder hier eingetroffen und hat sich nach Pillnitz begeben- — De. M. der König hat genehmigt, daß der Ka nonier C. A. Weber aus Heinewalde die ihm im Monat März d. I. verliehene silberne Lebensrettungsmedaille am weißen Bande tragen dürfe. — Vorgestern stand in der 2. Hauptverhandlung der ehemalige Weinhändler I. G Wirth aus Gruna bei Nie derwarthe wegen böswilligen Bankerots vor Gericht, wel cher früher Besitzer einer von seinem Vater erkauften Gartennahrung daselbst, die er jedoch erst vorm Jahre, während er ziemlich zu yleichcr Zeit den erst kurz vorher in großen Quantitäten emgekauften Wein schnell weiter vertrieb, zur Deckung des angeblich von seiner Frau Ein gebrachten dieser in Kauf und Lehn gegeben hatte. Im Decrmber 1856 und wiederholt im Januar 1857 war ihm vom Gerichtsamt Wilsdruf aufgegeben worden, eine Specification seines Vermögens einzureichen, und als diese nur 336 Thlr. Aktiva, worunter sich noch dazu eine Meng- verjährter Posten befanden, wohl aber 2926 Thlr. Passiva nachwieß, gegen ihn der Concurs eröffnet worden. ES kam nun hierbei an den Tag, daß er aus der Speci- fication eine Summe von 32 Thlr. weggelassen hatte, die ihm rin gewisser Fuhrmann in Belgrad schuldete, dem er sie auf einer im December vorigen Jahres nach Ungarn angeblich wegen Weineinkaufs unternommenen Reise da» geliehen hatte. Zu Vermeidung des hieraus zu erwarten den Nachtheils, gleichzeitig aber auch in der Absicht, diese Summe seinen Gläubigern dennoch zu entziehen, hatte er an den ihm befreundeten Lehmann eine vom Januar ba tikte Quittung über jene 32 Thlr. mit der Bitte gesendet, dieselbe an den Gütervertreter, ihm selbst aber zu gelege ner Zeit die 32 Thlr. zu schicken. Dieser Schwindel war aber in Belgrad zur Kenntniß des StadtrathS gekommen und es hatte derselbe hierher Bericht erstattet. W. giebt nun an, seine Frau habe ihm aus dem für sich zum Nieß brauch reservirtrn Kirschpachtgeld zur Reise nach Ungarn 105 Thlr. geborgt, davon habe er Lehmannen das Geld geliehen, dasselbe gehöre daher seiner Frau und nicht in die Concourömasse. Da aber W. das legale und tatsächliche Vorhandensein einer solchen Reservation durchaus nicht zu beweisen vermochte, so verurtheilte der Gerichtshof, nachdem die Vertheidigung (Adv. Fränzel) vergeblich die Abhörung der im Gerichtssaal anwesenden Ehefrau oder Vertagung beantragt hatte, dem Anträge der Staatsanwaltschaft (Hrn. Held's) gemäß ihn wegen betrügerischen Bankerotts zu 6 Mon. Arbeitshaus. — 9. Sept. I. Winkler, Handarb. und Kriegsres. aus Wuischke, hatte sich die während sei ner Militairdienstzeit ihm wegen Widersetzlichkeit gegen die Gensdarmerie zuerkannte Strafe von 30 Tagen strengen Arrests nicht zur Warnung dienen lassen, sondern am 1. Mai d I. Aehnliches wiederholt. Er wird an diesem Lage Ab. 9 Uhr von zwei Gensdarmen in Uniform im Ostra gehege schlafend gefunden, einen Sack mit Kohlen neben sich. Da von dem nahen Einschiffungsplatze der Alberts- bahn oft Kohlen auf unredliche Weise erholt werden, so vermuthen die Gensdarmen einen Diebstahl und wecken Winklern aus. Er aber — der übrigens im rechtlichen Besitz der Kohlen, doch etwas angetrunken war — ver weigert nicht nur trotzig jede Auskunft, sondern wirft auch, von den Gensdarmen escortirt, bei Ankunft in der Nähe der Stadt die Kohlen unter dem Ausrufe weg, es möge sie wegholen, wer da wolle. Durch alles dies hatte sich der Verdacht der Gensdarmen, daß die Kohlen entwendet seien, immer mehr gesteigert, und als sie nun Winklern aufforderten, ihnen auf die Wache zu folgen, verursachte er durch brutales Schreien und Toben nicht nur einen großen Auflauf, sondern widersetzte sich auch seiner Arre- tur dermaßen, daß er gebunden werden mußte und die Gensdarmen sich über eine Stunde mit ihm herumzuwür gen hatten, ehe sie ihn auf die Wache brachten, wo er sein ungebührliches Gebühren sortsetzt und man ihn schlie ßen mußte. Er wurde in Berücksichtigung seines ange trunkenen Zustandes zu 4 Mon. Gefängniß verurtheilt. — Der dritte Termin der in diesem Jahre zu erhe benden Stadtanlagen von» Grundwrrthe und nach den Miethzinsen ist mit 18 Pfennigen vom Hundert des er mittelten Grundwerthes und 6 resp. 3 Psinnigen von je dem Thaler Miethzins in der Zeit vom 14.—19. Sept. d. I. zur Stadtsteuerrinnahme durch die Herren Hausbe- sitzer bezügl. Administratoren zu entrichten, und werden alle hiesigen Einwohner, welche die fragliche Abgabe zu ent richten haben, diesfalls auf die an die Eigenthümer bezügl.